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Monatelanger Kampf

GZ Plus IconEnde einer Ära auf der Okertalsperre: Keine Hoffnung für „Aquamarin“

Laut den Harzwasserwerken darf die MS „Aquamarin“ nicht auf der Okertalsperre verbleiben.

Laut den Harzwasserwerken darf die MS „Aquamarin“ nicht auf der Okertalsperre verbleiben. Foto: Neuendorf

Die MS „Aquamarin“ legt nicht mehr ab: Nach dem Scheitern der neuen Betreiberpläne endet die Okersee-Schifffahrt und damit eine mehr als 40-jährige Familientradition. Die Gesellschaft befindet sich seit Dezember in einer vorläufigen Insolvenz.

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Von Corinna Knoke
Freitag, 01.08.2025, 04:00 Uhr

Schulenberg. Die MS „Aquamarin“ wird die Okertalsperre nicht mehr befahren. Wie Michael Jonas Römermann mitteilt, stellt die Unternehmergesellschaft Personenschifffahrt-Okersee zum 12. August ihren Geschäftsbetrieb ein. Sie hatte das Ausflugsschiff erst im Mai dieses Jahres übernommen, um den Schifffahrtsbetrieb nach der Meldung der vorläufigen Insolvenz der Okersee-Schifffahrt-Gesellschaft aus dem Dezember 2024 weiterzuführen.

Seit Anfang Dezember war Rechtsanwalt Dr. Franc Zimmermann wie berichtet damit betraut, nach Lösungen zu suchen, die Okersee-Schifffahrt-Gesellschaft irgendwie zu retten. Sie hat nicht nur die MS „Aquamarin“ auf der Okertalsperre betrieben, sondern auch das „Vitalhotel“ in Schulenberg. Der Fachanwalt für Insolvenz und Sanierungsrecht zeigte sich anfangs auch noch vorsichtig optimistisch. „Beides macht einen guten Eindruck“, meinte er im Dezember gegenüber der GZ. Für das Hotel hatte sich sogar kurzfristig mit der Buntenbock-Invest-Gesellschaft eine Lösung gefunden. Es waren allerdings über die Wintermonate nicht ausreichend Gäste gekommen, um den Betrieb kostendeckend aufrechtzuerhalten. Die Unterstützer aus Buntenbock hatten sich dementsprechend wieder aus Schulenberg zurückgezogen.

Potenzial vorhanden?

„Wir haben gekämpft bis zuletzt“, erklärt Michael Jonas Römermann, Geschäftsführer der Okersee-Schiffahrt-Gesellschaft. Die neue Unternehmergesellschaft um seinen Sohn hatte das Schiff gepachtet und auf ein neues Betreiberkonzept gesetzt. „Mit unternehmerischer Erfahrung und der Bereitschaft der nächsten Generation hätte die Zukunft der Schifffahrt auf dem Okersee gesichert werden können“, erklären die Schulenberger. Das Potenzial zur Fortführung sei da gewesen.

Doch trotz monatelanger Bemühungen sei dieser Plan gescheitert. Römermann spricht von „Blockaden und mangelnder Kooperationsbereitschaft“ sowie von „strukturellen Hürden und fehlendem Entgegenkommen entscheidender Stellen“. Auf GZ-Nachfrage sagt Rechtsanwalt Zimmermann dazu, dass er sowie die beteiligten Banken alles Erforderliche dafür getan hätten, dass die Anpachtung durch die Unternehmergesellschaft Personenschifffahrt-Okersee zum 9. Mai erfolgen konnte. Probleme habe es allerdings beim Nachweis eines ausreichenden Versicherungsschutzes für das Schiff gegeben.

Das Schiff muss raus

Die Harzwasserwerke, die das Trinkwasserreservoir der Okertalsperre betreiben, sehen durch das Aus neue Herausforderungen. Das Ausflugsschiff liegt derzeit still. „Um die Trinkwasserversorgung nicht zu gefährden, muss es zeitnah entfernt werden. Der Eigentümer ist informiert“, sagt Unternehmenssprecher Norman Droste. Die Okersee-Schifffahrt-Gesellschaft, der das Schiff gehört, hat laut Römermann jedoch nicht die finanziellen Mittel und das Personal, sich darum zu kümmern. Vor der Pandemie seien noch mehr als 30 Mitarbeiter beschäftigt gewesen, inzwischen ist niemand mehr da.

Droste betont, dass die Harzwasserwerke generell die traditionelle Okersee-Schifffahrt als Teil des Harzer Tourismus unterstützen würden. „Aus Gründen des Wasserschutzes kann diese jedoch zukünftig nur gestattet werden, wenn bei den betriebenen Schiffen ein umweltschonender Elektroantrieb zum Einsatz kommt“, so der Sprecher. Römermann bestätigt, dass es Pläne für eine Umrüstung gab. Die Investitionen dafür wären jedoch erheblich.

„Ende einer regionalen Institution“

Seit vorigem Jahr sind laut dem Schulenberger keine Gäste mehr in der knapp 35 Meter langen MS „Aquamarin“ über die Okertalsperre gefahren. Es habe lediglich eine Probefahrt mit seinem Sohn gegeben, der ebenfalls schon viel Praxis für die Ausbildung zum Schiffsführer gesammelt habe. Auch das Hotel in Schulenberg bleibt geschlossen. Römermann tue es in der Seele weh, doch er habe keine Kraft mehr, weiterzukämpfen. Durch die Kündigung des bestehenden Pachtvertrags mit der UG seines Sohnes sieht Römermann das „vorläufige Ende einer regionalen Institution und einer Familientradition, die seit 1983 besteht“.

Jurist Zimmermann merkt allerdings an, dass der eigentliche Betrieb der Okersee-Schifffahrt-Gesellschaft bereits im Vorjahr eingestellt worden sei und dass man bei einem Pachtverhältnis von wenigen Monaten rechtlich nicht von einer Fortführung der Tradition sprechen könne.

Fakt bleibt: Die MS „Aquamarin“ war über Jahrzehnte ein beliebter Anziehungspunkt für Gäste aus nah und fern. Viele Menschen haben die traumhafte Kulisse auf der Okertalsperre für Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern genutzt. „Mit dem Aus der Okersee-Schifffahrt verliert der Harz nicht nur ein touristisches Highlight, sondern auch ein Stück Identität“, sagt Römermann. Die Betreiberfamilie dankt den Unterstützern, Partnern und Wegbegleitern, die bis zuletzt an das Projekt geglaubt und sich engagiert haben: „Ob es in Zukunft noch einmal eine Chance für die Schifffahrt auf dem Okersee geben wird, bleibt offen.“

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