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Meinungen gehen auseinander

GZ Plus IconOberharz: Windräder bei Werk Tanne polarisieren weiter

Die Halali-Verwaltungsgesellschaft will das Gelände von Werk Tanne weiterentwickeln – wenn möglich, auch mit Windrädern.

Die Halali-Verwaltungsgesellschaft will das Gelände von Werk Tanne weiterentwickeln – wenn möglich, auch mit Windrädern. Foto: Pförtner/dpa

Nicht jeder ist begeistert von der Idee, Windräder bei Werk Tanne zu errichten. Die Bürgerinitiative für einen lebenswerten Oberharz will jetzt mit einer neuerlichen Flyer-Aktion darauf aufmerksam machen. Auch auf die Petition gibt es Reaktionen.

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Von Sören Skuza
Mittwoch, 08.10.2025, 19:45 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Windräder für Werk Tanne? Während die einen strikt dagegen sind, befürworten andere das Vorhaben. Wieder andere mahnen dazu, erst einmal die noch ausstehenden Gutachten abzuwarten, die notwendig sind, um überhaupt weiterplanen zu können. Ein Überblick zum aktuellen Stand.

Als die Halali-Verwaltungsgesellschaft im August 2024 bekannt gegeben hatte, als Teil ihres „Masterplans“ für das Gelände des ehemaligen NS-Rüstungsstandortes Werk Tanne auch Windräder auf dem Areal errichten zu wollen, gab es nicht nur Zuspruch. Eine Bürgerinitiative gründete sich, Bedenken wurden vorgetragen, und eine Petition an die Mitglieder des Stadtrates startete. Noch ist unklar, ob und inwieweit aus dem Vorhaben der Halali Wirklichkeit wird. Während auf der einen Seite im Hintergrund Gutachten erstellt werden, startet die Bürgerinitiative für einen lebenswerten Oberharz auf der anderen Seite eine Flyeraktion und geht weiterhin in die Offensive.

Flyeraktion der Bürgerinitiative

„Mit einer Flyeraktion in Clausthal-Zellerfeld, Buntenbock, Altenau, Schulenberg und Wildemann wollen wir gezielt und lokal möglichst viele Menschen auf die Petition ansprechen und für das Thema sensibilisieren“, schreiben die Mitglieder der Initiative auf ihrer Internetpräsenz. Zentrale Bedenken des Zusammenschlusses von Oberharzer Einwohnern konzentrieren sich wie mehrfach berichtet etwa auf das Thema Trinkwasserschutz. So sei etwa eine Befürchtung, dass beim Bau oder durch herabfallende Teile der mit Sprengstoffrückständen belastete Boden in das Trinkwasser gelangen könnte. Aber auch von der „Gefahr einer Abwertung des Gesamtensembles der Pfauenteichkaskade“ oder von „negativen Folgen für die Vogel- und Fledermauspopulation“ ist etwa in der Petition die Rede.

Bei einem Bürgerdialog auf Einladung der Grünen erklären Jens Jacobi (l.) und Alexander Schönburg-Hartenstein im Juli, dass sie noch nicht auf alle Fragen antworten können.

Bei einem Bürgerdialog auf Einladung der Grünen erklären Jens Jacobi (l.) und Alexander Schönburg-Hartenstein im Juli, dass sie noch nicht auf alle Fragen antworten können. Foto: Neuendorf/Archiv

Diese ist indes nach dem Erreichen des Quorums von dem Online-Portal Open-Petition an die Mitglieder des Stadtrates weitergeleitet worden, drei von ihnen sind inhaltlich und öffentlich einsehbar darauf eingegangen. Weitere haben nach Angaben der Bürgerinitiative signalisiert, sich erst äußern zu wollen, wenn die erforderlichen Gutachten vorliegen.

„Eingriff in Privateigentum“

Einer, der bereits reagiert hat, ist Boris Peinemann, der betont, nicht für die FDP-Fraktion zu sprechen, sondern als Einzelperson. „Es handelt sich um privates Gelände, und mein liberales Grundverständnis verbietet den Eingriff in Privateigentum so weit, dass ich niemandem vorschreiben möchte, was er oder sie auf ihrem Grund unternehmen möchte“, schreibt Peinemann in seiner Begründung. „Aber hier soll die Nutzung derartig verändert werden, sodass es zu erheblichen übergreifenden Auswirkungen in den Privatbesitz anderer Bürger kommt und eben dies ist bei der Abwägung zu berücksichtigen.“ Auch er befürchtet Beeinträchtigungen auf die Wohnqualität in der Nachbarschaft. Zudem sei mit Blick auf Subventionierungen des Windenergie-Ausbaus „weitere volatile Energieerzeugung sehr unpassend und teuer“, zudem profitiere die Stadt damit nicht durch Nettoeinnahmen, sondern aus „Umlagen aus anderen Steuergeldern“.

Gelände vorantreiben

Peinemanns Fraktionskollege Martin Ksink schlägt andere Töne an. „Dem Teil ‚Kein Standort für Windkraftanlagen im Oberharz‘ kann ich nicht zustimmen, schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt im Verfahren“, schreibt er. „Auch wir im Oberharz müssen uns dem Thema Energiesicherheit widmen, insbesondere auch im Hinblick auf die kommunale Wärmeplanung.“ Das Gelände von Werk Tanne weiterzuentwickeln, sei Ksink zufolge genauso wichtig, wie Gewerbe anzusiedeln. Er verweist auf die „Vielzahl von Gutachten“, die noch in Arbeit sind. „Diese Gutachten nicht abzuwarten, auch wenn diese Negativzeugnisse sein können, wäre falsch und begründete eine grundlagenlose Entscheidung“, so Ksink.

„Ich habe mich im Rat bereits mit Antrag geäußert und abgestimmt“, erinnert Ratsmitglied Carsten Rehling (Die Partei). Er hatte wie berichtet einen Satire-Antrag gestellt, in dem er gefordert hatte, statt auf Windenergie zu setzen, auf dem Gelände von Werk Tanne Rüstungsindustrie anzusiedeln. Ernst hatte Rehling das nicht gemeint, stimmte selbst gegen den eigenen Antrag. „Alle wollen Strom, der kommt nicht einfach so aus der Steckdose“, schreibt er in seiner Stellungnahme zur Petition. „Und da ist Windkraft die umweltfreundlichste Möglichkeit. Tourismus wird dadurch nicht gestört – die Leute fahren auch weiter ans Meer, wo unzählige Anlagen stehen.“

Abgabeboxen stehen bereit

Die Bürgerinitiative bleibt derweil ihrerseits an dem Thema dran und will nach eigener Aussage „weiterhin frühzeitig den Ratsmitgliedern der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld aufzeigen, welche Themen und Bedenken sie im Sinne der Einwohner im Laufe des Verfahrens sorgsam prüfen und im Auge behalten sollten“. Dies soll über eine neue Flyeraktion geschehen. „Der Flyer enthält eine Postkarte mit Unterschriftenfeldern einer Petitionsliste, die ausgefüllt und an verschiedenen Stellen in Clausthal-Zellerfeld und Umgebung eingeworfen oder per Post zurückgesandt werden kann“, schreiben die Organisatoren. Ab sofort sollen in einigen Läden in der Stadt eigens Abgabeboxen dafür bereitgestellt werden.

Auf dem Gelände befindet sich bereits ein Solarpark.

Auf dem Gelände befindet sich bereits ein Solarpark. Foto: Neuendorf/Archiv

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