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Angst und Hilflosigkeit in Altenau

GZ Plus IconWildschweine im Harz: Kurpark zerstört und brenzlige Begegnungen

Kaum wiederzuerkennen: Wo sonst eigentlich der Rasen grünt, türmt sich im Altenauer Kurpark aktuell die Erde auf.

Kaum wiederzuerkennen: Wo sonst eigentlich der Rasen grünt, türmt sich im Altenauer Kurpark aktuell die Erde auf. Foto: KBG

In Altenau eskaliert die Wildschweinplage: Nächtliche Verwüstungen legen den Kurpark lahm und zwingen das Heimatfest zum Umzug. Auch der Kräuterpark ist stark betroffen: Dort hat es sogar schon eine Begegnung zwischen Mensch und Tier gegeben.

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Von Corinna Knoke
Samstag, 20.09.2025, 12:00 Uhr

Altenau. Die Oberharzer sind zunehmend verzweifelt: In Altenau vergeht kaum noch eine Nacht, in der Wildschweine nicht große Rasenflächen umgraben und Gärten durchwühlen. „90 Prozent des Kurparks sind nun zerstört“, sagt Kurdirektorin Bettina Beimel. Der Zustand der Anlage hat auch Folgen für das Heimatfest.

Auch ein Bagger bringt im Altenauer Kurpark nicht das gewünschte Ergebnis.

Auch ein Bagger bringt im Altenauer Kurpark nicht das gewünschte Ergebnis. Foto: GLC

Seit Wochen treibt die Rotte rund um das Kurgastzentrum ihr Unwesen, so schlimm wie jetzt sei es aber noch nie gewesen. Außendienstmitarbeiter der Kurbetriebsgesellschaft kämpfen täglich gegen das wachsende Chaos an. Kleinere Bereiche richten sie händisch, größere mit einer Fräse. „Eigentlich wollten wir die Flächen mit einer Walze wieder verfestigen“, sagt die Geschäftsführerin der Kurbetriebsgesellschaft Beimel. „Doch durch den vielen Regen sind sie so aufgeweicht, dass die Walze versackt ist und geborgen werden musste.“ Auch der Einsatz eines Baggers brachte kein Ergebnis – das Gelände bleibt praktisch unbetretbar. Besonders ärgerlich sei dies, weil der Kurpark öffentlich zugänglich ist und als Startpunkt des Altenauer Herzwegs dient. Wanderer müssten dort derzeit „wie ein Storch im Salat gehen“, so Beimel.

Kein Heimatfest im Kurpark

Die Abschlussveranstaltung des Altenauer Heimatfestes kann deshalb am Sonntagabend nicht im Kurpark stattfinden. Der Fackel- und Lampionumzug beginnt jetzt um 19.30 Uhr in der Straße Am Schwarzenberg und endet auf der Skiwiese „Rose“. Dort finden ab 20 Uhr auch das gemütliche Beisammensein, Beiträge des Waldarbeiter-Instrumental-Musikvereins aus St. Andreasberg, Schlussworte von Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD) sowie ein Barockfeuerwerk statt.

Neben vielen privaten Gartenbesitzern ist auch das Ehepaar Lutz vom Altenauer Kräuterpark betroffen. Mehrfach hatten sie bereits ungebetenen Besuch von Wildschweinen. Auf Facebook machten sie zwar noch Scherze darüber, dass „eine ganze Rotte die dunklen Stunden nutzte, um sich botanisch weiterzubilden“. Zum Lachen ist den beiden aber schon lange nicht mehr zumute. „Es ist existenzbedrohend“, betont Jens Lutz, der den Park gemeinsam mit seiner Frau Sandra im vergangenen Jahr übernommen hat. Die Beseitigung der Schäden sei teuer und aufwendig. Auch verstärkte Zäune hätten nichts gebracht.

Der Kräuterpark in Altenau ist ein beliebtes Ziel der Wildschweine.

Der Kräuterpark in Altenau ist ein beliebtes Ziel der Wildschweine. Foto: Privat

Kontakt mit einem Wildschwein

Ein Mitarbeiter des Parks hatte sogar direkten Kontakt mit einem Wildschwein, wie Jens Lutz erzählt: Bei seiner Runde kam ihm das Tier entgegen. Er flüchtete Richtung Gewürzpagode, versteckte sich und sprang schließlich aus Angst über den zwei Meter hohen Zaun, weil das Wildschwein noch immer da war. „Wie ich das geschafft habe, weiß ich bis heute nicht“, habe er später berichtet.

Die Eigentümer des Kräuterparks sehen nun die Stadt in der Pflicht. „So kann es nicht weitergehen“, meint Lutz hilflos. Mit Blick auf die frühen Dämmerungsstunden im Herbst und Winter befürchtet er weitere Begegnungen zwischen Mensch und Wildschwein.

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