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Ein neuer Betreiber

GZ Plus IconOberharzer Bergwerksmuseum scheint gesichert

Die Mitglieder des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins heben ihre Arme, um ihre Stimme zu geben.

Einstimmig votieren die Mitglieder des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins für die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft. Foto: Eggers

Wie teuer der Betrieb des Oberharzer Bergwerksmuseum im Jahr ist, wer die Verluste abdecken soll und wie es weiter geht, berichtete der Vorstand des Geschichtsvereins.

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Von Michael Eggers
Sonntag, 09.11.2025, 18:00 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Die Stimmung nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins (OGMV) am Freitagabend war regelrecht euphorisch. Es geht weiter mit dem Oberharzer Bergwerksmuseum, da waren sich die Beitragszahler sicher. Einstimmig haben sie für die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) votiert, die im kommenden Jahr die Betriebsführung des Museums übernehmen soll. Ferner betonte Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD), es sehe „gut“ aus, dass der Rat dieser Lösung zustimme.

Kassenwart Justus Teicke spricht vor dem Publikum.

Fachkundig informiert Kassenwart Justus Teicke in der Mitgliederversammlung des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins, wie künftig das Oberharzer Bergwerksmuseum betrieben werden soll. Foto: Eggers

Die Politik hatte in den vergangenen Tagen beim Runden Tisch mit dem OGMV-Vorstand zusammengesessen und das weitere Vorgehen abgesprochen. Dies ist nötig, weil die Welterbestiftung die Betriebsführung zum 31. Dezember 2025 abgibt. Am Donnerstag, 20. November, befasst sich um 17.30 Uhr der Ausschuss für Jugend, Schule, Sport und Gesellschaft im Mehrzweckraum der Grundschule mit dem Thema, bevor dann der Rat der Berg- und Universitätsstadt zwei Wochen später, am Donnerstag, 4. Dezember, entscheidet, ob die neugegründete gemeinnützige Gesellschaft die Betriebsführung übernimmt.

Kein wissenschaftlicher Leiter

Kassenwart Justus Teicke stellte die Planung des OGMV ausführlich vor. Der Verein rechnet mit Kosten von 300.000 Euro im Jahr für den Betrieb des Bergwerksmuseum. Diese setzen sich vor allem aus den Personalkosten der drei Kassenkräfte von 100.000 Euro, für sechs geringfügig Beschäftigte von 40.000 Euro, 10.000 Euro für den Hausmeister und 25.000 Euro für Honorarkräfte zusammen. Hinzu kommen 40.000 Euro für Strom, Wasser und Heizung sowie weitere Posten wie unter anderem 5000 Euro für die Betriebskosten des Autos und ebenfalls 5000 Euro für einen Geschäftsführer.

„Wir benötigen keinen wissenschaftlichen Leiter“, erklärte Teicke. Nach Vorstellung des Vorstands soll der Geschäftsführer der gGmbH zwar nicht ehrenamtlich tätig sein, aber nur eine geringe Aufwandsentschädigung bekommen. Der Geschäftsführer ist übrigens noch nicht gefunden, führte er weiter aus. An Einnahmen rechne der Vorstand mit 100.000 Euro im Jahr, die sich vor allem aus den 85.000 Euro an Eintrittsgeldern zusammensetzen. Weitere 200.000 Euro sollen Stadt und Landkreis dazugeben. Dieser öffentliche Zuschuss dürfte nicht gleich am 2. Januar auf dem Konto der neuen gemeinnützigen Gesellschaft sein, sodass der Kassenwart vom „Risiko des Betriebsübergangs“ sprach. Er sei aber guter Hoffnung, dass diese Förderung gezahlt werde.

25.000 Euro sind kein Problem

Der OGMV steht finanziell sehr gut dar, und das nicht nur, weil der Verein in den vergangenen Monaten einen regelrechten Zulauf an neuen Beitragszahlern hatte. „20 Leute sind bei uns eingetreten, sodass wir jetzt insgesamt 280 Mitglieder haben“, erklärte der Kassenwart. Der OGMV habe unter anderem durch die Mitgliedsbeiträge Einnahmen zwischen 7000 und 8000 Euro jährlich, erklärte er. Zudem habe der Verein gerade 36.000 Euro geerbt habe und rechnet mit Einnahmen von 120.000 Euro durch den Verkauf einer Immobilie.

Die 25.000 Euro aufzubringen, die der Verein als Stammkapital für die Gründung der eGmbH benötige, sei also kein Problem. Wie Justus Teicke betonte, könnte die gGmbH auch noch weitere Gesellschafter vertragen, dies sollten aber keine Privatpersonen sein. Der Vorstand denke da eher an die Technische Universität, die Glücksburg Consulting AG oder die Kurbetriebsgesellschaft.

Mit dem Finanzamt gesprochen

„Es ist wichtig, dass wir die Tradition bewahren“, unterstrich der Kassenwart. Das Oberharzer Bergwerksmuseum sei das älteste deutsche Technikmuseum, berichtete er. Um es weiter betreiben zu können, sehe der Vorstand aber erst einmal keinen siebenstelligen Investitionsbedarf. „Und die statischen Probleme sind lösbar“, meinte Teicke, der gelernter Ingenieur ist.

Zu sehen ist ein Mann, der am Laptop schreibt, während hinter seinem Laptop Menschen sitzen.

Vorstandsmitglied Marco Weitemeyer gibt in der Mitgliederversammlung des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins gleich die Änderungen in die Vereinssatzung ein. Foto: Eggers

Damit der Verein die gGmbH gründen kann, musste die außerordentliche Mitgliederversammlung die Vereinssatzung ändern. Kassenwart Justus Teicke hatte dabei zusammen mit Vorstandsmitglied Marco Weitemeyer ganze Arbeit geleistet und unter anderem bereits mit dem Finanzamt gesprochen, um einzelne Passagen abzusprechen. Die Versammlung ging aber dennoch die Satzung ausführlich Punkt für Punkt durch und nahm vor allem redaktionelle Änderungen vor.

Rückgrat des Bergwerksmuseums

Weiter betonte der Kassenwart, das Risiko für den OGMV sei überschaubar. „Wir haften höchstens mit unserer Einlage von 25.000 Euro“, erklärte er. Die gGmbH dürfe keine Gewinne erwirtschaften und auszahlen, führte er weiter aus. Und so beschlossen die Mitglieder auch die Satzungsänderung und den Vertrag mit der gGmbH einstimmig, die in der Gesellschafterversammlung von noch zu wählenden OGMV-Mitgliedern vertreten wird. Diese wählen auch den künftigen Geschäftsführer.

Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld wird wohl vom 1. Januar an von einer gemeinnützigen Gesellschaft betrieben.

Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld wird wohl vom 1. Januar an von einer gemeinnützigen Gesellschaft betrieben. Foto: Neuendorf

Der OGMV sieht sich als Rückgrat des Oberharzer Bergwerkmuseums, das ist in der außerordentlichen Mitgliederversammlung deutlich geworden. Und das ist auch kein Wunder, immerhin leitete und betreute der Verein das Museum mit seinen Mitgliedern zwischen 1926 und 2013. Danach hatte die Stiftung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft (Unesco Welterbe im Harz) diesen Part übernommen.
Vorsitzende Barbara Diederich gestikuliert mit einem Stift während sie spricht.

Vorsitzende Barbara Diederich leitet die Mitgliederversammlung des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins. Foto: Eggers

Aber auch heute noch sind die Mitglieder ehrenamtlich bei der Betreuung des Bergwerksmuseums aktiv. Vorsitzende Barbara Diederich, die auch die Versammlung moderierte, berichtete beispielsweise von vielen Führungen, die sie allein in den vergangenen Tagen übernommen habe.
Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld bietet einzigartige Ausstellungen.

Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld bietet einzigartige Ausstellungen. Foto: Neuendorf

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