Zähl Pixel
Ahrens-Archiv

GZ Plus IconDas sind Bad Harzburgs kurioseste Tiergeschichten

Regelmäßig kommen Waschbären an der Rabenklippe vorbei und fressen dem Gastwirt Kurt Christiansen direkt aus der Hand.

Regelmäßig kommen Waschbären an der Rabenklippe vorbei und fressen dem Gastwirt Kurt Christiansen direkt aus der Hand. Foto: Ahrens-Archiv

Kamele und Eisbären in der Kurstadt? Das Bad Harzburger Gastgewerbe hat in der Vergangenheit immer wieder mit ungewöhnlichen tierischen Gästen auf sich aufmerksam gemacht. Fotos aus dem Ahrens- und aus dem GZ-Bilderarchiv geben einen Einblick.

author
Von Robin Raksch
Sonntag, 10.08.2025, 14:00 Uhr

Bad Harzburg. Kamele, ein Eisbär auf dem Burgberg und eine Bar für Hunde – vor allem in der Gastronomie hatten in der Vergangenheit viele Bad Harzburger ein Faible dafür, verschiedenste Tiere groß in Szene zu werfen. Neulich berichtete die GZ über die Sommer in den 1970er und 1980er Jahren. Bei der Recherche im Ahrens- und im eigenen Bilderarchiv kamen ebenfalls kuriose Ideen, schräge Werbestrategien und Tiergeschichten zutage. Hier ein Überblick:

Ein Kamel kommt selten allein

Wenn Bad Harzburg früher auf sich aufmerksam machen wollte, dann holte man sich ein Kamel dazu – und das nicht nur einmal. Unter anderem karrte Wilhelm Hirte, Casino-Betreiber in Harzburg und in Hannover Chef im GOP-Varieté, im Rahmen einer Werbestrategie zur Wintersaisoneröffnung 1956 eines dieser Tiere nach Bad Harzburg. Es absolvierte seinen Auftritt aber erkennbar widerstrebend. 20 Jahre später – 1976 – zeigte ein Foto eine orientalisch anmutende Folkloregruppe, die im Sporthotel Brockenblick auf Torfhaus einkehrte. Und im Hintergrund: ein Kamel inmitten der Gäste.

Ein Kamel eröffnet 1956 an der Burgberg-Seilbahn die Winterkursaison.

Ein Kamel eröffnet 1956 an der Burgberg-Seilbahn die Winterkursaison. Foto: Ahrens-Archiv

Und nochmal rückten die Wüstentiere 2003 und 2004 in der Kurstadt bei internationalen Kamelrennen auf der Galopprennbahn in den Fokus. In der Zeit gab es unter anderem einen orientalischen Basar, die Harzburger Restaurants kochten arabisch und für einige Kamele gab es sogar ein Höhentraining auf dem Brocken.

Thekenplatz für Waldi

Hund Waldi feiert die Eröffnung der Hundebar mit ein paar Leckerlies.

Hund Waldi feiert die Eröffnung der Hundebar mit ein paar Leckerlies. Foto: Ahrens-Archiv

Ostern 1971 eröffnete am Kurhaus Bad Harzburg eine Bar für Hunde. Richtig gelesen: Der Kurhauspächter Heinrich Oberhuber – später dann Chef im Goslarer Achtermann – schuf für die vierbeinigen Lieblinge seiner Gäste eine schöne Hundebar auf der Kurhausterrasse. Die häufigen Wünsche der Hundebesitzer nach frischem Wasser, teils auch gemischt mit Milch, könnten so schnell und unkompliziert erfüllt werden, hieß es damals. Indes wurde auch gleich die Kurhausterrasse umgestaltet, erhielt neue Stühle und Wegweiser, die zur neuen Bar für Vierbeiner führten.

Ein Foto zeigt den kleinen Waldi, der die Eröffnung der Hundebar mit einem kühlen Getränk und ein paar Leckerlies feierte. 1986 richtete dann laut Ahrens-Archiv auch Herbert Stuhlpfarrer im Biergarten im Badepark einen „Tresen“ für Hunde ein. Heute gibt es eine solche Bar unter anderem noch auf der Galopprennbahn.

Wildschweinrotte auf Abwegen

In anderen Häusern gehörten indes Wildtierfütterungen lange Zeit fest ins Geschäftskonzept. Sowohl im Molkenhaus, als auch in der Marienteichbaude konnten die Gäste diversen heimischen Tieren regelmäßig beim Futtern zuschauen. Für mediale Aufmerksamkeit sorgte 1969 zudem eine einmalige Wildschweinbegegnung vor dem Hotel Am Papenberg.

Auslöser war hoher Schnee Mitte März, der das Schwarzwild in Futternot brachte. Ganze Rudel von 10 bis 13 Tieren überwanden damals bei der Nahrungssuche ihre Scheu und trauten sich bis in Bad Harzburgs Kurviertel, um nach Abfällen zu suchen. Die Teilnehmer eines Lehrgangs der Bad Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft staunten nicht schlecht, als sie zwischen ihren Autos plötzlich auf zwölf einjährige Wildschweine auf dem Vorplatz des Hotels Am Papenberg stießen. Kurz darauf stieß auch das Muttertier dazu.

Hotelier Albert Hübner gibt den hungrigen Wildschweinen Maiskörner und Brotreste zu Essen.

Hotelier Albert Hübner gibt den hungrigen Wildschweinen Maiskörner und Brotreste zu Essen. Foto: Ahrens-Archiv

Für einige mag das womöglich albtraumhaft klingen. Das Aufeinandertreffen endete allerdings im Guten – und zwar in einer spontanen Fütterung. Der Hotelier Albert Hübner gab den hungrigen Tieren Maiskörner und Brotreste zu Essen. Einige von ihnen kamen dabei ganz dicht an ihn heran. Für die Gäste ein ganz besonderes Spektakel.

Waschbären futtern aus der Hand

Während andere Häuser mit ihren Wildfütterungen Wildschweine und Hirsche vor ihre Fenster lockten, verköstigte die Waldgaststätte Rabenklippe zeitweise sogar Waschbären – und zwar am Tisch. Auf einem Bild aus 1977 fraßen die Tiere Gastwirt Kurt Christiansen direkt aus der Hand.

Herbert Ahrens bezeichnete sie in einem Bericht als „zahme Waschbären“: Bis Ende der 1970er Jahre hätten sich die Tiere so stark vermehrt, dass viele von ihnen täglich an den Futterplatz kamen, um sich vom Gastwirt einige Leckerbissen abzuholen.

Der Eisbär vom Burgberg

Ein höchst ungewöhnlicher Bär lebte bis Anfang der 1990er Jahre auch auf dem Burgberg. Wer seinerzeit oben auf dem Gipfel ankam, wurde dort vom Bad Harzburger Eisbär-Maskottchen begrüßt, und ließ sich mit ihm fotografieren. Fünf Mark kassierte der Mensch, der in dem Kostüm steckte, einem GZ-Bericht zufolge für ein Bild. Denn der Eisbär vom Burgberg galt damals als eine große Attraktion. 2019 kehrte er zur 90. Geburtstagsfeier der Burgberg-Seilbahn gemeinsam mit Krodo noch einmal auf den Harzburger Hausberg zurück. Das historische Kostüm existierte allerdings nicht mehr, und so präsentierte sich den Bergbesuchern ein schlankerer Eisbär. So schlank, dass er jüngst das Maskottchenrennen auf der Galopprennbahn gewann.

Bis Anfang der 1990er empfängt das Eisbär-Maskottchen Burgberg-Besucher auf dem Gipfel.

Bis Anfang der 1990er empfängt das Eisbär-Maskottchen Burgberg-Besucher auf dem Gipfel. Foto: Raksch

Einige der Fotos mit dem alten Eisbär-Maskottchen sind heute im Gast- und Logierhaus „Aussichtsreich“ auf dem Berggipfel ausgestellt. Die Betreiberfamilie Junicke bat Besitzer solcher Bilder jüngst in der GZ um Kontaktaufnahme.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Themen aus der Region