Abitur-Diebe: „Klau dich schlau am CvD“

Die Story Podcast Foto: GZ
In der aktuellen Folge des GZ-Podcasts spricht Zenya Knöbel mit Redakteur Frank Heine über den Einbruch in das alte Schulzentrum Goldene Aue. Das hatte Folgen für das an dem Tag anstehende niedersächsische Zentralabitur im Fach Politik-Wirtschaft.
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Goslar. Dieser Morgen bleibt zweifellos im Gedächtnis: Als in der Nacht auf den 11. April Einbrecher das alte Schulzentrum Goldene Aue heimsuchen und im Büro des CvD-Oberstufenkoordinators Ralf Töpperwien den Tresor mit den Politik-Klausuren mitgehen lassen, hat das mehr oder weniger unmittelbare Folgen für rund 8000 Abiturienten landesweit.
Die Prüflinge müssen die Ersatzklausur schreiben, die allerdings erst um 9.30 Uhr vom Server des Ministeriums heruntergeladen werden kann. Oder am 8. Mai noch einmal antreten. In Goslar herrscht an diesem Tag eher Gelassenheit. Andernorts in Niedersachsen liegen die Nerven durchaus blank.
Drei Gäste für Knöbel
In ihrem GZ-Podcast „Die Story“ hat Zenya Knöbel erstmals mehrere Gäste eingeladen, die den Tag aus ihrer Sicht schildern. CvD-Direktor Martin Ehrenberg erfuhr gegen 5 Uhr daheim in Salzgitter vom Schlamassel und setzte mit seinem Anruf gegen 6.40 Uhr im Kultusministerium die Krisenabwehr in Gang. GZ-Redakteur Frank Heine konnte sich auf seine lokalen Netzwerke verlassen und war so schnell und detailliert im Bild, dass die Medien vom Spiegel bis zur Deutschen Presseagentur die GZ zitierten.
Abiturient Niklas Gutnoff hatte schon vorab über Social Media erfahren, dass Einbrecher in der Schule waren, und erlebte an diesem Tag nicht nur seine zweite Abitur-Prüfung, sondern auch eine spektakuläre „TikTok“-Taufe. Sein Kurzvideo vom Warten vor dem Start kam am Ende auf mehr als zwei Millionen Aufrufe – eine Erfahrung, die er aber nicht unbedingt noch einmal haben muss.
Obwohl es mindestens einen Funfact gibt: Unter den vielen Reaktionen auf seinen Beitrag fand Gutnoff auch den ebenso klaren wie wenig ernst gemeinten Kommentar von offizieller „Drei Fragezeichen“-Stelle: „ein neuer Fall für uns!“ Anders lustig, aber natürlich auch nachvollziehbar ist die Geschichte, dass die Diebe womöglich von Waschbären, die als Dauermieter in Zwischendecken vagabundieren, vertrieben wurden. Die Polizei erkundete das Gebäude demnach auch mit Hunden, weil das Licht an war und Geräusche zu hören waren. Ansonsten heißt es von den Ermittlungen derzeit: „Im Westen nichts Neues“.
Ehrenberg wiederum brachte schlitzohrig eine fröhliche Podcast-Aufarbeitung des Vorfalls mit Kultusministerin Julia Hamburg (Grüne) ins Gespräch, als er von deren Goslarer Politik-Vergangenheit hörte. Hamburg war einst Goslarer Grünen-Chefin im Landkreis und auch schon zu Gast auf einem GZ-Podium zur Landtagswahl.
Nach den Goslarer Abitur-Diebstählen am CvD und 2018 am Ratsgymnasium könnte die Ministerin doch gern zur Eröffnung des neuen Schulzentrums Goldene Aue nach Goslar kommen? Weder Heine noch Gutnoff mochten widersprechen. Schließlich hatte das Land aus dem ersten Goslarer Diebstahl schon gelernt. 2018 mussten die Klausuren ausgetauscht werden, obwohl sie scheinbar ungeöffnet in einem Umschlag im RG-Stahlschrank lagen. Aber wer weiß schon, ob die Diebe nicht doch?… Seitdem, weiß Ehrenberg, sind diese Umschläge nämlich versiegelt. Mal schauen – oder besser hören, was es zum CvD-Einbruch noch alles zu erzählen gibt. Der geknackte Tresor jedenfalls liegt derweil nutzlos in einer alten Garage – der hat mit Sicherheit ausgedient. red