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Von Polizei bis Hotel

GZ Plus IconArbeiten an Weihnachten: Harzer jonglieren zwischen Job und Fest

Das Bild zeigt den Altar der Clausthaler Marktkirche. Rechts und links davon stehen weihnachtlich geschmückte Bäume.

In allen Berufen gilt es sich zu arrangieren, damit trotz Arbeit über die Weihnachtstage noch Zeit zum Feiern bleibt. Foto: Neuendorf / GZ-Montage

Festmahl im Pausenraum, Pieper zur Gans: Oberharzer aus verschiedenen Berufen berichten, wie es ist, an Weihnachten zu arbeiten und wo Zeit für die Familie bleibt.

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Von Hanna Schlimme
Mittwoch, 24.12.2025, 04:00 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Heute ist Heiligabend, und das Fest der Familie und Besinnlichkeit beginnt. Doch während sich manche auf Ruhe, gutes Essen und Geschenke freuen, müssen andere auch über die Feiertage arbeiten. Feuerwehrleute, Polizisten, Apotheker, Beschäftigte in Hotellerie und Gastronomie oder Pastoren sorgen dafür, dass Sicherheit, Versorgung und Gemeinschaft gewährleistet bleiben. Um das Fest trotzdem noch genießen zu können, haben einige von ihnen ganz eigene Traditionen und Kompromisse gefunden. Die GZ hat sich bei den Oberharzern umgehört.

Gemeinsam mit der Gemeinde feiern

Mirja Rohr

Mirja Rohr Foto: Neuendorf

Für Mirja Rohr, Pastorin im Oberharz, ist Weihnachten der Höhepunkt des Jahres, auf das alles Vorherige hinarbeitet. In diesem Jahr gibt Rohr fünf Gottesdienste über die Feiertage – drei an Heiligabend und jeweils einen an den beiden Weihnachtstagen. „Das ist zwar anstrengend, aber ich finde es auch sehr schön, Weihnachten mit allen zusammen zu feiern“, betont die Pastorin. Zeit für die Familie bleibt aber trotzdem. „Dieses Mal endet der letzte Gottesdienst an Heiligabend um 18.30 Uhr, dann bin ich pünktlich zum Feiern zu Hause“, freut sich Rohr. Obwohl die Gottesdienste zu ihrer täglichen Arbeit gehören, ist Weihnachten aber doch etwas anders, ergänzt Rohr. „Allein schon durch die Häufung der Gottesdienste, die natürlich alle vorbereitet werden müssen. Das ist schon stressig, wenn alles so geballt passiert.“ Trotz des Stresses überwiegt für Mirja Rohr die Vorfreude darauf, die Festtage nicht nur mit den Liebsten, sondern mit der ganzen Gemeinde gemeinsam zu feiern.

Familienzeit im Pausenraum

Eva Peinemann

Eva Peinemann Foto: Privat

Es ist Weihnachten, und plötzlich fehlt ein Medikament oder ein anderer medizinischer Notfall tritt auf? Dann ist es ganz selbstverständlich, dass eine Apotheke in der Region Notdienst hat. Am ersten Weihnachtsfeiertag ist das die Roemer-Apotheke in Clausthal-Zellerfeld unter Chefin Eva Peinemann. „Wir Apotheken teilen die Feiertage untereinander auf, damit jeder auch noch Weihnachten feiern kann“, erklärt sie. Trotzdem hat ihre Apotheke an Heiligabend bis Mittag und am ersten Weihnachtstag 24 Stunden lang geöffnet. Während also am 24. Dezember ganz normal mit der Familie gefeiert werden kann, hat Peinemann für den Notdienst-Tag eine besondere Tradition: „Die Familie kommt dann in die Apotheke und wir machen im Pausenraum ein gemeinsames Mittagessen.“

„Man weiß in diesem Beruf und vor allem in der Selbstständigkeit, was auf einen zukommt, und die Familie wird dann einfach integriert“, sagt Peinemann. „Mein Mann hat mich so geheiratet und die Kinder sind da hineingewachsen.“ Erfahrungsgemäß nehmen viele Menschen den Notdienst in Anspruch, berichtet die Apothekerin. „Manchmal kommen 50 Menschen, während einer Grippewelle waren es auch mal 60 bis 70.“ Hinzu kommt, dass jeder Mensch, der den Notdienst beansprucht, ein besonderer Fall sei, betont Peinemann. „Da kommt keiner, der Schnupfenspray auf Vorrat braucht, sondern das sind wirkliche Notfälle, da muss man jonglieren und sein Bestes tun, um den Menschen zu helfen.“

„Wenn es piept, sind wir zur Stelle“

Sven Küster

Sven Küster Foto: Privat

Sven Küster ist Ortsbrandmeister in Clausthal-Zellerfeld. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter sowie dem Zugführer und dessen Stellvertreter werden die Dienste für die Feiertage im Vorfeld aufgeteilt. Denn trotz Ehrenamt müssen die Feuerwehrleute auch über die Feiertage zu jeder Zeit verfügbar sein, falls es brennt. „Wichtig ist, dass immer einer da ist, der den Hut aufhat“, berichtet Küster, ein sogenannter Brandmeister vom Dienst (BVD). „In Habachtstellung bin ich trotzdem zu jeder Zeit.“ Einen großartigen Unterschied zu anderen Arbeitstagen sieht der Feuerwehrmann nicht. „Wenn es piept, sind wir zur Stelle, egal ob zu Familienfeiern, an Geburtstagen oder Weihnachten.“ Küster erinnert sich noch genau an das Feuer vergangenes Weihnachten an der Schulstraße: „Ich wäre nicht böse, wenn so etwas dieses Jahr nicht wieder passiert.“

Zeit zum Feiern und Genießen bleibt dennoch. „Ich bin am zweiten Weihnachtsfeiertag der BVD und kann am 25. Dezember ganz entspannt zu meiner Familie fahren.“ Sich vorher genau abzusprechen, wer an welchen Feiertagen in Clausthal ist, und wer wegfahren will, sei das Wichtigste, betont der Ortsbrandmeister – und natürlich gegenseitiges Vertrauen. „So kann jeder von uns Weihnachten feiern“, betont Küster lachend und freut sich dabei schon auf seine Weihnachtsgans.

Fest am Mittag, Job in der Nacht

Auch die Polizei ist über die Feiertage im Dienst. In der Clausthaler Polizeistation übernimmt der 24-jährige Tom B. den Nachtdienst an Heiligabend sowie am zweiten Weihnachtstag. „Das ist für mich selbstverständlich, den Kollegen mit Familie und Kindern hier den Vortritt zu lassen“, erklärt er. Dafür habe er allerdings an Silvester frei. Ähnlich wie bei der Feuerwehr ist es also auch bei der Polizei ein Geben und Nehmen. Bleibt noch Zeit zum Feiern? „Meine Familie ist natürlich nicht erfreut, aber wir machen das Weihnachtsessen und die Bescherung an Heiligabend schon mittags, damit ich dann abends zum Dienst kann“, berichtet der Polizist.

Der 24-Jährige hat auch in den vergangenen beiden Jahren schon den Nachtdienst vom 24. auf den 25. Dezember übernommen und verrät: „Anders als man denkt, ist es keine ruhige Nacht. Je nach Wetterlage passieren Unfälle und auch darüber hinaus ist in diesem Dienst viel zu tun.“

Nach Feierabend ist auch noch Weihnachten

Carola Wahrhusen

Carola Wahrhusen Foto: Kroesing Media Group // Dietrich

Das „Harzhotel zum Prinzen“ ist vom 22. bis zum 24. Dezember in der Weihnachtspause und startet am 25. Dezember wieder in den normalen Betrieb. Betreiberin Carola Wahrhusen ist an beiden Weihnachtstagen dann den ganzen Tag im Hotel vor Ort – als Chefin ist das für sie selbstverständlich. Die Auslastung sei an diesen Tagen gut, trotzdem bliebe noch genug Zeit zum Feiern, betont sie. Am Heiligabend sowieso und am 25. dann eben nach Feierabend. „Wir können das in unserem Team glücklicherweise so aufteilen, dass jeder mal eine Auszeit bekommt“, betont Wahrhusen.

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