Clausthals Kirche nach Brand: Verkohlte Balken legen Ausmaß frei
Bei den Arbeiten an der Marktkirche ist besondere Vorsicht wichtig, um nicht noch einen größeren Schaden anzurichten. Foto: Neuendorf
Nach dem verheerenden Brand geht die Sanierung der Clausthaler Marktkirche gut voran. Die Arbeiter legen die verkohlten Balken frei. Wie steht es um die Höhe des Schadens?
Clausthal-Zellerfeld. Die Sanierung der Clausthaler Marktkirche nach dem verheerenden Brand im Juli läuft seit einigen Wochen auf Hochtouren. Und sie kommt gut voran, wie Pastorin Mirja Rohr beobachtet. Noch bis zum 19. Dezember wird gearbeitet, danach legen die Zimmerer eine Weihnachtspause ein. Bereits am 4. Januar geht es weiter.
Derzeit trägt die Firma in mitunter zwölf Metern Höhe die verkohlten Balken der Ostseite ab. Die Balken werden freigelegt, begutachtet und entschieden, was noch zu retten ist, sagt Pastorin Rohr nach Rücksprache mit der zuständigen Architektin. Während unten verbautes Eichenholz den Flammen besser standhielt, sind die weicheren Fichtenbalken weiter oben stark beschädigt. Jeder verkohlte Balken muss ersetzt werden, um die Statik in Deutschlands größter Holzkirche zu sichern. Bei dem Kulturgut von nationaler Bedeutung ist für das Team auf dem Gerüst größte Vorsicht nötig, um nicht noch zusätzliche Schäden zu verursachen.

Jeder verkohlte Balken muss abgetragen werden, um die Statik der Marktkirche zu sichern. Foto: Neuendorf
Fichten aus dem Forstamt Clausthal
Das Material für die Arbeiten an der Kirche kommt dabei zum Teil auch aus dem Oberharzer Wald. Das Forstamt Clausthal hat aus dem Stadtwald, wie berichtet, rund 40 Fichtenstämme für die Ernte vorbereitet. Die rund 100-jährigen Nadelbäume haben ihr Zielalter erreicht. Die Ernte dieser Fichten soll Platz für bereits nachwachsende Laubbäume wie Bergahorn oder Buchen schaffen. Die notwendige Auslese dient also der Jungwaldpflege und stärkt die verbleibenden Bäume im Stadtwald.
Reparaturen laufen
Nach Clausthaler Marktkirchenbrand: Holz kommt aus dem Harzer Wald
Bekannt ist, dass die Versicherung für den Brandschaden aufkommt. Mit Kostenschätzungen halten sich alle Beteiligten jedoch weiter zurück – nicht aus Geheimhaltung, betont Rohr, sondern weil das tatsächliche Ausmaß erst nach und nach sichtbar werde. „Jetzt durch das Freilegen der Balken zeigt sich der Schaden immer deutlicher.“ Gleichzeitig bleibt es dabei: Die Gemeinde hat Glück gehabt. Durch das schnelle und beherzte Eingreifen der ehrenamtlichen Feuerwehrleute konnte ein noch größerer Schaden verhindert werden. Auch die millionenschwere Orgel kam, abgesehen von einigen Spritzern Löschwasser, unversehrt davon und konnte bei Gottesdiensten sowie Konzerten bereits wieder erklingen.
Arbeiten sind nicht vor Sommer fertig
Die komplizierten Reparaturen an der Holzkonstruktion werden dennoch dauern, so die Pastorin. Vor Sommer 2026 ist mit einem Abschluss der Arbeiten auf keinen Fall zu rechnen. Der neue Anstrich im charakteristischen Blauton könne ohnehin erst erfolgen, wenn es trocken und dauerhaft frostfrei ist.

Über einen Seilzug befördern die Arbeiter die verkohlten Holzbalken nach unten. Foto: Neuendorf
Auch wenn der Brand an der Kirche schon bald ein halbes Jahr her ist, sitzt der Schock noch immer in den Knochen der Marktkirchengemeinde. Dennoch überwiegt mittlerweile die Erleichterung. In der Nacht zum 20. Juli stand das Gotteshaus an der Ostseite in Flammen. Das Feuer hatte sich vom Boden bis in den Dachstuhl gefressen. Ermittler stellten früh fest, dass es sich nicht um einen technischen Defekt handelte, sondern um vorsätzliche Brandstiftung.
Gerüst kommt bald
Nach dem Brand: Sanierung der Clausthaler Marktkirche beginnt
Noch in der Tatnacht nahmen die Beamten einen 47-jährigen Mann in unmittelbarer Nähe der Kirche fest, mussten ihn aber zunächst wieder gehen lassen. Der mehrfach wegen ähnlicher Delikte vorbestrafte Clausthaler soll zudem mit einer weiteren Brandstiftung an einem Wohnhaus am Dorotheer Zechenhaus in Verbindung stehen. Mittlerweile wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen, die Ermittlungen zu beiden Fällen dauern an.
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