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BBS Goslar/Seesen und Weltkulturerbe

GZ Plus IconSchule-Kultur-Projekt: Was ist am Rammelsberg passiert?

Simon Baum (v.l.), Gesine Reimold und Roman Saß vor dem selbstgebauten Grubenfahrrad.

Simon Baum (v.l.), Gesine Reimold und Roman Saß vor dem selbstgebauten Grubenfahrrad. Foto: Schlimme

Drei Jahre lief das Projekt Schule-Kultur zwischen der BBS Goslar-Baßgeige/Seesen und dem Weltkulturerbe Rammelsberg, bei dem den Schülern vor allem die Kultur der Arbeit vermittelt werden sollte. Die Abschlussveranstaltung zeigt die Ergebnisse.

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Von Hanna Schlimme
Freitag, 05.09.2025, 04:00 Uhr

Goslar/Seesen. „Glück auf und herzlich willkommen“, hieß es in dieser Woche für 1100 Schüler der BBS Goslar-Baßgeige/Seesen am Weltkulturerbe Rammelsberg. Auf dem ganzen Gelände wimmelte es von Schülern, verschiedene Stationen waren aufgebaut, an denen Schieferherzen hergestellt, ein Grubenfahrrad getestet oder gemeinsam musiziert werden konnte.

Anlass für die Veranstaltung war eine Abschlusspräsentation des dreijährigen Projektes Schule-Kultur, welches vom Land Niedersachsen gefördert wird. Das Projekt soll kulturelle Einrichtungen mit Schulen zusammenbringen. Denn: „Kulturelle Bildung entwickelt zahlreiche Fähigkeiten“, erklärt ein eigens für das Projekt hergestellter Podcast. „Es war gar nicht so einfach, für eine Schule dieser Größe einen Kulturpartner zu finden“, erklärt Lehrer Simon Baum.

Mit dem Weltkulturerbe Rammelsberg habe sich dann aber doch der passende Partner gefunden, der vor allem genauso viel Lust auf das Projekt habe wie die initiierenden Lehrer. „Wir können und konnten beidseitig voneinander lernen“, erklärt Gesine Reimold vom Weltkulturerbe Rammelsberg. So war das Ziel der Kooperation zwischen der Berufsschule und dem Museum, die Kultur der Arbeit nachhaltig in den Schulalltag zu integrieren. Damit dies auch gelingt, braucht es zwei verantwortliche Lehrer, die die Umsetzung in der Schule gewährleisten. Mit Simon Baum, Lea Goldmann und Roman Saß waren es in diesem Fall sogar drei.

In den vergangenen drei Jahren wurden in den Klassen verschiedene Projekte durchgeführt. „Diese orientierten sich neben den entsprechenden Berufsvertiefungen auch an den Interessen der Schüler“, erklärt Baum. Die Ergebnisse dieser Projekte sollten nun bei der Veranstaltung am Rammelsberg präsentiert und vor allem ausgetestet werden.

Wie schnell fährt das Grubenfahrrad?

Beim Gang über das Gelände fiel zuerst eine Metallkonstruktion auf Rädern auf. „Das ist ein Grubenfahrrad, diese gibt es schon seit über 100 Jahren“, erklärt Lehrer Ralf Siegmann. Mit der Hilfe von Simon Baum haben die angehenden Zweiradmechatronikern aus Seesen das Grubenfahrrad realitätsgetreu nachgebaut. Auch ein Ansichtsmodell aus dem 3D-Drucker kann bewundert werden. „Es sollte auch einen KI-Film zu dem Projekt geben, dafür mussten wir der KI aber erst einmal erklären, was ein Grubenfahrrad ist und wie es aussieht“, erinnert sich Baum.

Das Fahrzeug soll an diesem Vormittag aber keineswegs nur bewundert werden. „Bei der heutigen Challenge sollen die Schüler 40 Meter möglichst in 24 Sekunden zurücklegen. Die benötigte Geschwindigkeit kann entweder geschätzt, oder vorher berechnet werden, wer rechnet, darf einen Tacho benutzten“, erklärt Siegmann. Die meisten Schüler würden dann aber doch lieber schätzen, ergänzt er schmunzelnd.

Ein Grubenfahrrad zur Veranschaulichung aus einem 3D-Drucker.

Ein Grubenfahrrad zur Veranschaulichung aus einem 3D-Drucker. Foto: Schlimme

Baum ist sichtlich stolz auf das Projekt, welches sich inzwischen zu einem festen Bestandteil des ersten Ausbildungsjahres entwickelt hat. „Wir machen jetzt schon seit zwei Jahren diesen Workshop, der die neuen Azubis über und unter Tage führt und die Funktionsweise des Fahrrads veranschaulicht“, erklärt er.

In der naheliegenden Schlosserei finden sich weitere Stationen zum Entdecken und Mitmachen. Beispielsweise beim Geschicklichkeitsspiel unter der Aufsicht von Matthias Schecke und den Auszubildenden im Bereich Elektrotechnik. Hier ginge es vor allem darum, Drähte zu biegen und zu löten.

Beim Herstellen von Schieferherzen ist der richtige Winkel mit dem Hammer entscheidend.

Beim Herstellen von Schieferherzen ist der richtige Winkel mit dem Hammer entscheidend. Foto: Schlimme

Geschicklichkeit und Technik

Viel Geschicklichkeit ist auch bei den Dachdecker-Azubis gefragt. Hier können aus Schieferplatten beispielsweise Herzen oder Enten hergestellt werden. „Das kann man mit einer Haubrücke und Hammer oder mit einer Schere machen. Wichtig ist, dass die Bruchkante immer nach unten zeigt“, erklärt Marlon Schwörer, Azubi im dritten Lehrjahr.

Weiter gibt es eine Station, an der gemeinsam musiziert werden kann, oder die Kreativwerkstatt, in der mit Ocker verschiedene Farben hergestellt werden.

Wie funktioniert eigentlich eine Grubenlampe? Anhand historischer Zeichnungen haben die Schüler das Leuchtmittel nachgebaut.

Wie funktioniert eigentlich eine Grubenlampe? Anhand historischer Zeichnungen haben die Schüler das Leuchtmittel nachgebaut. Foto: Schlimme

Bei dem Projekt Grubenfrosch haben die Schüler anhand historischer Zeichnungen die Leuchtmittel realitätsgetreu nachgebaut und anschließend im Berg getestet. „Hieran hat man gesehen, was mit so einem Projekt alles möglich ist“, betont Reimold und verweist auf die Bauanleitungen, die nur für das Projekt von einem Museum herausgesucht und zur Verfügung gestellt wurden.

Die Stationen sind gut besucht, die Schüler zeigen sichtlich Freude an den Herausforderungen. „Wir hoffen, dass vor allem neue Schüler heute den Enthusiasmus und die Motivation für neues entwickeln“, erklärt Saß. Ein zweiter Projektdurchlauf zwischen den beiden Partnern sei übrigens bereits in Planung.

Jolina Chrzanowski und Cosma Kolbe testen das Grubenfahrrad.

Jolina Chrzanowski und Cosma Kolbe testen das Grubenfahrrad. Foto: Schlimme

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