Wie Gartenbesitzer Schlafmäusen das Leben retten können

Zorro ist stark gefährdet. Durch seine schwarze Augenmaske wird der Gartenschläfer liebevoll so genannt. Foto: BUND
Im Zellerfelder Garten von Dr. Jeannette Lex wirkt es fast wie im Wald. Aufgrund ihrer Artenvielfalt zeichnete der BUND Niedersachsen ihren schlafmausfreundlichen Garten neben weiteren aus. Doch wie kann der bedrohte Gartenschläfer geschützt werden?
Clausthal-Zellerfeld. Fast wirkt es, als stünde man mitten im Wald. Der weitläufige Garten von Dr. Jeannette Lex in Clausthal-Zellerfeld erstreckt sich über mehrere Ebenen. Große Bäume, Büsche, Hecken und wilde Ecken wechseln sich ab, Totholz und Laubhaufen liegen verstreut. Ihre Gartenhütte schmückt seit Mittwochnachmittag eine neue Plakette: „SchlaGa – Schlafmausfreundlicher Garten“, verliehen vom BUND Niedersachsen. Lex’ über 2500 Quadratmeter großes Grundstück erfüllt alle Kriterien. Es ist strukturreich, naturnah und insektenfreundlich. „Ich musste für die Auszeichnung eigentlich gar nichts verändern“, sagt sie sachlich, aber nicht ohne Stolz. „Unser Garten hat sich über die Jahre einfach so entwickelt.“

Rund 30 Gartenbesitzer erhalten in Clausthal-Zellerfeld eine Plakette für ihre erfolgreiche Teilnahme an der „SchlaGa“-Aktion. Foto: Knoke
In der ruhigen Straße An den Abtshöfen war an diesem Nachmittag ungewöhnlich viel los: Rund 30 Menschen aus dem ganzen Harz und Harzvorland waren gekommen, um ihre eigene „SchlaGa“-Plakette und weitere Preise entgegenzunehmen. Besonders viele sind aus Clausthal-Zellerfeld. Der BUND hatte auf dem Stadtfest einen Stand aufgebaut und mit der Aktion Aufmerksamkeit geweckt. Zum Glück bot der große Garten ausreichend Platz für die Feierlichkeit.
Gartenschläfer ist stark gefährdet
Der Schlafmausart Gartenschläfer geht es nicht gut. In Niedersachsen ist er fast ausschließlich noch im Harz zu finden, erklärt Marc Filla, Projektmitarbeiter im BUND. Eine genaue Populationszahl zu benennen, sei jedoch unmöglich. Erfahrungen aus anderen Regionen würden allerdings zeigen: Auch abwechslungsreiche und naturnahe Gärten können ihnen als Rückzugsorte dienen. Und genau hier setzt die Initiative „SchlaGa“ des BUND Niedersachsen an. Wer seinen Garten vielfältig gestaltet, kann einen Beitrag zum Schutz des Gartenschläfers leisten.

Dr. Friedhart Knolle als Vorsitzender des BUND-Regionalverbands Westharz und Dr. Jeannette Lex montieren die neue „SchlaGa“-Plakette in dem Zellerfelder Garten. Foto: Knoke
Doch was genau macht einen „SchlaGa“ aus? Ein solcher Garten ist laut den Experten kein steriler Rasen, sondern ein kleines Stück Wildnis. Hecken, Staudenbeete, Obstbäume, Steinhaufen, Trockenmauern und Laubhaufen bieten Zorro Nahrung und Schutz – durch seine schwarze Augenmaske wird das Tierchen liebevoll so genannt. Bei Lex und den anderen ausgezeichneten Teilnehmern hat sich die Jury selbst davon überzeugt. Beerensträucher, Wildblumen oder Kulturobst wie Apfel und Kirsche liefern den Schlafmäusen über Monate hinweg Futter. Weil sie sich aber auch von tierischer Kost ernähren, ist eine insektenfreundliche Bepflanzung essenziell.
Nistkästen helfen beim Beobachten
Da die Tiere nicht ausreichend Flüssigkeit über die Nahrung aufnehmen, empfiehlt der BUND eine flache, saubere Wasserstelle mit Ausstiegshilfe – die aufgrund der Bakterienbildung regelmäßig gereinigt werden sollte. Zusätzlich stellen Nistkästen, deren Öffnung zur Stammseite liegt, besonders geeignete Unterschlupfmöglichkeiten dar. Bei der Veranstaltung erhielten alle Ausgezeichneten neben Saaten für den Garten einen solchen Nistkasten mit Sichtklappe, um zu beobachten, ob Zorro vielleicht bald einzieht. Lex beispielsweise hat bislang noch keine Schlafmaus bei sich im Garten entdeckt, dafür aber zahlreiche andere Tiere: „Füchse, Waschbären, Vögel, Eichhörnchen, Fledermäuse, bei uns ist richtig was los.“ Andere Teilnehmer der SchlaGa-Aktion hingegen berichteten von Sichtungen des bedrohten Lebewesens.

Für die Teilnehmer der Schlafmaus-Aktion gibt es spezielle Nistkästen, um Zorro im eigenen Garten beobachten zu können. Foto: Knoke
Wer mit seinem Garten etwas für die bedrohte Schlafmaus tun möchte, sollte laut dem BUND auch Gefahrenquellen minimieren. Dazu gehört es, Regentonnen abzudecken oder mit einem Ast zu versehen, damit Tiere nicht ertrinken. Der Einsatz chemischer Substanzen, vor allem von Insektiziden und Dünger aus synthetischer Herstellung, stellt überdies eine große Gefahr für die Lebewesen dar. Als Nagetiere können diese Substanzen von Garten- und Siebenschläfern sowohl direkt konsumiert werden als auch über die Nahrung aufgenommen werden. Zu beachten ist auch, dass sie in einigen Gegenden Katzen zum Opfer fallen und daher Schutzmaßnahmen zu überlegen sind.
Gartenbesitzer sollen entspannt bleiben
Und die Agrarwissenschaftlerin Lex hat einen besonderen Tipp parat: Gartenbesitzern rät sie, entspannt zu bleiben. Blätter oder Totholz dürfen auch einfach mal liegen bleiben. So entsteht ganz nebenbei mehr Artenvielfalt. Das bedeutet aber nicht, dass in ihrem Garten alles unkontrolliert wächst und sie sich mit ihrer Familie um nichts kümmern muss – ganz im Gegenteil. Als nächstes Projekt plant Jeannette Lex etwa, eine Streuobstwiese auf ihrem Grundstück anzulegen.

Der verwinkelte Garten von Familie Lex wirkt wie ein eigener Wald. Foto: Knoke
Die „SchlaGa“-Aktion des BUND ist Teil des Projekts „Es kommt auf jeden Einzelnen an – Individuenschutz Gartenschläfer“. Das läuft bis Ende 2025 und wird durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert. Der Landkreis Goslar finanziert zudem die Umsetzung konkreter Schutzmaßnahmen.

Totholzhecken oder auch sogenannte Benjeshecken bieten zahlreichen Tieren Unterschlupf, Nistmöglichkeiten und Nahrung. Foto: Knoke
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