„B&B“ am Kurpark: Braucht es wirklich noch ein Hotel?

In Bad Harzburg gibt es bereits eine Menge Übernachtungsmöglichkeiten. Nun kommt am Kurpark ein weiteres Hotel dazu. Foto: (Symbolbild) Stephanie Pilick/dpa
Auf dem Grundstück des ehemaligen Kursaals an der Bad Harzburger Kurhausstraße entsteht ein neues Hotel. „Noch eins?“, mag sich der eine oder andere fragen. Hat die Stadt nicht schon genug? Das sagen die örtlichen Hoteliers und Gastronomen dazu.
Bad Harzburg. Im Bad Harzburger Stadtgebiet gibt es laut Angabe der Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) Stand heute 17 kleinere und größere Hotels, fünf Pensionen und dazu etliche Ferienwohnungen. Braucht es da überhaupt noch weitere Übernachtungsmöglichkeiten? Diese Frage stellt sich der eine oder andere angesichts des neuen „B&B“-Hotels, das die Hannoveraner Realique-Investment-Gruppe auf dem Gelände des ehemaligen Kursaals in der Kurhausstraße errichten lässt (die GZ berichtete).
„Auf jeden Fall“, entgegnet dem Jochen Borchers, Vorsitzender des Bad Harzburger Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. Natürlich gebe es unter den Hoteliers und Gastronomen in der Kurstadt durchaus unterschiedliche Meinungen zum neuen „B&B“-Hotel. Insgesamt empfinde man dieses aber als einen Gewinn. Allein schon aus Gründen der Quantität.
Für einen schmalen Taler
In den vergangenen drei Jahren seien in Bad Harzburg nämlich gleich fünf Hotels geschlossen worden, etwa der „Braune Hirsch“ oder das „Vitalhotel am Stadtpark“, erinnert Borchers. Dadurch seien rund 200 Betten weggefallen. „Diese Kapazitäten fehlen einfach“, sagt er. Das neue „B&B“-Hotel, das am 1. Oktober 2026 eröffnen soll, werde laut Realique über 90 Zimmer verfügen. Sie könnten den Verlust also zu einem erheblichen Teil wieder auffangen.
Ähnlich sieht das auch KTW-Geschäftsführer Christian Klamt. Zunächst müsse man immer schauen, dass die bestehenden Hotels ausreichend ausgelastet seien, erklärt er. Ist das der Fall, könne mit neuen Hotels versucht werden, neue Zielgruppen anzusprechen. Genau das soll mit dem „B&B“ erreicht werden. Das neue Hotel bringt nämlich ein Konzept in die Stadt, das es dort bislang in solch großem Stil noch nicht gab. „B&B“-Hotels werden mit geringerem finanziellen und personellen Aufwand betrieben und zählen daher zu den Low-Budget-Hotels. Diese Hotels sind nicht auf Urlauber ausgelegt, die zwei Wochen mit der Familie kommen, sondern zielen auf Gäste, die für ein paar Tage übernachten, um die Gegend kennenzulernen und dort etwas zu unternehmen. Und das für einen vergleichsweise niedrigen Preis.An der Kurhausstraße
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Wie genau dieses Konzept im Detail aussehen soll und wie es am besten auf die Stadt Bad Harzburg als Heilbad-Ort abgestimmt werden könnte, solle demnächst ein Gespräch mit der „B&B“-Gruppe klären, sagt KTW-Geschäftsführer Klamt.
Jedes Hotel in Bad Harzburg hat sein eigenes Konzept, bedient bestimmte Nischen. Nun komme mit dem „B&B“-Hotel eine weitere Nische hinzu, sagt Borchers. Insofern sehe man das neue Hotel „überhaupt nicht als Konkurrenz“, sondern vielmehr als eine Bereicherung des Angebots. Natürlich werde es für die kleineren Beherbergungsbetriebe der Stadt, die ebenfalls mit niedrigen Preisen locken, zunächst eine Herausforderung werden, gegen den Neuling zu bestehen. „Aber das wird sich bereinigen und von selbst regulieren“, schätzt Borchers.
Auf dem aufsteigenden Ast
Die Nachfrage nach kostengünstigen Übernachtungen scheint jedenfalls groß: „B&B-Hotels“ ist laut einer Marktstudie der PKF Hospitality Group mittlerweile die größte Hotelmarke Deutschlands. Zwischen 2024 und 2025 ist die Zahl ihrer Häuser von 184 auf 227 gestiegen. Noch bis Ende dieses Jahres soll sie nach Unternehmensangaben sogar noch auf 240 Hotels ausgebaut werden. Langfristiges Ziel sei es, bis 2030 etwa 400 Hotels in Deutschland und Österreich zu betreiben oder vertraglich gesichert zu haben. Zum Vergleich: Platz zwei im Ranking belegt die Marke „Best Western“ mit derzeit 132 Hotels in Deutschland.
So soll das neue „B&B“-Hotel am Kurpark einmal aussehen. Foto: (Konzept) Realique Investment
„B&B“ bedeutet „Bed and Breakfast“, außer einem Frühstück dürfen Gäste des Hotels also keine weitere Gastronomie erwarten. Auch das sei ein positiver Aspekt, findet Jochen Borchers. Davon würden nämlich die örtlichen Restaurants profitieren, ebenso der Einzelhandel. Das neue Hotel könne also zu einer positiven Stadtentwicklung beitragen. Dankbar zeigt sich Borchers im Namen des Dehoga deshalb gegenüber Investor und Realique-Geschäftsführer Nils Schmidt. Das Unternehmen lässt sich das Projekt zehn Millionen Euro kosten. „Wir freuen uns über jeden, der den Mut hat, so viel Geld auszugeben“, sagt er. Davon würden letztlich alle profitieren. Schmidt schließt wie berichtet übrigens nicht aus, möglicherweise eines Tages noch ein zweites Hotel mit noch einmal 60 bis 80 Zimmern zu errichten, gleich neben dem Neubau in der Kurhausstraße.
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