Zukunft Pfalzquartier: Den Goslarern gehen die Fragen aus

Die Pläne sind weit gediehen: Dieser Entwurf zeigt, wie ein Blick aus der Stadthalle auf die Pfalz aussehen könnte. Foto: Nieto Sobejano Arquitectos
Die Resonanz war mäßig und nach einer guten halben Stunde wieder alles vorbei: Den Goslarern gehen langsam die Fragen zum Pfalzquartier aus. Ohnehin stand am Tag nach der Bürger-Info ein wichtiger(er) Termin. Die GZ verrät, welcher das ist.
Goslar. Die Resonanz war mäßig und nach einer guten halben Stunde bereits wieder alles vorbei: Als Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) am Donnerstagabend zur Bürger-Info über die Zukunft des Pfalzquartiers geladen hatte, blieben nicht wenige der 80 Stühle auf der Rathausdiele leer. Von denen, die gekommen waren, zählte mehr als die Hälfte zur Ratspolitik. Oder sie waren aktive und ehemalige Verwalter. Dazu noch einige bekennende Langzeit-Kritiker – das war es fast auch schon. Daheim klickten 300 Menschen den Livestream an, von denen 103 als Höchstwert gleichzeitig online waren.

Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Erster Stadtrat Dirk Becker antworten den Goslarern auf ihre wenigen Fragen. Foto: Heine
Den Goslarern gehen offenkundig langsam die Fragen zu einem Projekt aus, das im August 2014 unter ihrem Vorgänger Dr. Oliver Junk (CDU) begonnen hatte und nach dem Ausstieg von Investor Hans-Joachim Tessner genau elf Jahre später vor einem ungewissen Schicksal steht. Ein wichtiger(er) Termin stand ohnehin erst am Folgetag an. Für Freitag hatten sich Schwerdtner und ihr Vize Dirk Becker mit Tessner und dessen rechter Hand Holger Holste verabredet, um Details zur weiterhin gültigen Schenkungsabsicht von insgesamt 10,5 Millionen Euro zum Bau einer Veranstaltungshalle und zum Überlassen von Planunterlagen im Wert von weiteren zirka vier Millionen Euro zu besprechen. Welche Bedingungen gibt es, welche neuen Zahlen werden aktualisiert zu den Baukosten aufgerufen? Bei diesen Fragen etwa konnte das städtische Spitzenduo nur auf die Zeit nach dem Treffen vertrösten.
Drei Bürger stellen sieben Fragen
So war es kurz und unspektakulär, wie es eben war: Drei Männer und Frauen stellten insgesamt sieben Fragen, von denen zwei auf das Konto von Bürgerbegehren-Unterstützer Thomas Walter gingen. Ein Mann hielt ein kurzes Plädoyer für mehr Leben in der Stadt – pro Tessner und pro Marta Lattemann-Meyer. Die frühere Goslarer Oberbürgermeisterin erlebt in Hahnenklee gerade schwere Zeiten mit ihrem Hotel. Immerhin gab es auf die Fragen, wenn schon keine detaillierten Zahlen, andere Klärungen zu spitzfindigen Vorlagen. So gab Tiefbau-Fachdienstleiter Mathias Brand dem früheren Landkreis-Architekten Walter zur Antwort, dass sehr wohl für weitere Vorhaben an der Glockengießer- und Wallstraße Änderungen des Bebauungsplanes notwendig seien. Sonst dürfe die Stadt nichts an den markanten Straßenbreiten ändern: Die Glockengießerstraße sei als Zufahrt zum Busparkplatz, die Wallstraße als Zufahrt zu militärischen Anlagen bestimmt. Nur bei der Thomasstraße müsse nichts geändert werden.

Überschaubarer Zuspruch: Die 80 Stühle auf der Rathausdiele sind längst nicht alle besetzt. Foto: Heine
Und was ist der Vorteil der Tessnerschen Planunterlagen für einen neuen Investor – und was enthalten sie? Verwaltungsvize Becker brachte die Antwort zu dieser Frage auf den Punkt: einmal komplett alle Vorplanungen für Halle, Hotel und Parken. Und: „Derjenige spart Zeit, Zeit, Zeit.“ Und wer die Steigerungen bei Baukosten im Blick behalte, wisse auch: „Zeit ist Geld.“
Nächster Schritt am 9. Oktober
Die Zeit spielte an diesem Abend ohnehin eine große Rolle. Welche Termine sind auf dem weiteren Pfalzquartier-Weg wichtig? Am 9. Oktober beraten Bau- und Wirtschaftsausschuss in einer gemeinsamen Sitzung nach erfolgter zweiter Auslegung der Unterlagen über den Bebauungsplan. Einen Satzungsbeschluss will der Rat am 18. November fassen. Wenn der parallel zu beratende Flächennutzungsplan wie erwartet zum 9. Januar wirksam wird und eine Woche später der Bebauungsplan durch Bekanntmachung im Amtsblatt in Kraft tritt, kann das Pfalzquartier im ersten Quartal 2026 zur Investorensuche ausgeschrieben werden. Über Inhalte und Form müsse die Politik sich noch im vierten Quartal 2025 einig werden. Wenn alles gut läuft, kann im zweiten Quartal ein Investor ausgewählt werden. Oder: Es können Verhandlungen aufgenommen werden. Und wenn sich niemand findet? Muss oder kann ein erneuter Zielfindungsprozess mit umfassender Bürgerbeteiligung starten – quasi zurück auf Los, wie es Schwerdtner formulierte. Oder: „Es würde ganz, ganz viele Rückwärtsschritte bedeuten.“
Schwerdtner und ihr Vorgänger
Das Stadtoberhaupt hatte eingangs noch einmal eine gute Viertelstunde über die Historie des Projekts seit August 2014 informiert, als Tessner und Junk ihre Unterschriften unter eine erste Entwicklungsvereinbarung gesetzt hatten. Wie stets war Schwerdtner fast rührend bemüht, den Anteil ihres CDU-Vorgängers am Zustandekommen hervorzuheben, der das Pfalzquartier bis zum Ende seiner Amtszeit 2021 ebenfalls als Goslarer Zukunftsprojekt gepriesen hatte, sich seitdem aber jegliches öffentliches Lob oder überhaupt eine Wertung verkniffen hat. So war es jetzt wieder Schwerdtner, die das Pfalzquartier nach wie vor als „Leuchtturmprojekt“ sieht, das eine „Riesenchance für Goslar“ sei. Und wenn konkrete Vorschläge mit konkreten Zahlen und einem konkreten Interessenten auf dem Tisch liegen, wird zweifelsohne auch das Interesse der Bürger an Projekt und Informationen dazu wieder wachsen.
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