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Sanierung schreitet sichtbar voran

In die Bad Harzburger Lutherkirche kehrt das Licht zurück

Für die Freilegung der Quensen-Malereien in den Gewölben der Lutherkirche sind aktuell nur noch letzte Restarbeiten notwendig. Parallel dazu hat die Sanierung der Südwand bereits begonnen.

Für die Freilegung der Quensen-Malereien in den Gewölben der Lutherkirche sind aktuell nur noch letzte Restarbeiten notwendig. Parallel dazu hat die Sanierung der Südwand bereits begonnen. Foto: Nachtweyh

Die Freilegung der Quensen-Malerei in der Bad Harzburger Lutherkirche schreitet weiter sichtbar voran und liegt im Zeitplan. Parallel dazu erarbeitet die Gemeinde ein Beleuchtungskonzept, das die sanierte Kirche künftig ins rechte Licht setzen soll.

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Von Berit Nachtweyh
Freitag, 05.07.2024, 12:00 Uhr

Bad Harzburg. In der Lutherkirche sind die Hüllen gefallen: Nach dem Entfernen der Staubschutz-Folien kehrt in das Gotteshaus das Licht zurück und lässt erahnen, welch ein bauzeitliches Gesamtkunstwerk die Kirchenbesucher dort zur Wiedereröffnung am 1. Advent erwartet. Denn, so viel steht fest, „der Zeitplan kann eingehalten werden“, bestätigt Pfarrerin Petra Rau. Bei einem Sanierungsvorhaben dieser Größenordnung ist das in diesen Zeiten keinesfalls selbstverständlich.

Seit Jahresbeginn ist die Lutherkirche wie berichtet geschlossen, weil im Inneren die Ausmalungen des Hofdekorationsmalers Adolf Quensen großflächig wieder frei gelegt werden. Quensen hatte nach dem Bau der Kirche ab 1901 sämtliche Wände, Decken und den Altarraum der neuen großen Stadtkirche mit Ornamenten und Dekorbildern gestaltet. Zu Beginn der 1960er Jahre war im Zuge von Restaurierungsarbeiten ein Großteil der Ausmalungen mit weißer Farbe überstrichen worden. Auch der originale große Radleuchter aus dem Kirchenschiff war damals gegen den Protest der Gemeinde demontiert und vermutlich verschrottet worden. An ihn soll künftig eine moderne Variante erinnern – der Radleuchter ist Teil des Beleuchtungskonzeptes, an dem die Gemeinde parallel zu den Sanierungsarbeiten arbeitet.

Kabel werden verlegt

Die künftige Ausleuchtung der Kirche schon während der laufenden Sanierung mitzudenken, sei schon aus rein praktischen Erwägungen sinnvoll, erklärt Pfarrerin Petra Rau. Denn die Plattform auf dem Gerüst, die den Restauratoren seit Monaten als Arbeitsfläche in luftiger Höhe dient, konnte in den vergangenen Tagen auch genutzt werden, um unter dem Putz die Kabelwege für die neue Beleuchtung zu verlegen.
Für die neuen Leuchtkörper, die im Gewölbe angebracht werden sollen, sind die Kabel bereits verlegt.

Für die neuen Leuchtkörper, die im Gewölbe angebracht werden sollen, sind die Kabel bereits verlegt. Foto: Privat

Das Beleuchtungskonzept ist vom Architekturbüro Kleineberg aus Braunschweig erarbeitet worden, das schon vor Jahren einen Masterplan für die Sanierung der Lutherkirche erstellt hatte. Darin vorgesehen ist, an allen Kapitellen jeweils zwei kleine LED-Strahler zu befestigen. Sie sollen sowohl direktes als auch diffuses Licht abgeben können. Damit könne zum einen das Gewölbe ausgeleuchtet werden, so Pfarrerin Rau. Zugleich aber sei mittels der Strahler eine Lichtgestaltung im Innenraum möglich, in der die freigelegten Quensen-Ornamente fast plastisch erscheinen.

Licht-Patenschaften möglich

Sobald das Landeskirchenamt das Konzept bestätigt hat, könnten die Leuchtkörper bestellt und installiert werden. Finanziert aber werde die Beleuchtung komplett durch die Gemeinde, betont Petra Rau. Daher seien auch Spenden nach wie vor gefragt. Auch die Übernahme von Licht-Patenschaften sei ähnlich wie bei der Freilegung der Wandmalerei möglich, die „Paten“ würden dann zum Abschluss der Arbeiten auf einer großen Tafel vermerkt.
Die Ornamentbögen über den Fenstern an der Südwand sind beinahe komplett wieder retuschiert, unterhalb der Gerüstplattform ist auch die restliche Wand bereits von der Dispersionsfarbe befreit.

Die Ornamentbögen über den Fenstern an der Südwand sind beinahe komplett wieder retuschiert, unterhalb der Gerüstplattform ist auch die restliche Wand bereits von der Dispersionsfarbe befreit. Foto: Nachtweyh

Der größere, effektvollere und auch kostspieligere Teil des Beleuchtungskonzeptes aber wird der neue Radleuchter sein, der an seinen imposanten Vorgänger aus dem Jahr 1903 erinnern soll. Der ausladende Beleuchtungskörper, von dem es nur wenige Fotos gibt, war laut Festschrift von der Einweihung der Lutherkirche ebenfalls über Spenden finanziert worden: Der Erlös von Wohltätigskonzerten sowie 300 Mark als Sponsoring der Familie von Amsberg machten seine Herstellung einst möglich. Für dessen Nachfolger will die Gemeinde nun einen Teil des freiwilligen Kirchgeldes verwenden.

Messingfarbene Reifen

Der neue Radleuchter soll laut Konzept eine Neuinterpration der alten Idee werden. Geplant wird ein Modell aus zwei messingfarbenen Reifen, zwischen denen ein Glasring die Ornamentik von Quensen gestalterisch aufnimmt. Letzte Details müssen noch mit dem Büro Kleineberg geklärt werden, sagt Pfarrerin Petra Rau. Zur Wiedereröffnung der Luttherkirche am 1. Advent wird der Radleuchter jedenfalls noch nicht im Kirchenschiff hängen – so viel ist klar. Die Strahler an den Kapitellen aber werden bis dahin leuchten und für die andere Beleuchtung werde es eine Übergangslösung geben.
Mit feinen Pinseln werden die Quensen-Ornamente wieder aufgearbeitet.

Mit feinen Pinseln werden die Quensen-Ornamente wieder aufgearbeitet. Foto: Nachtweyh

Aktuell ist jedenfalls das Tageslicht in die Lutherkirche zurückgekehrt, nachdem die Folien rund um das Gerüst entfernt werden konnten. Der Staubschutz ist nicht mehr notwendig, „wir haben überall die weiße Farbe entfernt“, sagt Restaurator Christoph Jarzebski. Jetzt werden Stück für Stück die darunter frei gelegten Malereien wieder aufgefrischt.

Tag des offenen Denkmals

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, will die Gemeinde Führungen in kleinen Gruppen im Gotteshaus anbieten. Dann könne jeder einen Eindruck von der „neuen“ Lutherkirche bekommen. In der zweiten Oktoberhälfte soll dann das Gerüst abgebaut werden. Nur an der Südwand wird noch ein kleines Gerüst stehen bleiben, um die Restaurierung fortzusetzen. Der November soll schließlich für eine grundlegende, fachmännische Reinigung der Kirche genutzt werden. Außerdem will die Orgelbau-Firma Scheffler einen Blick auf die Sauer-Orgel werfen, deren Restaurierung als nächstes ansteht.

Erklingen aber soll die Orgel natürlich zur Wiedereröffnung der Lutherkirche am 1. Dezember und bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums am 4. Dezember.

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