98 Jahre war es das Haus der Bücher
<p>Blick in den Hauptraum der Bibliothek, den ehemaligen Lesesaal (siehe Foto unten): Hier hat sich seit 1919 vieles geändert. Damals eröffnete an diesem Standort die erste öffentliche Bücherei Goslars. Fotos: Kempfer</p>
Goslar. Die Tage der Stadtbibliothek Goslar in der Marktstraße 1 sind gezählt – mit dem heutigen Tag sind es noch vier. Am Freitag sind die Nutzer zu einem Abschiedsgläschen eingeladen – am Samstag gehen bei Mitarbeiterin Ingrid Weers die letzten Bücher über den Tisch.
Goslar. Die Tage der Stadtbibliothek Goslar in der Marktstraße 1 sind gezählt. Am Freitag sind die Nutzer zu einem Abschiedsgläschen eingeladen – am Samstag gehen bei Mitarbeiterin Ingrid Weers die letzten Bücher über den Tisch.
Mitarbeiter und Stammkunden haben trotz Baustelle eine Träne im Knopfloch. „Wir werden am Freitag Taschentücher dabei haben“, sagt Leiterin Kirsten Brocks, die sich zusammen mit ihren sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zwar auf den neuen Standort freut – aber das eine schließt das andere bekanntlich nicht aus. Wird sie die schrägen Wände, die knarrenden Dielen und die niedrigen Zimmerdecken vermissen? Vielleicht: „Das Haus hat Charakter“, bekräftigt sie. Eines werde sie jedenfalls nicht vermissen: „die Bimmelbahn auf dem Weihnachtsmarkt“, verrät sie. Ihr Bürofenster lag genau gegenüber.
Drei Monate lang wird es keine Stadtbibliothek geben, erst zum Januar 2018 wird in der Sporthalle der ehemaligen Hauptschule Kaiserpfalz bis zur Einweihung des Kulturmarktplatzes eine „kleine Ausleihe“ eröffnen, mit rund 2000 Medien, wobei die ausgeliehenen dann um Neuanschaffungen ergänzt werden. Drei Monate Urlaub für die Bibliotheksmitarbeiter? Mitnichten. Kirsten Brocks lacht. „Wir haben immer Arbeit“, sagt sie, obwohl ihr der Gedanke an drei Monate „Wellness in der Sporthalle“ gefallen könnte. Stattdessen heißt es Ausräumen, Aufräumen, Aufbauen.
Gleich Anfang Oktober werdedie „kleine Ausleihe“ ausgesucht, 66 Quadratmeter stehen zur Verfügung, Platz für zehn bis 20 Rollregale. Dann müssen die Büros ausgeräumt werden, der voraussichtliche Auszug erfolgt im November, auf jeden Fall vor dem Aufbau des Weihnachtsmarktes. Auch drei Veranstaltungen gilt es trotz Schließung zu stemmen, von der „Geschichte vom Berg im Berg“ des Fördervereins über das „Lieblingsbuch am Freitag“ (ab 3. November) bis zum Vorlesetag der Bürgerstiftung (17.November). Sind die Bücher raus, wird ein öffentlicher Termin für den Möbelverkauf angesetzt.
Im Dezember geht es laut Brocks hauptsächlich um die Umarbeitung der Medien, sie bekommen neue Signaturen und einen Sicherheitschip. Eine Mitarbeiterin der Bibliothek wird künftig im Museum sitzen, dort wird im Foyer eine Leseecke mit den aktuellen Ausgaben der Zeitungen und Zeitschriften eingerichtet. Entliehene Bücher können dort abgegeben werden. Wer sich diese Woche noch einmal mit Literatur eindecken will, ist willkommen und hat mit Verlängerungen perE-Mail oder Telefon (704493) vielleicht bis Jahresende ausgesorgt...
In fast hundert Jahren Bibliotheksgeschichte hat sich vieles geändert. Es gab sogar eine eine Zeit, in der nur Herren die Lesehalle benutzen durften. Archivfoto: Stadtbibliothek
Arbeiten in der Baustelle – jetzt wird es Zeit für den Auszug.