Verkauf von Prahljust: Dringender Appell der Camper an die Politik
Die Zukunft des Campingplatzes Prahljust ist am Donnerstag Thema im Stadtrat. Vorher melden sich die Camper mit einer dringenden Forderung zu Wort. Foto: Neuendorf
Der Rat beschließt, wer den Campingplatz Prahljust kauft. Die Camper haben eine deutliche Meinung. Entscheidet die Politik anders, sei das Vertrauen endgültig verspielt.
Buntenbock. Der Stadtrat steht heute Abend vor einer wegweisenden Entscheidung: Soll Überland oder Ahoi den Campingplatz Prahljust kaufen oder doch keiner von beiden? Vor der Sitzung meldet sich die Interessengemeinschaft der Camper mit einem dringenden Appell an die Politik zu Wort. Die „Freunde Prahljust“ fordern, dass die städtischen Flächen an die Ahoi-Bullis-Campervermietung-Gesellschaft aus Hamburg verkauft werden – sonst, so schreiben sie, sei das „Vertrauen endgültig verspielt“.
Stadtrat entscheidet
Streit um Prahljust: Zwei Investoren buhlen um den Campingplatz
Seit mehr als einem Jahr erleben viele Camperinnen und Camper nach eigener Aussage eine Hängepartie, die ihnen menschlich, finanziell und emotional zusetzt. In dieser Zeit habe die Politik wiederholt versichert, dass der Weiterbetrieb des Platzes oberstes Ziel sei, niemand seinen Platz verlieren solle und „niemand zu Silvester obdachlos gemacht“ werde. Diese Worte hätten vielen Mut gegeben, schreiben die Camper, und sie hätten trotz aller Unsicherheiten an Prahljust festgehalten. Mehr als 4000 Bürgerinnen und Bürger haben mit ihrer Unterschrift unter die Petition gezeigt, wie wichtig dieser Ort für die Region sei. In den politischen Beratungen wurde laut den Campern mehrfach betont, dass nur ein Konzept infrage komme, das einen ganzjährigen Betrieb, eine unterbrechungsfreie Übergabe und keine existenziellen Probleme für Dauercamper mit sich bringe. Nun, schreiben die Prahljust-Freunde, werde sich zeigen, ob diese Grundsätze auch gelten, wenn es ernst wird.
Zwei Investoren mit Konditionen
In dieser aufgeheizten Stimmung rücken die Konditionen der beiden Interessenten verstärkt in den Mittelpunkt. Beide Firmen wollen den Campingplatz weiterentwickeln, ihre Pläne unterscheiden sich aber deutlich. Die Überland-Immobilien-Gesellschaft bietet mit rund 1,86 Millionen Euro den höheren Kaufpreis und hat zudem bereits einen überarbeiteten Vertragsentwurf sowie eine Finanzierungsbestätigung vorgelegt. Die Berliner planen Investitionen von rund 5 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren. Voraussetzung ist allerdings eine vollständige Räumung des Geländes bis zum 31. März 2026.
„Politisch fragwürdig“
Streit um Campingplatz Prahljust spitzt sich zu: Camper sind empört
Zurückhaltender wirkt hingegen das Angebot von Ahoi. Der Kaufpreis liegt bei 1,6 Millionen Euro, der Investitionsrahmen bei einer Million Euro in den kommenden drei Jahren. Eine Finanzierungsbestätigung fehlt bislang ebenso wie ein vollständiger Vertragsentwurf. Anders als Überland verzichtet Ahoi jedoch auf eine Räumungsfrist und würde den Platz spätestens zum 1. April 2026 übernehmen – inklusive der verbliebenen Dauercamper.
Camper sind gegen Räumung
Genau hier setzt die Interessengemeinschaft an. Während Überland möglichst schnell sanieren will und dafür den Platz erst einmal schließen möchte, präferieren die Prahljust-Freunde die behutsame Weiterentwicklung im laufenden Betrieb ohne kurzfristige Großbaustellen und ohne kompletten Neustart. Für viele Camper ist das ein entscheidender Punkt. Sie sehen darin den einzigen Weg, den Platz nicht für Monate zu verlieren. Im offenen Brief erinnern sie zudem daran, dass Überland ursprünglich zugesichert habe, die Dauercamper zu übernehmen. „Wenn ein Interessent bereits vor Vertragsabschluss zentrale Bestandteile seiner eigenen Zusagen relativiert oder zurückzieht, stellt sich die Frage, wie verlässlich ein solches Konzept langfristig sein kann. Für die Camper vor Ort wäre das ein erneuter Schock und ein massiver Vertrauensbruch.“
In dem Appell kommen auch umweltpolitische Bedenken ins Spiel. „Auf dem Gelände des Campingplatzes befinden sich geschützte Gartenschläferkolonien“, heißt es. Eine Räumung oder Bautätigkeit würde diese Tiere gefährden und ihre Lebensräume zerstören. Die Camper verweisen auf zahlreiche Baustopps aufgrund streng geschützter Arten wie Feldhamstern oder Fledermäusen.
Flusskrebse im Pixhaier Teich
Zudem stellen sich die Prahljust-Freunde die Frage, wie sich Bauarbeiten auf den angrenzenden Pixhaier Teich auswirken würden, insbesondere auf den dort vorhandenen Bestand an Flusskrebsen. Die jahrelange Fremdwasser-Problematik auf dem Platz, über die Stadt und die Pächterfamilie Landers sogar mit Anwälten streiten und die womöglich auch Auswirkungen auf Flora und Fauna hatte, wird im Schreiben der Camper allerdings nicht erwähnt. Dennoch mahnen sie, dass ihre Umweltschutzaspekte zwingend berücksichtigt werden müssten, bevor Entscheidungen getroffen werden. Nur so könnten irreversible Schäden verhindert werden.
Im Kern lautet die Botschaft des offenen Briefs: Eine Entscheidung gegen die „selbst gesetzten Ziele der Stadt und gegen die ökologischen Realitäten vor Ort“ sei ein „fatales Signal“. Ein Verkauf an Ahoi wäre aus Sicht der Camper hingegen ein Schritt, der politische Glaubwürdigkeit wahrt, soziale Härten vermeidet, ökologische Risiken minimiert und den fortlaufenden Betrieb sichert. „Versprechen müssen gelten – und sie gelten besonders dann, wenn es unbequem wird“, schreibt die Interessengemeinschaft abschließend.
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