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Bürgermeister Mahns zieht Halbzeitbilanz: Mehr als Fusion und Flut im Neiletal

Seit Herbst 2015 ist er der Chef im Rathaus der Samtgemeinde Lutter am Barenberge: Bodo Mahns. Seine Amtszeit endet am 31. Oktober 2021, er hat also Halbzeit im Amt.  Foto: Archiv Gereke

Seit Herbst 2015 ist er der Chef im Rathaus der Samtgemeinde Lutter am Barenberge: Bodo Mahns. Seine Amtszeit endet am 31. Oktober 2021, er hat also Halbzeit im Amt. Foto: Archiv Gereke

Lutter. Als im Januar 2014 der Samtgemeinderat beschloss, ergebnisoffene Fusionsgespräche mit den Nachbarkommunen Langelsheim, Liebenburg und Seesen aufzunehmen, da hätten wohl so einige nicht daran geglaubt, dass es fast fünf Jahre später zu einem Samtgemeindebürgermeister, der in der Zwischenzeit neu zu wählen war, noch einmal eine Halbzeitbilanz zu ziehen gilt. 

Von Andreas Gereke Mittwoch, 21.11.2018, 20:00 Uhr

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Es kam bekanntlich bislang alles ganz anders: Seit Herbst 2015 sitzt Bodo Mahns (SPD) auf dem Chefsessel des Lutteraner Rathauses – und feiert nun das Bergfest seiner Amtszeit.

Und die Gespräche in Sachen Fusion laufen noch immer. Allerdings nur noch mit der Stadt Langelsheim, die im Frühjahr 2015 als Wunschpartner auserkoren worden war. Damals waren die Fusionsbestrebungen auf Eis gelegt worden, weil ein Zusammenschluss bis zur Kommunalwahl 2016 zeitlich nicht mehr zu realisieren war. Es war der Moment, wo klar war: Lutter braucht einen neuen Samtgemeindebürgermeister, denn der damalige Amtsinhaber Peter Kühlewindt (SPD) hatte angekündigt, sich zurückzuziehen.

Damit kam Mahns ins Spiel. Nie habe er vor einigen Jahren daran gedacht, um das Amt des Samtgemeindebürgermeisters zu kandidieren, er wollte immer nur in der Gemeinde Wallmoden politisch aktiv sein, deren Bürgermeister er war, hatte er mal erzählt. Doch mit überwältigender Mehrheit wählten ihn die Bürger zum ersten Mann der Samtgemeinde Lutter am Barenberge.

Mahns im Amt, das bedeutete auch frischen Wind fürs Rathaus: Die alten Stühle im Rathaussaal hatten endlich ausgedient und wichen neuen, ein neuer Internetauftritt im Langelsheim-Style löste den hausbackenen Vorgänger ab. Wenngleich: Mit der Aktualität hat auch die neue Homepage so manchmal ihre Probleme.

Apropos Probleme, die sind im Neiletal die gleichen geblieben: Die Samtgemeinde hat mit einem Einwohnerrückgang zu kämpfen – dümpelt um die 4000-Einwohner-Marke herum. Einwohnerverluste und die Sorge, die Aufgaben irgendwann einmal nicht mehr selbst meistern zu können, waren es auch, die Lutter nach einem Partner Ausschau halten ließen. Und so bestimmte das Thema Fusion auch Mahns Amtszeit. Der Rat beschloss im Frühjahr 2017, die Sondierungsgespräche mit Langelsheim wieder aufzunehmen. Jetzt, zum Ende des Jahres, könnte es nun Ernst werden: Die Räte in Langelsheim und Lutter entscheiden darüber, ob aus den Gesprächen auch Verhandlungen werden. Mahns hat schon für Lutter geworben, um Skeptiker zu überzeugen: „Wir sind der kleinere Partner, aber wir sind kein kranker Partner.“

Aber: „Solange die Fusion nicht feststeht, müssen wir zweigleisig planen“, erklärt Mahns – und das bedeutet Tagesgeschäft. In der Samtgemeinde laufen wieder die Vorbereitungen zur Verabschiedung eines Doppelhaushalts für 2019/20. Schon in den vergangenen Jahren hätte ein Bagger in das Wappen der Samtgemeinde aufgenommen werden können – kein Sommer ohne ein größeres Straßenbauprojekt, an dem nicht auch die Kommune beteiligt war. Gleichzeitig gilt es, zahlreiche Projekte der Dorfentwicklung anzustoßen und umzusetzen. Da bekommt die kleine Kommune mit der entsprechenden Förderkulisse so einiges auf die Reihe, allen voran die Sanierung der Dorfgemeinschaftshäuser in Hahausen und Alt Wallmoden. Geld nimmt die Samtgemeinde auch in die Hand, um die Pflichtaufgabe Feuerwehr zu modernisieren: Anbau und Umbau fürs Feuerwehrgerätehaus Lutter sowie neue Fahrzeuge und Geräte als Reaktion auf Fluten und Waldbrände im Sommer sind das Stichwort.

Fast könnte man meinen, alles laufe rund: Wäre da nicht die Sache mit dem Hochwasser. Zweimal soff in Mahns Amtszeit der alte Ortskern Neuwallmodens ab – Ende Juli 2017 und am Himmelfahrtstag 2018. Zweimal stand die Neilebrühe in den Häusern – und Mahns traf die volle Wucht des Bürgerzorns. Erstmals überschwemmte 1998 die Neile das alte Dorf, 2007 dann das zweite Hochwasser – die Vorgeschichte zum verheerenden Flut-Doppelschlag 2017/18. Bürger kritisierten, dass 20 Jahre nichts in Sachen Hochwasserschutz passiert sei – und Mahns in seiner Eigenschaft als Samtgemeindebürgermeister war für sie der Schuldige. Er bekam ab, dass sich jahrelang nur auf dem Papier etwas tat. So manch eine Kritik an Mahns glich einer Entgleisung, die unter die Gürtellinie ging.

Aber: Nach dem zweiten Hochwasser binnen zehn Monaten kam Bewegung in die Sache. Der Rat der Gemeinde Wallmoden brachte einen Fonds auf den Weg, um Hochwasserschutz im privaten Bereich an Haus und Hof zu fördern. Die Samtgemeinde initiierte zudem eine Spendenaktion für die Hochwasseropfer. Fördergelder für Projekte entlang der Neile, wie die Anhebung der Neuwallmodener Brücke, um den Durchlass zu erhöhen oder das Gewässerprofil flussabwärts aufzuweiten, sind beantragt. Ein Hochwasserrückhaltebecken am Steimker Bach ist wieder in der Diskussion, ein mobiler Hochwasserschutzdamm soll beschafft werden.

Fazit: Es herrscht keine Endzeitstimmung, und es bleibt einiges zu tun in Mahns’ zweiter Amtshälfte – gerade die Neuwallmodener werden ihm auf die Finger schauen, damit in Sachen Hochwasserschutz nichts schleifen gelassen wird, auch wenn eine Fusion konkret werden sollte.

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