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Kinder- und Jugendhaus

GZ Plus IconFür Beeinträchtigte: Lebenshilfe weiht Neubau in Harlingerode ein

Hell und freundlich wirkt die Fassade des neuen Kinder- und Jugendhauses in der Harlingeröder Landstraße.

Hell und freundlich wirkt die Fassade des neuen Kinder- und Jugendhauses in der Harlingeröder Landstraße. Foto: Exner

Im Bad Harzburger Ortsteil Harlingerode hat die Lebenshilfe jetzt eine weitere Einrichtung eröffnet, gedacht für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen. Die GZ hat einen Blick in die Räumlichkeiten geworfen.

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Von Christoph Exner
Donnerstag, 11.09.2025, 04:00 Uhr

Harlingerode. Die Eroberung hat schon begonnen: An den Wänden der Flure im neuen Kinder- und Jugendhaus der Lebenshilfe in der Harlingeröder Landstraße finden sich bereits Malereien, da hängen Basteleien und Fotos. Bereits Ende März waren die ersten Bewohner eingezogen, am Dienstag nun ist der rund 8,5 Millionen Euro teure Neubau nach mehr als zwei Jahren Bauzeit offiziell eröffnet worden.

Ungefähr ein Jahr später als erhofft, was bei Lebenshilfe-Geschäftsführer Sven Dickfeld während der Bauzeit für die eine oder andere schlaflose Nacht und öfter auch entsprechend trübe Stimmung gesorgt habe, berichtete er. „Aber wenn ich jetzt sehe, wie das Haus von denen in Besitz genommen wird, für die es gebaut wurde, dann weicht diese Emotion Sonnenschein.“ Dickfeld dankte Planern, Stadt, Spendern und allen Beteiligten, aber auch den Anwohnern. Die Idee für das Kinder- und Jugendhaus war anfangs nämlich nicht unumstritten gewesen, wenngleich sich die Zahl der Kritiker gerade mal an einer Hand abzählen ließ.
Erster Kreisrat Frank Dreßler (v.l.), Lebenshilfe-Geschäftsführer Sven Dickfeld und Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms durchtrennen das symbolische Band.

Erster Kreisrat Frank Dreßler (v.l.), Lebenshilfe-Geschäftsführer Sven Dickfeld und Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms durchtrennen das symbolische Band. Foto: Exner

„Hell, offen und lebensbejahend“

Gedacht ist das Haus nämlich für Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, aber auch für solche, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Sie sollen dort betreut und gefördert werden, und das rund um die Uhr. Das stelle nicht nur an das Personal enorme Anforderungen, sondern auch an das Gebäude, was den nötigen Umfang der technischen Ausstattung angeht, erklärte Dickfeld.
Die Flure sind bereits durch die jungen Bewohnerinnen und Bewohner in Besitz genommen: Die Wände sind an einigen Stellen schon bemalt und geschmückt.

Die Flure sind bereits durch die jungen Bewohnerinnen und Bewohner in Besitz genommen: Die Wände sind an einigen Stellen schon bemalt und geschmückt. Foto: Exner

„Das ist ein imposantes Gebäude, aber es steckt mehr dahinter als nur eine schicke Verklinkerung. Es handelt sich um einen Ort des Aufwachsens, des Zuhause-Seins und des Sich-Entwickelns.“ Hell, offen und lebensbejahend sollte das Gebäude am Ende aussehen, so das Konzept des Braunschweiger Architekturbüros „WelpvonKlitzing“. Und das ist definitiv gelungen. Einladend und gemütlich wirken die Räumlichkeiten, die neben Zimmern für 27 Bewohner auch Mitarbeiter- und Sanitärräume sowie gemeinsame Koch- und Aufenthaltsbereiche umfassen. Dazu kommt ein kleines Appartement für Erwachsene.
Zur Eröffnung des Kinder- und Jugendhauses kommen Vertreter aus zahlreichen Bereichen der Gesellschaft.

Zur Eröffnung des Kinder- und Jugendhauses kommen Vertreter aus zahlreichen Bereichen der Gesellschaft. Foto: Exner

Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer, bei Geschwisterzimmern gibt es eine Verbindungstür. Die Kinder und Jugendlichen sollen ausreichend Platz haben, um sich zurückziehen zu können, aber auch um gemeinsam zu spielen.

Noch Kleinigkeiten zu tun

Aus Sicht der 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht, kommen sie doch schließlich aus dem Haus Wiesengrund in Clausthal-Zellerfeld nach Bad Harzburg, das laut Lebenshilfe schlicht nicht mehr zeitgemäß war, was die heutigen Anforderungen angeht, und in einem solch schlechten Zustand, dass eine Modernisierung für die Betreiber nicht mehr infrage kam. Erster Kreisrat Frank Dreßler betonte die Wichtigkeit der Einrichtung: „Wir brauchen solche Orte des Wohnens für Menschen mit Behinderungen“, sagte er.
Blick in eines der 27 Bewohner-Zimmer.

Blick in eines der 27 Bewohner-Zimmer. Foto: Exner

Das Gros im Neubau ist zwar geschafft, ein paar kleinere Arbeiten stehen aber noch an, beispielsweise auf dem Außengelände. Auch fehlt in manchem Raum noch die eine oder andere Lampe. Auch sollen noch zusätzliche Spiel- und Therapiegeräte angeschafft werden. Die Lebenshilfe freue sich auch deshalb weiterhin über Spenden, sagt Geschäftsführer Dickfeld.
Neben ausreichend Platz, um sich zurückzuziehen, gibt es auch Aufenthaltsbereiche wie diese Küche zum gemeinsamen Kochen.

Neben ausreichend Platz, um sich zurückzuziehen, gibt es auch Aufenthaltsbereiche wie diese Küche zum gemeinsamen Kochen. Foto: Exner

Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms lobte am Dienstag die „jahrzehntelange gute Zusammenarbeit“ mit der Lebenshilfe. „Öffentliche und soziale Einrichtungen gehören für mich immer mitten in die Orte und das neue Kinder- und Jugendhaus rundet jetzt ein ganzes Ensemble solcher Angebote ab.“ Neben dem Neubau betreibt die Lebenshilfe nämlich auch noch das nur wenige Meter davon entfernte Charlotte-Holzschuh-Haus. In der Nachbarschaft hat zudem die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung einen Standort und die Stadt Bad Harzburg betreibt gegenüber eine Kita.

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