Neues Hof-Café in Wildemann bietet direkten Blick in den Kuhstall
Jens und Franzi Herberger eröffnen im früheren Melkraum ein Hof-Café. Foto: Knoke
Franzi und Jens Herberger wollen ab 1. Februar auf ihrem Bauernhof in Wildemann ein Hof-Café eröffnen. Von dort aus haben die Gäste einen direkten Blick in den Kuhstall. Die Herbergers konnten sich auch über Nachwuchs auf dem Hof freuen.
Wildemann. Seitdem das Landwirte-Ehepaar Herberger den Bauernhof „Klein Tirol“ in Wildemann vor bald drei Jahren übernommen hat, hat sich dort viel verändert. Vom in die Schlagzeilen geratenen Chaos-Hof ist keine Spur mehr, den Tieren geht es gut. Räumlich hat sich ebenfalls einiges getan: Die Herbergers haben den nicht mehr genutzten Melkraum zu einem Hof-Café umgebaut, das am 1. Februar Eröffnung feiert. Darüber hinaus hat ihr Harzer Fuchs, eine traditionelle heimische Hunderasse, die noch immer vom Aussterben bedroht ist, Nachwuchs bekommen.
44 Tiere zu beobachten
Jens und Franzi Herberger zeigen stolz den ehemaligen Melkraum, der zuletzt als Lager diente und jetzt nicht mehr wiederzuerkennen ist. Dort, wo eine Wand war und Regale standen, befindet sich nun ein Tresen, und dort, wo früher die Kühe ihr Geschäft verrichtet haben, sollen ab dem Wochenende die Gäste sitzen. Keine Sorge: In dem Café riecht es nicht nach Stall. Das Besondere ist aber, dass die Besucher von dort aus einen direkten Blick in den Kuhstall und auf die 44 Tiere haben. Dazu gehören unter anderem das Harzer Rote Höhenvieh und die schottischen Hochlandrinder. „Wir möchten, dass die Leute einen Bezug zu den Tieren bekommen und wissen, wo das Fleisch herkommt“, betont Jens Herberger. „Sie sollen sehen, dass die Kühe nicht lila sind“, ergänzt seine Frau mit Bezug auf die Milka-Werbung.

Der frühere Melkraum ist kaum mehr wiederzuerkennen. Foto: Knoke
Damit in dem Raum aber überhaupt Umbauten stattfinden durften, war laut den Herbergers eine Nutzungsänderung durch den Landkreis Goslar notwendig. „Am 23. Dezember haben wir sie bekommen. Sie lag dann als Geschenk für Jens unter dem Weihnachtsbaum“, berichtet Franzi Herberger. Die Arbeiten geschahen größtenteils in Eigenregie. Das Ehepaar hatte aber viele Helfer, sodass – bis auf ein paar Kleinigkeiten – für Samstag alles fertig ist. Jens Herberger erklärt, dass es sich bei den Balken am Tresen um Harzer Fichtenholz handele, genauer gesagt um Sturmholz aus Altenau. Die nachhaltige Bauweise erinnert an den Zellerfelder Landwirt Heiner Schulte, der vor einigen Jahren seinen Kuhstall aus Borkenkäfer-Fichten gebaut hatte. Viele Dekorationsartikel des neuen Cafés stammen laut den Herbergers aus Haushaltsauflösungen oder sind Geschenke. Gleich beim Betreten des Raumes fällt der Blick beispielsweise auf ein großes Gemälde. Dabei handelt es sich um ein Bild vom ehemaligen Sägewerk im Innerstetal. Es hängen zudem sogenannte Kuhkummets an der Wand, also Geschirre für die Tiere.
Kuchen wie bei Oma
Zunächst einmal wollen die Herbergers ihr Café samstags und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr öffnen. „Wir möchten erst einmal sehen, wie es angenommen wird“, sagt Franzi Herberger. Wenn der Zuspruch jedoch vorhanden sei, kann sich das Ehepaar durchaus vorstellen, auch unter der Woche Gäste zu empfangen. Die Rückmeldungen von Einheimischen und Touristen seien in der Vergangenheit positiv gewesen – durch den Wander- und Fahrradweg, der direkt über den Herberger-Hof führt, herrscht dort stets viel Betrieb. Neben verschiedenen Kaffee- und Teesorten soll es noch alkoholische und alkoholfreie Getränke geben sowie „Kuchen ohne Schnickschnack“. Was heißt das? Franzi Herberger, die selbst die Kuchen zubereiten wird, verrät, dass es sich dabei um Backwerke handele, wie „man sie noch von Oma kennt“.

Bitte lächeln: Beim Kaffeetrinken ist es möglich, den Kühen direkt in die Augen zu sehen und ein Foto von ihnen zu machen. Foto: Knoke
Viel zu sehen bekommen die Cafébesucher natürlich im Winter und Frühjahr, wenn die Kühe in dem Wildemanner Stall untergebracht sind. An Pfingsten steht der traditionelle Viehaustrieb an, dann grasen die Tiere wieder auf der Weide. Für die Sommermonate können sich die Herbergers vorstellen, den Café-Bereich nach draußen auszuweiten, damit die Besucher auf dem Hof die Esel und Ziegen beobachten können. Aktuell herrscht aber auch viel Trubel auf dem Hof, weil Pina, der Harzer Fuchs der Herbergers, am 12. Dezember Nachwuchs bekommen hat.

Die niedlichen Welpen sind fast sieben Wochen alt. Foto: Knoke
Ursprünglich wurde der Harzer Fuchs zum Hüten des Harzer Rotviehs gezüchtet, er ist aber zunehmend vom Aussterben bedroht. Er wird als Kategorie III (gefährdet) auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen geführt. Umso mehr freut sich Franzi Herberger, dass sie einen Deckrüden aus Wildemann gefunden hatten und Pina sechs gesunde Welpen zur Welt gebracht hat. Die Landwirtin berichtet von fünf Rüden und einer Hündin. Die kleine heißt Haily und soll weiterhin bei den Herbergers bleiben. Von den Rüden haben schon drei neue Besitzer, zwei von ihnen suchen laut den Hofbesitzern noch nach einem Frauchen oder Herrchen.
„Die Leute denken immer, dass der Harzer Fuchs besonders viel Auslauf braucht“, sagt Franzi Herberger und verneint das aber gleich wieder. Genau wie andere Hunde brauche die Rasse zwar Bewegung, aber sie sei dennoch für Anfänger geeignet. Der Harzer Fuchs mache sich auch ideal als Familienhund. Es brauche also keinen großen Hof, auch wenn sich die niedlichen Welpen dort aktuell sehr wohlfühlen. In gut zwei Wochen sollen die Welpen zu ihren neuen Besitzern kommen, sie sind dann gechippt, entwurmt und geimpft. Falls jemand Interesse an einem der beiden Rüden hat, kann er sich auf dem Hof der Herbergers melden.

Der Harzer Fuchs Pina hat sechsfachen Nachwuchs bekommen. Die Rasse gilt noch immer als vom Aussterben bedroht. Foto: Knoke