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Zeitreise im Goslarer Traditionshaus

GZ Plus IconDie GZ blickt hinter die Türen der geschlossenen „Kaiserworth“

Stuhllager im Kaisersaal der Worth: Was hier steht, soll später auf einer Auktion im früheren Max-Bahr-Baumarkt versteigert werden.

Stuhllager im Kaisersaal der Worth: Was hier steht, soll später auf einer Auktion im früheren Max-Bahr-Baumarkt versteigert werden. Foto: Epping

Fast 27 Monate lang hat kein Gast mehr das Hotel „Kaiserworth“ von innen gesehen. Jetzt gewährt die Tessner-Stiftung mit Antje Röttcher an der Spitze der GZ einen Blick hinter die Kulissen des Traditionshauses. Mit Bildergalerie und Video.

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Von Frank Heine
Mittwoch, 19.03.2025, 04:00 Uhr

Goslar. Willkommen zur Zeitreise: Wie sieht es in dem geschichtsträchtigen Haus aus, das direkt auf den Marktplatz schaut, Goslarer Historie atmet, fast zwei Jahrzehnte lang Gäste von nah und fern beherbergt, zum Jahreswechsel 2022/23 seine Türen geschlossen hat und bis heute leersteht? In der „Kaiserworth“ wird geräumt – und das schon seit Wochen. Als Antje Röttcher das erste Mal mit Handylicht kurz nach dem Kauf durch die Hans-Joachim-Tessner-Stiftung das Hotel erkundete, fühlte sie sich in der Tat an einen „Lost Place“ erinnert. „Es sah aus, als wenn das Haus von jetzt auf gleich wie bei einem Zeugenschutzprogramm geräumt werden musste“, erinnert sie sich.

Seite an Seite mit Kaiser: Antje Röttcher hat aber auch hier das Zepter (mit) in der Hand.

Seite an Seite mit Kaiser: Antje Röttcher hat aber auch hier das Zepter (mit) in der Hand. Foto: Epping

Die 59-jährige Goslarerin hat offiziell seit Januar den Hut in der Stiftung auf, öffnet die Tür zur „Kaiserworth“ und begleitet ihren Weg und das Schicksal des Hotels „Bruchtuch“ in der Nachbarschaft bis zu deren Comeback in der Goslarer Hotellandschaft. Aktuell planen die Verantwortlichen wie berichtet mit Ende Februar 2027. Der Austausch mit der Stadt Goslar und der Denkmalpflege erfolge sehr früh und sehr intensiv, wie Röttcher versichert.

Kein Wunder: Alles, was die Stiftung früh weiß, kann sie früh in ihre Überlungen einbeziehen – mit dem erklärten Ziel, gemeinsam Lösungen zu erzielen, statt sich miteinander über Probleme zu streiten. Schon am Donnerstag gibt es einen weiteren Termin im „Brusttuch“, wo das Räumen schon weiter gediehen ist und bereits Fragen zu ersten Abrissarbeiten auf Beantwortung warten.

Rundgang durch die Kaiserworth

04:18 min
Rundgang durch die Kaiserworth. Video: Sebastian Sowa und Frank Heine.

Die Flasche Fernet

Aber Blick zurück auf die „Kaiserworth“: Noch heute steht im früheren Restaurant-Bereich eine angebrochene Flasche Fernet-Branca auf einem Tisch mit vier Sesseln rundherum – ein beliebtes Motiv für Goslarer und Gäste, die nicht fassen können, dass das Hotel schon so lange dicht ist. Sogar draußen auf der Fensterbank stehen noch drei kleine Vasen mit künstlichem Blumenschmuck – mitten im Welterbe kommt eben nichts weg.

Die Flasche mit Fernet: Seit zwei Jahren ein Fotomotiv von außen.

Die Flasche mit Fernet: Seit zwei Jahren ein Fotomotiv von außen. Foto: Epping

Was ein Außenstehender an diesen Hinweisen erahnen kann, bestätigt Insiderin Röttcher. Betten, die so aussahen, als wäre gerade erst jemand aufgestanden, (halb-)gefüllte Töpfe in der Küche, weitere geöffnete Spirituosen zuhauf und Büros, in denen viele alte Unterlagen einfach zurückgelassen stehen.

Bilder aus der Kaiserworth

Bilder aus der Kaiserworth.

Foto: Epping

Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Bilder aus der Kaiserworth.
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Bilder aus der Kaiserworth.
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Bilder aus der Kaiserworth.
Bilder aus der Kaiserworth. Foto: Epping

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Kaiserworth Foto: EEpping

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Kaiserworth Kaiserworth Foto: EppingEpping

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Kaiserworth Foto: Epping

Wundern ist erlaubt. Aber hier sind auch ungezählte Bilder mit Goslar-Motiven gelagert, das inzwischen (vor-)sortierte Mobiliar sowie Spiegel und Schränke und noch vieles mehr, das noch entfernt Gedanken an frühere glanzvolle Zeiten einfängt. Als das Goslarsche Pancket hier in den 1960er Jahren seinen Anfang nahm, als berühmte Gäste im ersten Haus am Platz logierten, als Goslarer ihre Hochzeiten, Taufen und Geburtstage stilvoll feierten. Dort will das Haus wieder hin. Wie schafft es das?

Schlüssel-Position: An der Rezeption ist die Zeit stehengeblieben.

Schlüssel-Position: An der Rezeption ist die Zeit stehengeblieben. Foto: Epping

Erstmal mit viel Geduld der Goslarer, die in diesen ersten Wochen vielleicht nicht gar so viel erleben, wenn Planer das Zepter schwingen. Zum Zweiten mit einem klaren Konzept für das, was das Hotel einmal werden soll. Auch hier dürfte noch Durchatmen angesagt sein. Wer die Schwierigkeiten verstehen will, mag folgenden Zahlen kurz sacken lassen. „Offiziell gab es 101 Zimmer, gefunden haben wir 65, nutzen können wir voraussichtlich 57“, sagt Röttcher. Die Badezimmer-Größen variieren aktuell zwischen 1,82 und mehr als 28 Quadratmeter.

Gib dem Mann am Klavier – eine neue Chance: Ob hier wohl einst Udo Jürgens beim Pancket 1976 gesessen hat?

Gib dem Mann am Klavier – eine neue Chance: Ob hier wohl einst Udo Jürgens beim Pancket 1976 gesessen hat? Foto: Epping

Auf der anderen Seite: Was gibt es für herrliche Räume etwa auch im angeschlossenen Goethehaus, dem früheren Casino und später als Grundschule genutzt. GZ-Redakteur Sebastian Sowa geht das Herz auf, als er seinen alten Klassenraum entdeckt, wo er zwischen 1986 und 1990 Worthschulen-Luft atmete. Die katholische Bekenntnisschule ist inzwischen zweimal umgezogen und an der Zehntstraße heimisch geworden.

Jäger-Casino, Worthschule, jetzt Goethehaus: Allein das Treppenhaus imponiert dem Besucher.

Jäger-Casino, Worthschule, jetzt Goethehaus: Allein das Treppenhaus imponiert dem Besucher. Foto: Epping

Stühle, Spiegel, Schränke werden versteigert

Ein Stück „Kaiserworth“ können sich die Goslarer aber bald auch mit nach Hause nehmen: Was derzeit ausgeräumt wird und noch nutzbar erscheint, verschwindet aktuell in Richtung Liebigstraße. Wo früher Praktiker und am Ende Max Bahr Bauutensilien angeboten haben, soll im Mai oder Juni eine Auktion über die Bühne gehen. Stühle, Spiegel, Schränke und noch mehr – alles muss raus, heißt es quasi wie bei einem Räumungsverkauf. Ausnahme: Der Kinderschutzbund hat bereits eine Reihe von Stühlen als Sachspende erhalten.

Kaisers Küche: So haben die Köche ihr Reich zurückgelassen.

Kaisers Küche: So haben die Köche ihr Reich zurückgelassen. Foto: Epping

Erstmal raus, aber später auch runderneuert wieder hineinsollen die Kaiser der Worth, von denen sechs noch an der Fassade zu sehen sind, ein seit vielen Jahren vermisstes Duo aber schon den Weg zum Restaurator gefunden hat. Einer von ihnen habe nur noch einen halben Kopf gehabt, sagt Röttcher. Ab Ende April sollen sie auf Kaiser-Kur zum Aufbereiten. Ein weniger wertvolles Exemplar, das unter der Ägide von Heinrich Oberhuber gefertigt wurde, residiert aktuell in Schräglage im Eingangsbereich vor der Rezeption. Vielleicht grüßt er später weiterhin majestätisch – wer kann das jetzt schon wissen? Am Herzen liegt Röttcher aber eher der „Dukatenkeller“ in der untersten Worth-Etage. Bei künftigen Konzeptionen sollte er unbedingt eine Rolle spielen und nicht nur einen Randaspekt abbilden, wäre ihr Wunsch.

Nostalgie pur: Die alte Bar im „Dukatenkeller“ lädt geradezu zum Hinsetzen ein.

Nostalgie pur: Die alte Bar im „Dukatenkeller“ lädt geradezu zum Hinsetzen ein. Foto: Epping

Gerüchteküche brodelt

Und zum Wünschen bleibt auch noch etwas Zeit. An einer künftigen Konzeption wird aktuell mit Hochdruck gearbeitet: Wo soll es mit welchen Mitteln hingehen? Wenn diese Frage eine Antwort hat, kann erst die nächste gestellt werden. Mit wem erreicht die Tessner-Stiftung ihre Ziele am besten? Schon kurz nach der Nachricht vom Kauf von „Kaiserworth“ und „Brusttuch“, der fünf Tage vor Heiligabend unter Dach und Fach war, brodelte die Goslarer Gerüchteküche. Die einen wussten aus sicherer Quelle, dass es auf Alexander Scharf hinauslaufen sollte, der ebenfalls direkt am Marktplatz mit seinem „Schiefer“ Mieter in einem Tessner-Gebäude ist. Mindestens eben so sicher waren sich andere, die klare Erkenntnisse hatten, dass die Freigeist-Gruppe den Zuschlag erhalten sollte. Sie ist im Pfalzquartier Tessners Hotel-Partner.

Diese Betten sind gemacht: Blick in ein noch nicht geräumtes „Kaiserworth“-Zimmer.

Diese Betten sind gemacht: Blick in ein noch nicht geräumtes „Kaiserworth“-Zimmer. Foto: Epping

Oder könnte es doch die Familie Prien sein, die gegenüber der Marktkirche mit ihrem Hotel „Alte Münze“ bewiesen hat, dass sie das Herrichten und Führen von Traditionshäusern beherrscht? Priens werden als Interessenten für die frühere Ratsapotheke direkt neben der „Kaiserworth“ gehandelt. Und es wird ihnen nachgesagt, beim Vorbesitzer, dem Berliner Immobilienunternehmer Ioannis Moraitis, irgendwann auch schon einmal zur „Kaiserworth“ nachgefragt zu haben.

Was auch immer in besagter Gerüchteküche angerührt wird: „Es gibt eine Vielzahl von Interessenten für die Hotels“, sagt Ehrenbürger Hans-Joachim Tessner. Holger Holste, Geschäftsführer der Tessner-Gruppe, formuliert es anders: „An Spekulationen beteiligen wir uns nicht.“ Entschieden sei derzeit noch gar nichts. Aber die Zahl derer, die interessiert sind, sei für ihn, erklärt Tessner, auch ein Gradmesser dafür, wie sehr die Goslarer sich um die beiden Häuser sorgten, und eine Beruhigung, dass die kurzfristig getroffene Entscheidung so falsch nicht gewesen sein könne. Ganz im Gegenteil: „Wir haben den Eindruck, dass man uns großes Vertrauen entgegenbringt.“

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