Frust beim Oberharzer DRK: Altkleidercontainer sind voller Müll

Die Ehrenamtlichen des DRK in Clausthal-Zellerfeld müssen regelmäßig unbrauchbare Spenden aussortieren und auf eigene Kosten entsorgen. Foto: Neuendorf/DRK
Immer wieder landet Hausmüll wie gebrauchte Windeln im Altkleidercontainer des DRK Clausthal-Zellerfeld. Auch sperrige Geräte wie eine Spülmaschine müssen die Ehrenamtlichen entsorgen. Sie sind frustriert und überlegen, ob sich der Aufwand noch lohnt.
Clausthal-Zellerfeld. Das ist ein ekeliger Anblick: Zwischen aussortierten Hosen und Jacken liegen im Altkleidercontainer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Clausthal-Zellerfeld gebrauchte Windeln, Bauschutt und einmal sogar ein ausgestopfter Fuchs. Aktuell steht dort eine ausrangierte Spülmaschine. „Wir sind kein Sozialkaufhaus“, sagt Jürgen Müller, stellvertretender Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins. Die Ehrenamtlichen müssen regelmäßig Müll entsorgen, der dort nichts zu suchen hat – auf eigene Kosten und in ihren privaten Autos.
Der Frust über diesen Extraaufwand sitzt tief. Besonders ärgerlich wird es, wenn Müllbeutel aufgerissen und die Kleidung neben Unrat verstreut liegt. Bei dem regnerischen Wetter sind die Textilien dann oft unbrauchbar. Teilweise sehen die Säcke laut Müller so räudig aus, dass man sie kaum noch anfassen will.
Ermittlungserfolg der Rotkreuzler
„Das Thema ist so alt wie die Sammelbehälter“, bemerkt der stellvertretende Bereitschaftsleiter. Doch in letzter Zeit habe das Problem wieder zugenommen. Auch im Stadtgebiet landen immer wieder ganze Säcke mit Müll und Textilien neben den anderen kommerziellen Altkleidercontainern oder sogar unter Zigarettenautomaten, wie zuletzt in der Erzstraße. Wenn es sich nur um einen Beutel Hausmüll handelt, wirft das DRK ihn notgedrungen in die eigene Tonne. „Aber die Empörung bleibt“, kritisiert Müller die fehlende Wertschätzung des Ehrenamts. Nur weil jemand zu faul sei, sich um die ordnungsgemäße Entsorgung zu kümmern, müsse der Ortsverein einspringen.
Denn häufig reicht auch die Restmülltonne nicht aus – wie bei dem aktuellen Beispiel mit der Geschirrspülmaschine. Bei größeren Fällen von illegaler Müllentsorgung schaltet der Ortsverein auch schon einmal die Polizei ein. Das sei ebenfalls wieder mit Aufwand verbunden. Und selbst eine Anzeige sei noch kein Garant dafür, den Täter zu schnappen.

Jemand hat im September seine aussortierte Kleidung bei dem Zigarettenautomaten in der Erzstraße entsorgt. Foto: Privat
Manchmal gelingt den Rotkreuzlern immerhin ein kleiner Ermittlungserfolg. Wenn sich in den Beuteln Briefe oder zerschnittene Chipkarten mit Adressen befinden, dann stehen die DRK-Leute schon einmal bei den Verursachern vor der Tür – mit dem Müll in der Hand. „Das war dann ziemlich unangenehm“, sagt Müller und lacht. Doch dafür fehle meist die Zeit, und der Lerneffekt sei selten von Dauer, denn schon am nächsten Tag taucht der nächste Müllsünder auf.
Dabei ist es laut dem stellvertretenden Bereitschaftsleiter gar nicht so schwer, richtig zu spenden. Das DRK bittet darum, nur saubere Kleidung in den Container zu geben. „Sie muss noch nicht einmal frisch gewaschen sein“, erklärt Müller. „Aber große Flecken oder starke Verschmutzungen bitte nicht.“ Erlaubt sind Bekleidung, paarweise gebündelte Schuhe, Bettzeug und Handtücher. Kleine Mängel wie ein Loch oder abgetragene Säume stellen kein Problem dar, vieles kann noch zu Putzlappen oder Autodämmmaterial verarbeitet werden, so Müller. Gut erhaltene Kleidung wird gereinigt und weiterverwendet, besonders schöne Stücke gehen an den Kleiderladen des Kreisverbands Osterode-Goslar. Dort seien die Lagerkapazitäten aber ebenfalls begrenzt.
Neue Regelungen in der EU
Seit dem 1. Januar 2025 gelten in der Europäischen Union neue Regeln: Alle Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass Textilien getrennt vom übrigen Müll gesammelt werden. Ziel ist, mehr Kleidung wiederzuverwenden und weniger zu verbrennen. Für Verbraucher ändert sich im Alltag zunächst wenig, denn die bekannten Altkleidercontainer bleiben. Stark verschmutzte, ölige oder schimmlige Textilien dürfen weiterhin im Restmüll entsorgt werden – allerdings getrennt von anderem Hausmüll. Bei Unsicherheiten gilt als Faustregel die Frage, ob man das entsprechende Stück noch einem Freund oder Bekannten geben würde. Lautet die Antwort „nein“, sollte die Kleidung auch weiterhin im Restmüll landen.
Die steigende Menge an (falsch) entsorgter Kleidung bereitet dem DRK zunehmend Kopfzerbrechen. Laut der Europäischen Union wirft durchschnittlich jede Person in Europa rund zwölf Kilogramm Textilien pro Jahr weg. Aufgrund der Scherereien fragt sich der Ortsverein in Clausthal-Zellerfeld immer wieder, ob sich der Aufwand, den Sammelcontainer zu betreiben, überhaupt noch lohnt. Jedoch unterstützt jede Kleiderspende am Rollplatz die Ehrenamtlichen. „Mit dem Erlös, den wir durch den Verkauf der Kleiderspenden erzielen, sind wir in der Lage, die Jugendarbeit oder die Arbeit der Bereitschaft vor Ort zu ermöglichen“, erklärt Jürgen Müller. Konkret werden so beispielsweise Materialien der Bergwacht finanziert oder die Schutzausrüstung der Einsatzkräfte.
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