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Im Harz unterwegs

GZ Plus IconWie man auch in trockenen Wäldern Pilze findet

Im Riefenbachtal bei Bad Harzburg zeigt Pilz-Experte Hans Manhart (l.) was an abgelagertem Holz alles sprießen kann.

Im Riefenbachtal bei Bad Harzburg zeigt Pilz-Experte Hans Manhart (l.) was an abgelagertem Holz alles sprießen kann. Foto: Nachtweyh

In den Wäldern rund um Bad Harzburg ist das Pilzvorkommen in diesem Jahr nicht wirklich gut. Der Grund: Es ist zu trocken. Pilz-Experte Hans Manhart erklärt, welche Arten man trotzdem finden kann und was man beim Pilze-Sammeln beachten muss.

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Von Berit Nachtweyh
Montag, 06.10.2025, 12:00 Uhr

Bad Harzburg. Die Luft ist kühl und trocken an diesem Vormittag, die Sonne scheint vom eisblauen Himmel hinab: „Ideal ist dieses Wetter zum Pilzesammeln nicht“, sagt Experte Hans Manhart aus Bad Harzburg. Denn: Bei trübem Licht ließen sich die Pilze am Waldboden viel besser erkennen.

Ein Dutzend Teilnehmer haben sich zur Pilzwanderung mit dem Experten am Kurpark in Bad Harzburg eingefunden. Mit Blick auf die Sammelkörbchen, die fast alle bei sich haben, stellt Manhart schon vorab klar: „Ihr Mittagessen werden Sie heute darin nicht nach Hause tragen“. Warum? Weil für ein gutes Pilzjahr die Wälder rund um Bad Harzburg derzeit viel zu trocken sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich nichts finden ließe. Im Gegenteil. Hans Manhart zeigt und erklärt, worauf man achten muss.

Mit Löffel ausheben

Eines lernt man in Begleitung des Experten ganz schnell: Pilze sind oft unscheinbar. Was aber muss man überhaupt mitnehmen, wenn man „in die Pilze geht“: Einen Korb zum Sammeln, ein Pilzmesser, einen kleinen weichen Pinsel und am besten einen Teelöffel. Mit dem Löffel hebt Hans Manhart nahe einer Birke im Kurpark vorsichtig einen Violetten Rötelritterling aus dem Boden. „Zum Bestimmen ist es immer wichtig, alles zu betrachten“, sagt er. Apropos Bestimmung: Wie geht man dabei am besten vor?
Der größte Fund der Bestimmungstour ist ein Parasol.

Der größte Fund der Bestimmungstour ist ein Parasol. Foto: Nachtweyh

Es gibt die verschiedensten Merkmale, anhand derer sich Pilze bestimmen lassen: Farbe, Form, Lamellen, Stiel, Eigenschaften bei Berührung. Was es nicht gibt, sind Faustregeln, stellen Hans Manhart und Lutz Jürgens in ihrem 2025 erschienenen Buch „Pilzen begegnen“ klar. Allgemein gültig sei nur eine Regel, sagt Manhart: „Nur, was man zu hundert Prozent sicher bestimmen kann, sollte man auch verzehren“. Im Zweifel also lieber den Experten fragen. Unerfahrene könnten sich am besten an dunkle Röhrlinge halten, von denen gebe es zumindest keine tödlich giftigen Arten, raten die beiden Experten in ihrer Publikation.

Frage der Verträglichkeit

Raus aus dem Kurpark, rein in den Wald. Viel zu trocken sei es in den vergangenen Wochen rund um Bad Harzburg gewesen, erläutert Hans Manhart, warum auch dort, wo es normalerweise ein hohes Pilzvorkommen gibt, in diesem Herbst kaum etwas zu finden ist. Steinpilze findet man in der Regel von Anfang August bis in den November, Pfifferlinge von Juni bis Oktober. Gerade Pfifferlinge gelten als standorttreu, weiß Manhart. Aber auch sie brauchen Feuchtigkeit. Pfifferlinge seien aber auch ein gutes Beispiel für die Verwechslungsgefahr. Denn es gibt Pfifferlinge und Falsche Pfifferlinge: Der „Falsche“ wirkt wie eine dünne, gleichmäßig gewachsene gummiartige Form des „Echten“, ist eher orangefarben und hat Lamellen. Der Falsche Pfifferling sei zwar nicht giftig, aber für manche Menschen schwerer verträglich. Daher, nächste Regel: „Nicht alle Pilze, die essbar sind, sind auch für alle essbar“, verweist Manhart auf bestimmte Allergene.
Den giftigen „Rosa Rettichhelmling“ erkennt man leicht am Geruch, er riecht süßlich bis rettichartig.

Den giftigen „Rosa Rettichhelmling“ erkennt man leicht am Geruch, er riecht süßlich bis rettichartig. Foto: Nachtweyh

Also nach dicken Steinpilzen oder Pfifferlingen brauchen die Teilnehmer der Tour nicht Ausschau zu halten. Was findet man stattdessen? Zum Beispiel den Knoblauchschwindling. Dafür muss man schon genau hinschauen, denn das langstielige Geschöpf mit seinem zarten Hütchen kann leicht übersehen werden. Dafür ist es umso leichter zu bestimmen, denn es riecht ganz eindeutig nach – Knoblauch. Kein Pilz zum Sattessen, aber ein guter Würzpilz, erklärt Manhart. Besser nur in geringen Mengen zu verwenden.

Baum als Ernährer

Ein paar Schritte weiter sticht plötzlich ein großer Parasol mit seiner weißen Hutfarbe aus dem braunen Laub hervor. Sie gehören zu den größten Speisepilzen Europas und kommen ohne Baumpartner gut zurecht. Vor allem sind sie gut zu essen. Rund 6400 Pilzarten gebe es allein in Niedersachsen, sagt der Experte, aber nur rund 150 davon sind auch essbar „und nicht alle schmecken“, fügt er hinzu.
Vor allem Baumpilze sind im Wald häufig zu finden, Hans Manhart (l.) erläutert die Unterschiede.

Vor allem Baumpilze sind im Wald häufig zu finden, Hans Manhart (l.) erläutert die Unterschiede. Foto: Nachtweyh

Besonders häufig treffen die Teilnehmer der Tour an diesem Vormittag auf Baumpilze. Sie wachsen auf ihrem „Ernährer“ und sind weniger abhängig von der Witterung. Im Riefenbachtal beispielsweise, wo die Gruppe inzwischen angekommen ist, lassen sich auf den gelagerten Holzstämmen die unterschiedlichsten Art finden. Und zu allen könnte Hans Manhart vieles erklären. Mit einem großen Wissenszuwachs endet diese Pilztour für die Teilnehmer. Ihre Körbchen aber sind leer geblieben.

Das nächste Mal ihr Glück versuchen können Interessierte am 28. Oktober sowie am 4. und 7. November. Dann stehen weitere Pilzwanderungen an. Um Anmeldung unter der Telefonnummer (0 53 22) 8 24 27 oder unter hmanhart@t-online.de wird gebeten.

• Leseempfehlung: „Pilzen begegnen. Ein naturkundlicher Streifzug durch die Welt der Pilze“, Lutz Jürgens & Hans Manhart, oekom-Verlag, 26 Euro.

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