Auf welche Veranstaltungen müssen die Goslarer verzichten?

Noch ist sein Openair am 27. Juni nicht abgesagt. Realistisch ist allerdings, dass der designierte Lincke-Ringträger Roland Kaiser seine Auszeichnung erst 2021 in Hahnenklee abholt – und dann vielleicht sogar zwei Konzerte auf der Pfalzwiese spielt. Foto: dpa
Was fällt in Goslar definitiv aus, für welche Veranstaltung besteht noch eine realistische oder auch nur minimale Chance? Die Corona-Lage war am Donnerstag aufgrund rechtlicher Vorbehalte ebenso wie bei den Ladenöffnungen noch unübersichtlich, ein Trend zeichnet sich aber ab.
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Aus Berlin vorgegeben ist wörtlich: „Großveranstaltungen spielen in der Infektionsdynamik eine große Rolle, deshalb bleiben diese mindestens bis zum 31.August untersagt.“ Aber was nach der Telefon-Schaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Mittwochabend verkündet wurde, muss in den Ländern selbst erst noch in hieb- und stichfeste Erlassform gegossen werden. Wichtig für alle: Wer zu früh zuckt und vor einer gültigen Gesetzes(vor)lage absagt, bleibt womöglich auf zusätzlichen Kosten sitzen.
Hannover hatte dem Landkreis Goslar laut Sprecher Maximilian Strache bis Mittwochmittag Zeit gegeben, eine eigene Einschätzung als Stellungnahme abzugeben. Für Freitag um 12 Uhr ist die Vorlage der Landesregierung angekündigt, die klare(re) Ausführungsbestimmungen liefern soll.
Bei der Stadt Goslar laufen nach Aussage von Oberbürgermeister Dr.Oliver Junk Sondierungen für eigene Veranstaltungen, was eventuell durch eine Verschiebung in den Oktober oder November noch gerettet werden könne. Dazu zählt unter anderem das am 20. März ausgefallene Goslarsche Pancket mit Douglas-Chefin Tina Müller, aber auch die Seniorenwoche. Die für den 28. Juni geplante Verleihung des Paul-Lincke-Rings an Roland Kaiser könnte theoretisch auch später im Jahr über die Bühne gehen. Er persönlich favorisiere eine Verlegung in 2021 – was sich an Pläne des Pfalzkonzerte-Veranstalters anlehnt.
Am 26. Juni Santiano, am 27. Juni Roland Kaiser: Offiziell abgesagt hat das Wernigeröder „StudioD4“ die beiden Openair-Konzerte auf der Pfalzwiese noch nicht. Geschäftsführer Christian Legler rechnet in der nächsten Woche mit Vollzug, wenn die Allgemeinverfügungen der Länder vorliegen und Details abgestimmt sind. Für Mitte August war eigentlich sogar schon ein Ausweichtermin gefunden – jetzt macht die neue Frist auch dieses Vorhaben zunichte. „Ich kann mir aber auch kein Konzert mit 1,50 Meter Sicherheitsabstand im Publikum und mit Schutzmaske für jeden vorstellen“, sagt Legler. Neuer Plan: Die Konzerte sollen genau ein Jahr später am letzten Juni-Wochenende 2021 stattfinden. Die Karten behalten ihre Gültigkeit. Es bestehe sogar die Aussicht, erklärt Legler noch mit aller gebotenen Vorsicht, eventuell ein Doppelkonzert mit Roland Kaiser hinzubekommen. Der aktuelle Auftritt war bereits ausverkauft. 2021 könne er vielleicht Samstag und Sonntag, Santiano wie gehabt am Freitag spielen.
Vorsitzender Sven Schneider vom Verein Volksfest als Veranstalter, geht zwar aktuell auch nicht davon aus, dass das Osterfeld-Spektakel wie gewohnt in der ersten Juli-Woche (3. bis 12. Juli) eröffnet. Er will aber am bereits verkündeten Plan festhalten und erst Ende Mai offiziell und in Abstimmung mit der Privilegierten Schützengesellschaft entscheiden. Zuvor soll auch noch einmal das Gespräch mit der Stadtspitze gesucht werden. Es seien zudem noch eine Reihe rechtlicher und steuerlicher Fragen zu klären.
Schützenvogt Wolfgang Graßl bestätigt diese Marschrichtung „ziemlich genau so“. Auf den schützeninternen Kanälen – etwa auf der Homepage – wollen die Privilegierten aber schon vorher kommunizieren, dass das Fest abgesagt werden müsse. Hier seien auch Anfragen von Verbandsebene zu beantworten. Die bereits von Ende April in den August verschobene große Geburtstagsfeier – die Schützengesellschaft wird 800 Jahre alt –wird ebenfalls gestrichen. „Wir werden das Jubiläum 2021 nachfeiern müssen“, sagt Graßl, „das ist nicht schön, aber es hilft ja alles nicht.“ Die Situation erfordere ein solches Handeln. Graßl mahnt: „Bevor wir zu einem Corona-Ausbruch beitragen...“
Die Goslarer Tage der Kleinkunst sind vom 5. bis 14. Juni terminiert – und werden mit dem aktuell geplanten Programm laut Förderkreis-Vorsitzendem Walfried Lucksch voraussichtlich komplett ins nächste Jahr geschoben. „Es ergibt keinen Sinn, wenn wir im Kulturkraftwerk mit zwei Meter Abstand sitzen, dann haben nur 50 Leute Platz“, sagt er und verweist auf ganz andere Kalkulationen. „Ich habe keine Hoffnungen, dass wir die Kleinkunsttage durchziehen können“, gesteht er ein, will vor einer offiziellen Absage aber auch noch den angekündigten Erlass abwarten.
Die März-Doppelschicht mit „Subway to Sally“ und Lotte in der alten Schlosserei ist wie berichtet bereits auf Ende Oktober verschoben. Jetzt werden die Männer von Miner’s Rock wohl auch das mit Völkerball und Lea besetzte Rammelsberger Werkstraßen-Openair um ziemlich genau ein Jahr vom 14./15. August 2020 auf Mitte August 2021 umterminieren müssen – so der Plan. „Wir sagen heute noch nicht ab, sind aber vorsorglich auch schon im Gespräch mit den Künstlern“, sagte Sprecher Christian Burgart am Donnerstag. Und wie gehabt: Bereits gekaufte Tickets behielten ihre Gültigkeit.
Der Kunsthandwerkermarkt am 1./2. August, das Vienenburger Seefest vom 14. bis 16. August – formal will und muss auch Geschäftsführer Mathias Derlin von der Goslar Marketing GmbH (GMG) mit einer Absage noch abwarten. „Uns ist aber sonnenklar, dass sich wohl nichts machen lässt“, sagt er. Die rund 300 Verträge, die sonst bereits im März für den Kunsthandwerkermarkt verschickt werden, habe die GMG wegen der Corona-Krise vorsichtshalber noch zurückgehalten – und nach Lage der Dinge richtig gehandelt.
Aber was kommt nach dem 31.August? Knapp zwei Wochen später steht für den 11. bis 13. September das Altstadtfest im Terminkalender. Ist eine Ausrichtung realistisch? „Das ist die große Nagelprobe“, meint GMG-Chef Derlin, wollte am Donnerstag aber vor einer für 17 Uhr anberaumten Aufsichtsratssitzung per Telefonschaltung keine Prognose abgeben. Er persönlich wäre angesichts der diskutierten Corona-Szenarien schon froh, wenn der Kaisermarkt am 10./11. Oktober wie geplant auf dem Marktplatz aufschlagen könnte. Dort soll noch einmal mit den Veranstaltern gesprochen werden.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Als eine Mitarbeiterin Donnerstagmorgen nachfragte, ob sie für 10.000 Euro günstig angebotene Lichterketten für den Weihnachtsmarkt einkaufen dürfe, habe er grünes Licht gegeben. „Da bleiben wir auf Kurs, den geben wir als Letztes auf“, versichert Derlin. Er startet aber auch erst am 25.November.