770.000 Euro mehr: Erneuter Nachschlag für Goslarer Schulbaustelle

Erneuter Nachschlag für eine Schulbaustelle: Die neue Oberstufe des Ratsgymnasiums wird rund 770.000 Euro teurer. Foto: Heine
Auch die Baustelle am Ratsgymnasium wird teurer: Für die neue Außenstelle an der Zehntstraße, in die im Februar 2026 die Oberstufe der Schule einziehen soll, werden nach Landkreis-Angaben 770.000 Euro mehr fällig. Die GZ nennt die Gründe.
Goslar. Quasi auf den letzten Metern erwischt es jetzt auch noch das Ratsgymnasium (RG): Dessen neue Außenstelle an der Zehntstraße, in der früher das Goslarer Stadtarchiv beheimatet war und ab Februar 2026 die Oberstufe unterkommen soll, wird laut Vorlage der Kreisverwaltung rund 770.000 Euro teurer. Vor den Sommerferien hatte es im Juni nur geheißen, dass sich der Einzug zum zweiten Mal von zunächst Sommer 2025 mit Zwischenmarke Herbst 2025 auf schließlich nächsten Februar verschieben sollte. Von einer Teuerung war aber noch nicht die Rede.
Eine Million Euro mehr für den Abriss der alten Goldenen Aue, die Kostenverdopplung in Bad Harzburg beim Werner-von-Siemens-Gymnasium: Vielleicht wundert es aber auch niemanden mehr, dass beim RG ebenfalls mehr ausgegeben werden muss. Die Gründe, die schon vor drei Monaten für den zeitlichen Verzug angegeben wurden, sind letztlich die gleichen, die jetzt für die Kostensteigerung aufgelistet sind. Interessant jedoch die Formulierung: „Der Umbau dieses denkmalgeschützten Bestandsgebäudes verläuft planmäßig zuzüglich der bei Objekten dieser Art und Alter immer auftretenden, aber nicht vorhersehbaren Verzögerungen aufgrund des Gebäudezustands.“ Von ursprünglich 7,95 Millionen Euro im Gesamtbudget, das den Erwerb der Immobilie und die Umbaukosten abdecken sollte, steigt das Volumen nun um rund neun Prozent auf 8,72 Millionen Euro.
Desolater Putz und Asbest in der Decke
Was liegt dem zugrunde? Innen- und Außenputz des Gebäudes waren demnach in einem viel schlechteren Zustand als angenommen. Er musste vollständig erneuert werden. Weiterhin waren die Decken keineswegs so gebaut, wie die Bestandspläne es vorgaben. Die Handwerker fanden eine Steineisendecke mit asbesthaltigen Materialien vor. Was wiederum eine umfassende Schadstoffsanierung sowie zusätzliche statische Absicherungen bei den Decken zur Folge hatte.
Draußen auf dem Gelände war klar, dass im Notfall die Feuerwehr mit schwerem Gerät anrücken muss. Aufgrund der Geländegeometrie, so heißt es in der Vorlage, waren jedoch erheblich aufwendigere Tiefbauarbeiten erforderlich. Zum Beispiel mussten Leitungen durch Kanäle abgedeckt werden. Die Außenanlage wurde zudem erheblich erweitert. Auf all dies kommen die Architektenhonorare noch obendrauf. Immerhin bleibt es bei der angestrebten Übergabe des Gebäudes ans RG am 1. Februar. Allerdings muss das Geld deshalb auch jetzt fließen und kann nicht erst für das nächste Haushaltsjahr eingeplant werden. „Zeitlich eilbedürftig“ heißt das im Behördenjargon. Die Politik berät in der übernächsten Woche über den Vorschlag. Der Finanzausschuss tagt am 22. September, der Schulausschuss am 24. September, der Kreistag entscheidet am 6. Oktober. Interessant, aber nicht weiter ausgeführt in der Vorlage: Das Geld soll durch „Minderauszahlungen“ beim Neubau des Schulzentrums Goldene Aue zur Verfügung stehen. Die Goldene Aue plötzlich sogar billiger? Dort „stammen die finanziellen Mittel teils direkt aus dem Neubau, teils aus Maßnahmen rund um den Abriss des alten Gebäudes“, heißt es auf Nachfrage vom Landkreis. Das eingeplante Geld reiche aus, um alle vorliegenden Rechnungen zu bezahlen. Ein Teil der Investitionsmittel könne sogar für die Zehntstraße verwendet werden.
Der Kurs bei den Containern
Der im Juni vorgestellte Zeitplan für die RG-Oberstufe sieht vor, dass die Ausbau-Gewerke wie berichtet bis Ende 2025 erledigt sein sollen. Im Januar 2026 folgen die diversen Abnahmen und Prüfungen durch Sachverständige sowie die Bauendreinigung. Bei den Containern hatte es ebenfalls im Juni einen Kurswechsel gegeben. Eigentlich sollten die angemieteten und von der Ausstattung her deutlich besseren Container im Schulgarten weiter genutzt werden, bis die Zehntstraße als neues Oberstufen-Domizil bezogen wird.
Die vom Landkreis einst angekauften Container auf dem Pausenhof, die seit zehn Jahren dort stehen, sollten in den Sommerferien verschwinden und in Bad Harzburg an der Oberschule Deilich weitere Verwendung finden. Dann hieß es aber von Landkreis-Seite, dass aus Gründen der Wirtschaftlichkeit die Container-Anlage an der Deilich zunächst weiter angemietet und dann käuflich erworben werden solle. Die roten Container auf dem vorderen RG-Schulhof sollen nicht umgesetzt werden, weil sie sich im Eigentum des Landkreises befänden. Die Anlage werde bis zur Fertigstellung und Übergabe des Umbaus Zehntstraße weiterhin benötigt und genutzt.
Container seit fast zehn Jahren
Als die Container Ende Mai 2016 auf den Pausenhof gehievt wurden, gab es eine Genehmigung nur bis 2021. Seitdem muss sie stets verlängert werden – eine Formsache. Die angemietete Anlage im Schulgarten, die von Sommer bis Herbst 2020 aus Italien angeliefert, errichtet und in Betrieb genommen wurde, soll im Herbst zurückgebaut werden. Das alte Standesamt am Rosentor wird vom RG seit diesem Schuljahr nicht mehr genutzt. Seit 2015 hatte die Schule sechs Räume im Erdgeschoss zur Verfügung. Das Gebäude, das der Stiftung Neuwerk gehört und von der Stadt treuhänderisch verwaltet wird, galt zwischendurch immer mal wieder als Adresse für eine RG-Erweiterung.
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