So plant Goslar die Markterkundung fürs Kaiserpfalzquartier
Die Stadt Goslar sucht neue Investoren für das Pfalzquartier. Ob die Pläne von Nieto Sobejano für Hotel und Stadthalle dabei noch eine Rolle spielen, ist offen. Foto: Architektenbüro Nieto Sobejano
Die Stadtverwaltung legt offen, wie sie neue Investoren für das Pfalzquartier finden will. Die Markterkundung soll Anfang 2026 starten. Zwei Szenarien stehen zur Debatte.
Goslar. Wie könnte das Kaiserpfalzquartier doch noch gebaut werden – und womit lockt man neue Investoren? Diese Fragen soll eine Markterkundung beantworten, die die Stadtverwaltung jetzt vorbereitet. Bau- und Wirtschaftsausschuss beraten am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung über das weitere Vorgehen. Die GZ klärt vorab die wichtigsten Fragen.
So läuft das neue Markterkundungsverfahren
Nach dem überraschenden Rückzug der Tessner-Gruppe im August steht das Projekt Kaiserpfalzquartier vor einem Neustart. Die Stadtverwaltung schlägt vor, im ersten Quartal 2026 eine formlose Markterkundung durchzuführen.
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Am Donnerstag (4. Dezember) beraten Bau- und Wirtschaftsausschuss in einer gemeinsamen Sitzung über dieses Vorgehen. Die Markterkundung soll klären, ob es überhaupt Investoren gibt, die das Projekt weiterentwickeln wollen – und unter welchen Bedingungen.
Was eine Markterkundung ist
Eine Markterkundung ist kein Teil einer Ausschreibung, sondern ein Vorbereitungsschritt. Die Stadt kann damit nach eigenen Angaben unverbindlich prüfen: Welche Investoren haben grundsätzlich Interesse? Welche Modelle für Hotel, Veranstaltungshalle und Tiefgarage sind realistisch? Welche wirtschaftlichen Rahmenbedingungen brauchen Investoren? Erst wenn sich zeige, dass es ernsthafte und geeignete Investoren gibt, soll später ein förmliches Ausschreibungsverfahren starten.
Umstrittenes Projekt
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Welche Varianten geprüft werden
Die Verwaltung stellt zwei mögliche Bauvarianten für Investoren in Aussicht: entweder Hotel plus Veranstaltungshalle plus Tiefgarage oder Veranstaltungshalle plus Stellplatzeinrichtung. Ein reines Hotelprojekt soll ausgeschlossen werden. Die bisherigen Planungen des Architekturbüros Nieto Sobejano dürfen neue Investoren berücksichtigen – müssen sie aber nicht. Die Tessner-Gruppe hat zugesagt, die Unterlagen einem Nachfolger zur Verfügung zu stellen. Ebenso hat sich der Ex-Investor verpflichtet, einen Zuschuss von insgesamt 10,5 Millionen Euro für die Stadthalle zu prüfen, deren geschätzte Baukosten mittlerweile laut inoffiziellen Zahlen bei über 20 Millionen Euro liegen.
Urte Schwerdtner im GZ-Interview
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Welche Rolle die Stadt selbst spielt
Die Stadt Goslar möchte sich finanziell möglichst gering an den Investitionen beteiligen. Allerdings bringt sie eine Möglichkeit ins Spiel, den Bau einer Stadthalle für einen Investor attraktiver zu machen. Die Idee: Die Stadt tritt als „Ankermieter“ der Veranstaltungshalle auf, um auf diesem Weg einen finanziellen Ausgleich etwa für kulturelle oder gemeinnützige Veranstaltungen zu gewährleisten, die sich wirtschaftlich nicht selbst tragen. Weitere Finanzierungsmodelle könnten im Rahmen der Markterkundung diskutiert werden.
Wie es nach der Markterkundung weitergeht
Kommt die Markterkundung zu positiven Ergebnissen, startet ein förmliches Ausschreibungsverfahren. Dafür kalkuliert die Verwaltung ein bis anderthalb Jahre – inklusive Vorbereitung und Erstellung des Leistungsverzeichnisses. Für den Fall, dass die Markterkundung negativ ausfällt, soll parallel eine Machbarkeitsstudie für das Pfalzquartier entstehen. Sie untersucht, wie eine Stadthalle mit integriertem Parkplatzangebot im Pfalzquartier aussehen könnte. Dabei wird analysiert, ob zusätzliche Einrichtungen integrierbar wären, etwa ein Welcome-Point für Touristinnen und Touristen, ein Ticketverkauf für die Kaiserpfalz, ein Souvenirshop, ein Kiosk oder öffentliche Toiletten. Die Studie soll bis Ende des ersten Quartals 2026 vorliegen – also parallel zur Markterkundung.
Was das alles kostet
Für die Machbarkeitsstudie stellt die Stadt 40.000 Euro bereit.
Die Summe soll noch im Haushalt 2025 aus der sogenannten Planungspauschale abgedeckt werden.
Warum der Zeitpunkt wichtig ist
Der neue Bebauungsplan für das Kaiserpfalzquartier wurde am 18. November vom Goslarer Rat beschlossen und soll im Januar 2026 in Kraft treten. Er schafft erstmals verbindliches Baurecht für Hotel und Halle – laut Stadtverwaltung eine zentrale Voraussetzung, um Investoren überhaupt anzusprechen.
Was nun politisch entschieden werden soll
Wirtschafts- und Bauausschuss diskutieren über den Start der Markterkundung im ersten Quartal 2026, die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie als Absicherung sowie die Bereitstellung der nötigen finanziellen Mittel. Beide Ausschüsse gaben am Ende eine Empfehlung ab. Der Goslarer Rat entscheidet am 16. Dezember.

Die Zukunft des Pfalzquartiers: Noch ist unklar, in welche Richtung das Städtebauprojekt abbiegt. Foto: Roß (Archiv)
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