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Familienvater verschwunden

GZ Plus IconVermisst in der Innerstetalsperre: Ermittler ziehen auch andere Optionen in Betracht

Lagebesprechung am Einsatzfahrzeug. Wie soll die Suche erfolgen?

Lagebesprechung am Einsatzfahrzeug. Wie soll die Suche erfolgen? Foto: Leifeld

Die umfangreiche Suche nach dem 40-jährigen, vermeintlich ertrunkenen Familienvater bringt auch nach 14 Tagen noch keinen Erfolg. Die Mitglieder der DLRG Ortsgruppe Langelsheim leisteten bislang 300 Stunden. Welche Optionen gibt es noch?

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Von Andrea Leifeld
Montag, 07.07.2025, 18:00 Uhr

Langelsheim. Ohne Erfolg verlief auch am Wochenende die Suche in der Innerstetalsperre, nach dem, seit Sonntag, 22. Juni, vermissten Schwimmer. Ein weiteres Mal waren Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Ortsgruppe Langelsheim am Freitag und Samstag an der Talsperre im Einsatz. „Einen offiziellen Suchauftrag hat die Ortsgruppe nicht“, betont der 1. Vorsitzende Markus Romainschick gegenüber der GZ, aber „Aufgeben“ kommt für die Wasserretter nicht infrage, obwohl alle Beteiligten wissen: Es kann sich nur um die Bergung eines Toten handeln, sofern in dem Gewässer überhaupt etwas gefunden wird, denn die Talsperre hat ihre Tücken, Strömungen und auch Geäst und Baumstümpfe, die Gegenstände – und auch einen Ertrunkenen – festhalten und am Auftrieb hindern können.

Die Stecke bis zur Staumauer ist selbst für einen geübten Schwimmer weit.

Die Stecke bis zur Staumauer ist selbst für einen geübten Schwimmer weit. Foto: Leifeld

Wasserleichen tauchen gewöhnlich nach rund vier Tagen auf, so Romainschick. Dass bislang nichts gefunden wurde, sei sehr seltsam. Das bestätigt auch ein weiterer Helfer aus der Langelsheimer Ortsgruppe an jenem Freitagnachmittag: „Die Suche dauert bereits so lange, so viel Zeit, mit so vielen Leuten von DLRG, Polizei, Feuerwehr, moderner Technik und sogar Spürhunden – und gefunden wurde nichts“, zeigte auch er sich ratlos.

Suche mit Sonar und Spürhund

Noch am Donnerstagnachmittag waren drei Polizeiboote im Einsatz, mit Sonar und einem Spürhund, für die Oberflächensuche nach aufsteigenden Faulgasen der Leiche. Nach GZ-Informationen hatte der Polizeihund auch angeschlagen und Polizeitaucher gingen ins Wasser. Sie fanden aber an der Stelle, und auch im weiteren Umfeld, nichts. Danach brach die Polizei den Einsatz auf der Talsperre ab. Derzeit würden auch andere Optionen zum Verschwinden des Mannes geprüft, heißt es von dort.

Die „Luchs“ ist ein Spezialboot mit Rettungsluke. Durch sie können Taucher Gegenstände zu Wasser lassen und auch bergen.

Die „Luchs“ ist ein Spezialboot mit Rettungsluke. Durch sie können Taucher Gegenstände zu Wasser lassen und auch bergen. Foto: Leifeld

Der vermisste Schwimmer, ein 40-jähriger Mann aus Langelsheim, war am besagten Unglückstag plötzlich in den Fluten versunken, als er mit seiner Partnerin die Talsperre von der Campingplatzseite aus in Richtung Staumauer durchschwimmen wollte. Die sofort eingeleitete Suche verlief bislang erfolglos.

Verschwinden bleibt ein Mysterium

Die Wasseraufsicht der DLRG habe an jenem Unglückssonntag zwei Jugendliche im Auge gehabt, die in der Nähe der Staumauer schwammen und zwei Stand-up-Paddler. Von dem Badeunfall des Mannes selber bemerkten sie zunächst nichts – erst als der Alarm ertönte. „Wenn wir Aufsicht machen, haben wir die Schwimmer durchaus im Blick“, bestätigte der Vorsitzende. Wer zeigt sich leichtsinnig und schwimmt zu weit raus? Oder zu dicht an die Staumauer? Von der müssen Schwimmer ohnehin 50 Meter Abstand halten, ebenso vom Hochwasserentlastungsturm, ergänzte er. Von der Campingplatzseite bis zur Staumauer sind es zirka 800 Meter, hält er fest. Wenn ein Schwimmer auf der Hälfte der Strecke in Gefahr gerät, bleiben es immer 400 Meter in jede Richtung bis zum rettenden Ufer. Jedes DLRG-Mitglied empfiehlt auch erfahrenen Schwimmern, in der Talsperre immer einen Auftriebskörper für eine mögliche Selbstrettung mitzuführen und niemals die eigenen Kräfte und das eigene Können zu überschätzen.

Das Team mit DLRG-Rettern aus Langelsheim und Braunschweig beginnt seine Suche.

Das Team mit DLRG-Rettern aus Langelsheim und Braunschweig beginnt seine Suche. Foto: Leifeld

Die Ehefrau des Vermissten hatte gesagt, sie hatten den Hochwasserentlastungsturm auf Höhe der rechten Schulter, als sie das Verschwinden ihres Mannes bemerkte. Wichtige Anhaltspunkte, um das Suchgebiet auch für die DLRG-Wasserretter am Freitagnachmittag entscheidend eingrenzen zu können und sich in Richtung Staumauer vorzutasten. Unterstützung bekam die Ortsgruppe Langelsheim durch zwei Mitglieder der DLRG-Braunschweig, die mit einem hochtechnischen Sonargerät in den Harz anreisten. Nach einer ersten optischen Oberflächensuche mithilfe einer Drohne kam das hochmoderne Gerät im Wasser zum Einsatz: Das Sonar sei im Prinzip ein Echolot und zeige dreidimensionale Bilder von jedem Gegenstand in der Talsperre, der größer ist als acht Zentimeter, erklärten sie. Es macht Wurzeln und Baumstümpfe trotz des trüben Wassers klar erkennbar und auch jeden anderen Gegenstand im Wasser.

Auch die Drohne kommt bei der Suche zum Einsatz.

Auch die Drohne kommt bei der Suche zum Einsatz. Foto: Leifeld

Doch selbst mit Sonar-Suche bleibt die Talsperre ein anspruchsvolles Gewässer: Ein entdeckter, „markanter Punkt“, zeigte bei der Suche am Freitag einen Verdachtsfall und wurde durch Bojen markiert. Der erfolgende Tauchgang der DLRG-Ehrenamtlichen am Samstag ergab aber keinen Fund. Ebenso wurde der Grundablauf der Staumauer, gesichert durch ein Gitter, am Freitag kontrolliert. Gefunden wurde auch dort nichts.

„Bis zum heutigen Tag waren wir mit mehreren Kräften zweimal täglich auf der Suche“, fasste Markus Romainschick am Samstagabend zusammen: Insgesamt hätten sich die Ehrenamtlichen über 300 Stunden bei der Suche eingebracht. Alles in ihrer Freizeit. Hinzu käme ein hoher Materialeinsatz sowie „Kameraden und Kameradinnen, die physisch und psychisch an ihre Grenzen gekommen sind“, wie er betonte.

Trotz der bislang erfolglosen Suche will die DLRG Ortsgruppe Langelsheim auch weiterhin eine Bootsbereitschaft stellen und täglich die Wasserfläche mit der Drohne absuchen. Das Verschwinden des 40-jährigen Familienvaters aus Langelsheim bleibt ein Mysterium.

Verschwinden bleibt ein Mysterium

Der letzte tödliche Badeunfall in der Talsperre, ein 58-jähriger Mann, der im Jahr 2019 beim Schwimmen einen Herzinfarkt erlitten hatte, war nach drei Stunden aus der Talsperre geborgen, erinnerten die Einsatzkräfte am Freitagnachmittag vor Ort. Ein weiterer tödlicher Unfall ereignete sich mit einem verunglückten Segler, der keine Schwimmweste getragen hatte – und davor gab es noch einen Suizid im Jahr 2012.

Schwimmen in der Talsperre ist nicht ungefährlich.

Schwimmen in der Talsperre ist nicht ungefährlich. Foto: Leifeld

Aber nicht jeder Vermisste war auch verstorben: Ein Happy End gab es vor einigen Jahren, als eine Frau aus Braunschweig ihre Brille und Schuhe am Ufer der Talsperre schlicht und einfach vergessen hatte und durch diese herrenlosen Fundsachen einen Großeinsatz in den Reihen der Retter ausgelöst hatte. Zur Freude aller Beteiligten konnte die Frau damals wohlbehalten Zuhause in der Löwenstadt angetroffen werden.

Freitagnachmittag: Die Suchenden tasten sich auf der Innerstetalsperre bis zur Staumauer vor.

Freitagnachmittag: Die Suchenden tasten sich auf der Innerstetalsperre bis zur Staumauer vor. Foto: Leifeld

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