Hotelneubau in Torfhaus: Investoren ziehen Handbremse

So könnte das neue Hotel aussehen, dass die Investoren in Torfhaus bauen wollen. Wann es jedoch damit losgeht, ist aktuell noch unbekannt. Foto: Torfhaus-Harzresort-Gesellschaft/Grafik
Die Hildesheimer Lüder-Gruppe hält weiterhin an ihren Plänen für einen Hotelneubau in Torfhaus fest. Vor einigen Jahren waren für das Großprojekt schon 30 Millionen Euro angesetzt. Wann es jedoch mit dem Bau losgehen kann, ist derzeit ungewiss.
Torfhaus. Wie steht es eigentlich um den geplanten Hotelneubau in Torfhaus? Die Torfhaus-Harzresort-Gesellschaft hat wie berichtet vor, in Niedersachsens höchster Siedlung ein gehobenes Wellnesshotel zu errichten. Die Planungen gehen bis ins Jahr 2019 zurück, damals war die Rede von einer Investition von etwa 30 Millionen Euro. Der frühere Geschäftsführer Hannes Mairinger, der auch sonst im Torfhaus-Tourismus kein Unbekannter ist, betont auf GZ-Nachfrage, dass die Investoren nach wie vor an den Planungen festhalten würden. Aktuell hätten sie jedoch die „Handbremse gezogen“. Warum?

In den vergangenen Jahren hat sich das Erscheinungsbild von Torfhaus ganz schön gewandelt – vor allem durch die Investitionen der Lüder-Gruppe in Harzresort und Harzturm. Foto: Neuendorf
In den vergangenen Jahren hat sich in Torfhaus viel getan, die Hildesheimer Lüder-Gruppe hat massiv investiert. Während Niedersachsens höchste Siedlung früher fast nur zum Durchfahren genutzt, warten dort nun ein Hotel mit einer Feriendorfsiedlung, der Harzturm und das Wienerwald-Restaurant auf die Oberharzer und Urlauber. Auch wenn diese Art des Massentourismus nicht bei allen in der Bevölkerung gut ankommt, wollen Immobilienunternehmer Sebastian Lüder und seine Geschäftspartner in Zukunft noch weiter in Torfhaus investieren.
Baugenehmigung ist da
Als Hoteldirektor Roman Plate im Juli vorigen Jahres die Geschäftsführung im Harzresort in Torfhaus übernommen hat, fieberte er bereits dem Erhalt der Baugenehmigung für das neue Hotel entgegen. Das soll dort entstehen, wo jetzt noch das Harzresort die Gäste empfängt. Im November 2023 trudelte laut Mairinger endlich die ersehnte Baugenehmigung ein, nachdem Ende 2022 der Stadtrat der Änderung des Bebauungsplanes in Sachen Hotel-Neubau zugestimmt hatte. Das Gremium hat unter anderem mehrheitlich entschieden, dass die Investoren das Hotel dreistöckig bauen dürfen. Weiterhin ging es um das Sicherstellen der Trink-, Frisch-, Lösch- und Abwasserversorgung im Hotelbetrieb.

Seit Juli 2023 ist Roman Plate (r.) Geschäftsführer der Torfhaus-Harzresort-Gesellschaft. Vor ihm hatte Hannes Mairinger den Posten inne. Foto: Brabanski
Auch wenn die Baugenehmigung mittlerweile vorliegt, halten sich die Investoren bislang noch zurück. Aktuell ergebe es aus wirtschaftlicher Sicht wenig Sinn, eine Ausschreibung zu starten, findet Mairinger. Er ist Geschäftsführer der ebenfalls zur Lüder-Gruppe gehörenden Nature-Resort-Investment-Gesellschaft, die einen Gewinnabführungsvertrag mit der Torfhaus-Harzresort-Gesellschaft abgeschlossen hat. Laut Mairinger wäre es bei den hohen Zinsen und Baupreisen viel vernünftiger, weiterhin den Markt zu beobachten und erst bei einer Erholung mit den nächsten Schritten zu beginnen. Wann also mit dem Hotelneubau in Torfhaus begonnen werden kann, kann Mairinger aktuell nicht sagen. Die derzeitige Investitionssumme sei für ihn ebenfalls reine Spekulation. Die bisher benannten 30 Millionen Euro würden aus einer Kostenschätzung von 2019 kommen, also vor Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Mittlerweile könnte deutlich mehr Geld benötigt werden. Eine zehnprozentige Förderung vom Land Niedersachsen sei den Investoren aber bereits zugesichert worden, so Mairinger.
Kein Einzelfall
Er betont zudem, dass diese Bauverzögerung kein Einzelfall sei. Stattdessen spricht er von einem hohen Prozentsatz an Großprojekten, die in Deutschland aufgrund der wirtschaftlichen Umstände ebenfalls aktuell pausiert seien. Beim Bau des Harzturms ist es bekanntlich ja auch zu Verzögerungen gekommen. Rückblickend erinnert Mairinger an die gestiegenen Holzpreise und extreme Lieferengpässe, die unter anderem zu der verspäteten Öffnung führten. Das hat am Ende unter anderem dafür gesorgt, dass der Turm anstelle der ursprünglich veranschlagten acht Millionen Euro zehn Millionen Euro kostete. Mairinger war bis Anfang Oktober 2024 Geschäftsführer des Harzturms und wurde mittlerweile von Roman Plate abgelöst.
Was Hannes Mairinger aber schon genau sagen kann, ist, dass für das neue Hotel eine Bauzeit von etwa zwei Jahren veranschlagt sei. Es soll auf den Keller des 2013 eröffneten Harzresorts gebaut werden. Die dortige Holzpellets-Heizung kann laut dem Investor weiterhin verwendet werden. Das restliche Gebäude soll wie berichtet aber abgerissen werden. Das ist Mairinger zufolge nötig, weil sonst schnell ein Zweiklassenhotel zwischen dem alten und neuen Teil entstehen würde. Darum sei aus Qualitätsgründen der Abriss besser. Auch wenn das Hotel dann zwei Jahre lang geschlossen bliebe, habe das keine Auswirkungen auf die dortigen Mitarbeiter. Es gibt laut dem Verantwortlichen nämlich keine Angestellten, die ausschließlich in dem Hotel tätig sind. Stattdessen hätten sie auch andere Aufgaben zu erledigen, etwa in der Feriendorfsiedlung oder im Schwesterresort in Schierke.
Pool mit Brocken-Blick
Geplant ist laut Mairinger nach wie vor ein Vier-Sterne-Plus-Hotel mit 70, 80 Zimmern. Das Gebäude soll sich nach Planung der Architekten „optimal in die Landschaft integrieren“. Aufgrund eines Neun-Meter-Gefälles am Rasen sei so von jeder Etage der Blick in Richtung Brocken möglich. Das Highlight ist in Mairingers Augen aber der Wellness-Bereich mit einem sogenannten Infinity-Pool, der ebenfalls einen Blick auf den höchsten Berg Norddeutschlands präsentiert. Dabei handelt es sich um ein scheinbar kantenloses Schwimmbecken, bei dem ein Ende so abgesenkt ist, dass man den Eindruck hat, das Wasser würde in der Unendlichkeit (englisch: infinity) verschwinden.