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Geheime Unterlagen

GZ Plus IconEin Anbau für die Goetheschule in Goslar kommt frühestens 2031

Die Grundschule Goetheschule und der Parkplatz sind bisher durch die Bolzenstraße klar voneinander getrennt.

Schule und Parken: Die Goetheschule soll sich nach Plänen einer Ratsmehrheit in Richtung Bolzenstraße ausweiten. Dort stand frühere eine zweigeschossige Parkpalette. Inzwischen stehen die Autos nur noch ebenerdig. Foto: Heine

Die Schulgrenzen sollen 2028 fallen, ein Anbau für Goslars Goetheschule kann frühestens 2031 fertig werden. Das zeigen geheime Planunterlagen, die der GZ vorliegen.

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Von Frank Heine
Montag, 17.11.2025, 04:00 Uhr
Die Schulgrenzen sollen für Goethe-, Schiller- und Jürgenohlschule schon im Sommer 2028 verschwinden. Aber wie realistisch ist es, dass die Goetheschule an der Kornstraße schon zu diesem Zeitpunkt ausreichend Platz für (mehr) Schüler hat? Geheime Unterlagen der Stadtverwaltung, die bisher nur hinter verschlossenen Türen in der Arbeitsgruppe Schulentwicklungsplanung auf den Tisch gekommen sind, lassen schon jetzt große Zweifel zu, ob dieser Zeitplan wirklich zu halten ist.

Kostengünstigste Variante

Wanddurchbrüche und ein Umbau des Dachgeschosses sollen bis zu diesem Zwischenschritt erledigt sein, um im Bestand Verbesserungen zu erzielen. Dazu heißt es in der Präsentation der Verwaltung, die Klassenräume im Altbau böten aktuell nicht ausreichend Platz für die maximale Klassenstärke, die per Gesetz auf 26 Schüler festgelegt ist. Durchbrüche und neue Raumaufteilungen könnten deshalb eine effizientere Nutzung ermöglichen, und der 26er-Klassenteiler könnte eingehalten werden. Wenn im Neubau das Dachgeschoss umgebaut wird, sei ein weiterer Klassenraum möglich. Als Vorteile sind unter anderem eine optimale Nutzung des Bestands sowie eine Kapazität für drei Klassen pro Jahrgang aufgelistet. Es wäre zudem die kostengünstigste Variante. Wenn man sich auf diese Bauvorhaben beschränkt. Nachteile: Eine Vergrößerung der Mensa wäre ebenso wenig möglich wie ein Rückbau des Werkraums zum Klassenraum. Denkmal- und Brandschutz sind außerdem zu beachten. Der Schulhof bleibt so klein, wie er ist. Und es gibt weiterhin einen Bedarf für zwei Klassenräume, wenn insgesamt 285 Schüler aufgenommen werden sollen.
Eine Kartenansicht zeigt, wo sich die einzhelnen Gebäude am Standort der Goetheschule platzieren.

Plan A für die Goetheschule: Auf dem Parkplatz Bolzenstraße sollen eine Mensa und neue Fachräume entstehen. Foto: GZ-Montage

Platz für mehr Schüler

Diese Erhöhung der Kapazitäten ist auf lange Sicht das erklärte Ziel einer Ratsmehrheit aus CDU, Grüner Partei 42, Linken, AfD und den Ratsherren Henning Wehrmann (Bürgerliste) und Niklas Prause, die im Juni per Ratsbeschluss die Goetheschule stärken und für insgesamt drei Grundschulen die Grenzen aufheben wollte. Die Verwaltung favorisiert den reinen Umbau im Bestand als finale Lösung ebenso wie SPD und FDP. Sie lässt sich durch einen neuen Zuschnitt der Schulgrenzen steuern. Das versichert(e) der zuständige Fachbereichsleiter Sven Busse immer wieder. Genau diese Schulgrenzen wollte der Rat am Dienstag auch festlegen – wohl auch einstimmig übrigens. Aber eben nur als Interimslösung bis 2028, wie es sich die Juni-Mehrheit vorstellt. Ihnen reichten aktuell Zusicherungen aus der Verwaltung, dass bis zu diesem Datum die Lösung im Bestand erreicht werden könne, erklärte etwa Rüdiger Wohltmann (Linke) zuletzt am 4. November im Schulausschuss. Allerdings ist das Thema wie berichtet kurzfristig von der Tagesordnung geflogen, weil es im nicht öffentlichen Verwaltungsausschuss Zweifel an Fristen und Fragen zur Geschäftsordnung gab. Die Unterlagen für die Goetheschulen-Baupläne zumindest sprechen jedenfalls eine andere Sprache. Ein dort dokumentierter Zeithorizont für dieses Szenario lässt deutlich ein Fragezeichen stehen. Ja: 2028 könnten die Räume vergrößert werden, die Bauarbeiten in Teilabschnitten zumindest beginnen – „abhängig von Planung und Genehmigungen“. Klare Aussage ist aber: „Das Umsetzungsende bleibt offen.“ Das Verfahren müsste zudem mit einem Grundsatzbeschluss des Rates im ersten Quartal 2026 starten und Ende 2026 mit Aufträgen für die Planer weitergehen. Im dritten Quartal 2027 könnten weitere Schritte mit Projektfeststellungsbeschluss und Anmeldung der Gelder für den Haushalt 2028 folgen. Über die Kosten ist (noch) nichts zu finden. Es geht aber voraussichtlich um mehrere Millionen Euro.
Eine Kartenansicht zeigt, wo sich die einzhelnen Gebäude am Standort der Goetheschule platzieren.

Plan B für die Goetheschule: Auf dem Parkplatz Bolzenstraße könnte eine neue Sporthalle entstehen, die sanierungsreife alte Halle umgebaut werden. Foto: GZ-Montage

Neubau auf dem Parkplatz

Aber was soll passieren, wenn der erste Schritt getan ist? Im Schulausschuss war deutliche Sympathie für eine Variante herauszuhören, die einen Neubau der Mensa samt Fachräumen verwirklicht. Dieser Neubau – mitten im Goslarer Weltkulturerbe Altstadt – soll auf dem Parkplatz auf der anderen Seite der Bolzenstraße entstehen. Vorteile laut Verwaltung: Insgesamt kommt die Goetheschule am Ende auf 14 Klassenräume. Der Neubau wird barrierefrei. Als Nachteile wertet die Verwaltung unter anderem die lange Verfahrensdauer für ein komplexes Bauvorhaben, dessen Kostenintensität und ein herausforderndes Brandschutzkonzept, insbesondere mit Platz für ein Aufstellen der Feuerwehr-Drehleiter im Ernstfall. Und ganz klar: Hier fallen Parkplätze für Anwohner und Besucher weg, die Gastronomen und Handel weh täten.

Über welche Zeitschiene reden die Beteiligten? Selbst wenn wie im ersten Fall 2026 der Grundsatzbeschluss gefällt wird und die Planer ihre Aufträge bekommen, steht erst im zweiten Quartal 2028 ein Projektstellungsbeschluss an. Den Baubeginn taxiert die Verwaltung auf 2029 – mit einer kalkulierten Bauzeit von mindestens zwei Jahren. Fertig wird der Bau demnach frühestens 2031. Und es wird angekündigt: „Das genaue Umsetzungsende bleibt offen.“

Dieser Zeitstrahl und die aufgelisteten Vor- und Nachteile gelten im Prinzip für eine weitere Variante, die die Verwaltung vorstellt. Weil die Sporthalle der Schule sowieso saniert werden muss, könnte sie gleich auf dem Parkplatz Bolzenstraße gebaut werden. Die alte Halle könnte künftig Mensa und Werkraum beherbergen und weitere Kapazitäten im Bestandsgebäude schaffen.
Ein Zeitstrahl zeigt auf, welche Schritte wann für einen Anbau der Goetheschule erfolgen können beziehungsweise müssen.

Bauen 2029 bis ?: Ein Neubau auf dem Parkplatz Bolzenstraße wäre frühestens 2031 fertig – wenn es keine Verzögerungen gibt. Foto: GZ-Montage

Schultausch ist unwahrscheinlich

Komplett aus dem Rennen scheint eine Option, die einen Umzug der Worthschule zurück an den Georgenberg vorschlägt, wo sie sich die Räumlichkeiten mit der Schillerschule teilen müsste. Das Schulgebäude an der Zehnstraße würde in diesem Fall als Außenstelle der Goetheschule zur Verfügung stehen. Aber soll die konfessionsgebundene und deshalb seit jeher schulgrenzenfreie Worthschule wirklich schon wieder umziehen? Zwar wären alle vorhandenen Gebäude voll ausgelastet, das historische Stadtbild würde nicht durch einen Neubau verändert, und das Vorhaben wäre vergleichsweise ein Schnäppchen. Aber auch hier müsste in eine größere Georgenberg-Mensa investiert werden. Die schulorganisatorischen Hürden wären hoch und die Wege zwischen den beiden Goetheschulen-Gebäuden weit.

Vor Fazit und Empfehlung drückt sich die Verwaltung nicht. Sie sieht den Ausbau im Bestand als „ressourcenschonendste und wirtschaftlich sinnvollste Lösung“. Sie könne allerdings nicht den vollständigen Raumbedarf abdecken, den sich die Antragsteller zur Grenzenlosigkeit vorstellen. Den Schultausch hält sie „aus verschiedensten Gründen für nicht zu empfehlen, bis hin zu nicht umsetzbar“. Die beiden Bauvarianten für den Parkplatz Bolzenstraße bilden demnach zwar den maximalen Raumbedarf ab. Sie wären aber „mit hohen finanziellen sowie baulichen Hürden verknüpft“. Selbst bei optimalem Verlauf wäre ein Neubau frühestens ab 2031 zu realisieren.

Lösung mit Schulgrenzen

Was also tun? Die Verwaltung legt der Politik noch einmal allein den Ausbau im Bestand ans Herz. Der Raumbedarf ließe sich weitgehend abbilden, wenn im Wechsel zwei und drei Klassen eingeschult werden, die Schule also zweieinhalbzügig fahren würde und immer noch 260 statt 285 Schüler aufnehmen könnte. „Die verbleibenden Bedarfe lassen sich durch bestehende Kapazitäten an der Schillerschule und an der Jürgenohlschule auffangen. Auf einen kosten- und zeitintensiven Neubau kann somit verzichtet werden“, heißt es am Ende. Und: „Diese Lösung ermöglicht eine nachhaltige Schulentwicklung.“ An diesem Dienstag geht es im Rat (nur) um neue Schulgrenzen. Über die Baupläne will Goslars Politik ab Dezember diskutieren.

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