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274.500 Euro Fördermittel

GZ Plus IconForscherin will Spuren des Bergbaus im Harz neu interpretieren

Das Bergwerksmuseum Grube Samson in St. Andreasberg ist der Ausgangspunkt für das neue Forschungsprojekt zur Montangeschichte des Harzes.

Das Bergwerksmuseum Grube Samson in St. Andreasberg ist der Ausgangspunkt für das neue Forschungsprojekt zur Montangeschichte des Harzes. Foto: Nachtweyh/Privat (Montage)

Prof. Dr. Lasafam Iturrizaga, Geografin der Uni Göttingen, will in St. Andreasberg erforschen, was man aus den Spuren des Bergbaus im Harz für die Zukunft lernen kann. Dafür bekommt sie 274.500 Euro Fördermittel vom Land. Und das hat sie vor.

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Von Berit Nachtweyh
Dienstag, 21.10.2025, 13:55 Uhr

St. Andreasberg. Wie hat der Bergbau die Erdoberfläche im Harz verändert? Welche Rückschlüsse lassen sich daraus aktuell für die Ressourcen- und Energiewende ziehen? Diesen Fragen will Prof. Dr. Lasafam Iturrizaga, Geografin an der Universität Göttingen, im Rahmen eines neuen Forschungsprojektes am Beispiel von St. Andreasberg nachgehen. Das Land fördert das Projekt mit 274.500 Euro, wie die Universität Göttingen mitteilt.

In der Förderlinie „Pro*Niedersachsen – Kulturelles Erbe – Sammlungen und Objekte“ unterstützt das Ministerium für Wissenschaft und Kultur Forschungen zur Erschließung und Erhaltung der Kulturschätze Niedersachsens. Insgesamt 26 Projekte haben sich für das Programm beworben, sechs davon sind nun ausgewählt worden. Darunter auch Prof. Dr. Lasafam Iturrizaga vom Geografischen Institut der Uni Göttingen mit ihrem Forschungsprojekt „Geokulturelles Erbe im Harz: Hybride Montanlandschaften über- und untertage in Raum und Zeit – Quo Vadis?“. Die bewilligten Fördermittel stammen aus dem Programm „zukunft.niedersachsen“ der Volkswagen-Stiftung im Verbund mit dem Kultusministerium.

Ein einzigartiger Ort

Was genau will Iturrizaga in der Bergstadt erforschen? Sammlungsgegenstände des Bergwerksmuseums der Grube Samson sowie das gesamte Bergwerksensemble sollen in den kommenden anderthalb Jahren im landschaftsgeografischen Kontext erschlossen, erforscht und für die Öffentlichkeit vermittelt werden. Und warum gerade dieser Ort? „Das Silberbergwerk Grube Samson ist Teil des Unesco-Welterbes im Harz und galt im 19. Jahrhundert als eines der tiefsten Bergwerke weltweit“, erklärt Lasafam Iturrizaga. Der Standort mit dem St. Andreasberger Revier stelle somit ein einzigartiges Freilichtmuseum von Bergbaurelikten mit weitläufigen Untertageanlagen dar, sagt sie weiter.
Prof. Dr. Lasafam Iturrizaga im Stollen der Grube Catharina Neufang.

Prof. Dr. Lasafam Iturrizaga im Stollen der Grube Catharina Neufang. Foto: Privat

Der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit liege in der geomorphologischen Landschaftsentstehung und den Mensch-Umwelt-Beziehungen im Gebirge, erläutert die Geografin ihr Vorhaben. Das aktuelle Projekt widme sich der „Veränderung der Erdoberfläche im Harz durch den Bergbau aus kulturgeschichtlicher Perspektive im Spiegel aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen im Zuge der Ressourcen- und Energiewende“.

Digitale Geländemodelle

„Ich freue mich sehr über die Förderung, die es uns ermöglicht, das Kulturerbe aus einem neuen Blickwinkel zu erschließen sowie unsere Zusammenarbeit mit der Grube Samson fortsetzen zu können“, sagt Prof. Iturrizaga. In einem ebenfalls vom Kultusministerium geförderten Projekt zu „Landschaftswandel und Energienutzung im Harz im Anthropozän“ wurde bereits eine Medienstation mit dem Thema „Energielandschaft Harz“ für das Museum erstellt. In der Fortsetzung dessen liege der Fokus nun auf der Erforschung des geologischen Untergrunds im Zusammenklang mit der Kulturgeschichte.
Christian Barsch leitet das Bergwerksmuseum Grube Samson und begleitet die Sanierungsarbeiten in der benachbarten Grube Catharina Neufang.

Christian Barsch leitet das Bergwerksmuseum Grube Samson und begleitet die Sanierungsarbeiten in der benachbarten Grube Catharina Neufang. Foto: Nachtweyh

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Montanarchäologie (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) in Goslar realisiert, deren Expertise im 3D-Altbergbau und der montanarchäologischen Analyse von digitalen Geländemodellen liegt, kündigt die Forscherin an. Denn: „Die Erkundung der ältesten Abbauspuren ist von besonderem Interesse“.

Der Harz als eine der bedeutendsten Montanregionen Europas stelle mit dem Abbau von Gangerzen ein ideales Untersuchungsgebiet dar, führt Prof. Iturrizaga aus. In einem interdisziplinären Ansatz soll nun „die Entstehung der Bergbaulandschaft an der Schnittstelle von Geologie, Geomorphologie, Kultur- und Technikgeschichte am Fallbeispiel des St. Andreasberger Reviers analysiert und konzeptionell neu gefasst werden“.

Reichtum des Montanerbes

Ziel des Forschungsprojektes sei es, die bergbaulichen Veränderungen über- und untertage im raum-zeitlichen Wandel zu rekonstruieren und ihre Ursachen darzulegen, so die Wissenschaftlerin. Die Ergebnisse sollen in digitaler Form in einer Virtual-Reality-Anwendung für die Museumsgäste der Grube Samson aufbereitet werden.

„Unsere Forschung möchte Menschen für den Facettenreichtum des Montanerbes im Harz aus geokultureller Sicht begeistern“, wünscht sich Prof. Dr. Lasafam Iturrizaga. Zugleich soll das Projekt für einen bewussteren Umgang mit metallischen Ressourcen sensibilisieren und Zukunftsvisionen für die Nachnutzung des kulturellen Erbes aufzeigen. Das Motto laute „Aus Alt mach Neu – Spurensuche im Montanerbe“, fasst es die Geografin zusammen.

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