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Wende in Sicht?

GZ Plus IconHoffnung für das Oberharzer Bergwerksmuseum

Wenn das Bergwerksmuseum weiterbestehen soll, ist Eile gefragt.

Wenn das Bergwerksmuseum weiterbestehen soll, ist Eile gefragt. Foto: Neuendorf

Eigentlich hatte der Clausthal-Zellerfelder Rat das Aus des Oberharzer Bergwerksmuseums schon beschlossen – ließ sich aber eine Hintertür auf. Jetzt könnte es eine Wende im Ringen um die traditionsreiche Einrichtung geben.

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Von Sören Skuza
Mittwoch, 01.10.2025, 14:00 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Es ist ein wilder Ritt. Im Hin und Her um das Bergwerksmuseum könnte der Oberharzer Geschichts- und Museumsverein (OGMV) nun doch wieder für den Fortbestand der Zellerfelder Einrichtung sorgen – und bringt die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) ins Spiel. Klar ist: Es muss jetzt schnell gehen.

Eigentlich ist es beschlossene Sache: Die Welterbe-Stiftung wird die Betriebsführung des Oberharzer Bergwerksmuseums mit Ablauf des 31. Dezembers dieses Jahres abgeben. Das hatte der Rat der Stadt Clausthal-Zellerfeld wie berichtet bereits Ende vorigen Jahres entschieden. Mit der Stiftung hatte sich der Stadtrat aus verschiedenen Gründen zerstritten, ein neuer Betriebsführer sollte also fortan die Geschicke des Museums lenken. Nur wurde über Monate hinweg keiner gefunden. Folgerichtig gab das Stadtparlament vor wenigen Wochen dem Bergwerksmuseum den vorläufigen Gnadenstoß. Das Museum wird dem Beschluss zufolge zum 1. Januar 2026 geschlossen – sofern sich nicht doch noch eine geeignete Lösung bis zum 4. Dezember findet.

Brief an Vereinsmitglieder

Eine solche versucht nun der Oberharzer Geschichts- und Museumsverein zu finden. Am Wochenende verschickten OGMV-Vorsitzende Barbara Diederich und Schatzmeister Justus Teicke ein Schreiben an die Vereinsmitglieder, in dem sie erklären, wie das möglicherweise umzusetzen sei, nicht ohne eine kleine Spitze. „Eigentlich war man wohl der Meinung, dass sich im Laufe des Jahres 2025 eine andere Betreiberkonstellation findet, doch hat sich diesbezüglich kein geeigneter Betreiber bereiterklärt, dieses Museum weiterzuführen“, heißt es darin. „Wie man hört, werden hier einige Risiken sehr hoch bewertet.“

Das Gebäude in der Bornhardtstraße 16 ist sanierungsbedürftig.

Das Gebäude in der Bornhardtstraße 16 ist sanierungsbedürftig. Foto: Skuza/Archiv

Von Risiken war in der September-Ratssitzung und auch in den Monaten zuvor immer wieder einiges zu hören (die GZ berichtete). Da ist etwa nach wie vor der bauliche Zustand der Bornhardtstraße 16, dem „Hauptgebäude“ des Bergwerksmuseums. Hier geht es nicht nur Schönheitsreparaturen, sondern um statische Mängel. Das Gebäude befindet sich bekanntermaßen im Eigentum der Stadt, eine Sanierung des gesamten Hauses würde nach Angaben der Verwaltung Kosten in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro verursachen.

Für das Welterbe-Informationszentrum hat die Stiftung noch einen Vertrag bis 2037.

Für das Welterbe-Informationszentrum hat die Stiftung noch einen Vertrag bis 2037. Foto: Neuendorf/Archiv

Direkt nebenan in der Bornhardtstraße 14, die sich ebenfalls in städtischer Hand befindet, steht zumindest das Erdgeschoss nicht für den eigentlichen Museumsbetrieb zur Verfügung, weil dort die Stiftung Welterbe im Harz das Welterbe-Informationszentrum betreibt. Dafür hat die Stiftung noch einen Vertrag bis 2037. Eine vertrackte Lage also.

Schließung „unvorstellbar“

Dennoch: „Eine Schließung des ältesten deutschen Technikmuseums mit seiner über 130-jährigen Geschichte, seiner nationalen und internationalen Bedeutung und seinem äußerst wertvollen Bestand an Exponaten vor allem aus dem Bergbau vor dem 20. Jahrhundert ist für uns unvorstellbar“, schreiben Barbara Diederich und Justus Teicke. „Deshalb sind wir vom Vorstand bereit, nun wieder in die Verantwortung zu gehen, um dieses Desaster zu verhindern. Schließlich hat der OGMV das Museum über viele Jahrzehnte selbst betrieben.“

Zur Erinnerung: Die Welterbe-Stiftung hatte erst im Jahr 2014 das Ruder Zellerfeld in die Hand genommen, nachdem die Oberharzer Wasserwirtschaft in das Welterbe aufgenommen worden war. Die Stiftung wurde eigens dafür gegründet, das Welterbe zentral zu verwalten, zu vermitteln und zu vermarkten. Zuvor war seit 1926 der Geschichts- und Museumsverein für das Museum in Zellerfeld zuständig.

Stammkapital vom OGMV

Jetzt also die Rückkehr dahin? Jein. „Wir stellen Überlegungen an, eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) zu gründen und diese Gesellschaft zumindest für die nächsten Jahre das Bergwerksmuseum betreiben zu lassen“, erläutern Diederich und Teicke. „Aus unserer Sicht kann und sollte auch der OGMV für diese Gründung das Stammkapital in Höhe von 25.000 EUR stellen.“

Doch noch sind nicht alle Antworten gefunden. Weiter heißt es in dem Schreiben an die Mitglieder: „Aktuell sind wir noch am Recherchieren und Sondieren, was hier möglich ist und was beachtet werden muss. Aber die Zeit drängt. Wenn wir diesen Weg weiter gehen wollen, eine gGmbH gründen und künftig über diese das Museum zu betreiben, müssen wir unsere Satzung anpassen und auch einen Beschluss über die Einzahlung des Stammkapitals mit Ihnen, den Mitgliedern fassen. Wir gehen davon aus, dass wir etwa für Anfang November eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit den Tagesordnungspunkten Gesellschaftsgründung und Satzungsänderung einberufen werden.“

Appell an die Politik

Mit Blick auf die Umsetzung des Vorhabens appellieren die beiden Vorstandsmitglieder auch an die Oberharzer Politik: „Dabei hoffen und erwarten wir, dass unsere Ratsdamen und -herren trotz der genannten Zwänge im Interesse der Bewahrung und Vermittlung unseres historischen Erbes auf unser Konzept eingehen; denn ohne die Unterstützung der hiesigen Politik und der Öffentlichkeit wird es sich nicht umsetzen lassen.“

Zur Weihnachtsschicht im Oberharzer Bergwerksmuseum schmücken Kinder Bäume.

Zur Weihnachtsschicht im Oberharzer Bergwerksmuseum schmücken Kinder Bäume. Foto: Knoke/Archiv

Derweil rührt auch Ulrich Reiff, Museumsleiter und Beisitzer im Museumsverband Niedersachsen-Bremen, die Werbetrommel dafür, weiterhin nach einer Lösung für den Fortbestand der Einrichtung zu suchen. Ein Runder Tisch, der in der kommenden Woche zum ersten Mal zusammenkommen soll, war wie berichtet bereits in der Vergangenheit durch den Museumsverband ins Spiel gebracht worden. „Flankierend kommt von vielen Seiten Unterstützung und die klare Forderung an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, sich ernsthaft um Lösungen zum Erhalt des Oberharzer Bergwerksmuseums zu bemühen“, so Reiff in einem Rundschreiben. Zudem sei eine Online-Petition in Vorbereitung.

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