Niedersächsischer Sozialpreis für Genossenschaft Alma

Sozialpreis für das Team von Alma: Detlef Vollheyde (von rechts), Rebecca Kleinheitz und Maria Nielsen mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne, der auch die Laudatio für die Genossenschaft hielt. Foto: Landesarbeitsgemeinschaft LAG FW
Jobs für Behinderte in der Landwirtschaft, das bietet die Genossenschaft Alma an, die 2020 in Immenrode gegründet wurde. Nun erhielt sie den niedersächsischen Sozialpreis. Besonders freut sich Mitgründer und Vorstand Detlef Vollheyde aus Weddingen.
Weddingen. Der niedersächsische Sozialpreis geht nach Verden und Weddingen: Ausgezeichnet wurde in der Kategorie „Ehrenpreis“ die Genossenschaft Alma: Gründungsmitglied und einer von zwei Vorständen ist der Weddinger Biolandwirt Detlef Vollheyde, der die Auszeichnung aus den Händen des niedersächsischen Wirtschaftsministers Grant Hendrik Tonne entgegennahm.
Die Sozial-Genossenschaft Alma macht die Beschäftigung von behinderten Mitarbeitern in der Landwirtschaft möglich. Sie wurde 2020 in Immenrode aus der Taufe gehoben und ging aus dem 2012 gegründeten gleichnamigen Verein hervor. Das Kürzel Alma steht für „Arbeitsfeld Landwirtschaft mit allen“. Die Genossenschaft beschäftigt seit dem Jahr 2022 Menschen mit Einschränkungen in landwirtschaftlichen Unternehmen.
Arbeit in „echten Betrieben“
„Die Menschen arbeiten bei uns auf echten Betrieben – nicht auf Betrieben, die an eine Einrichtung angegliedert sind“, stellt Vollheyde als Besonderheit heraus. Die Beschäftigungsverhältnisse seien ähnlich organisiert wie bei der Lebenshilfe, aber mit dem Unterschied, dass die Lebenshilfe wirklich jeden, der bei ihr arbeiten will, auch aufnehmen muss, während die Alma-Höfe ihre Beschäftigten je nach Eignung einstellen können, erklärt Vollheyde das Prinzip.
Es gebe auf den Höfen sozialpädagogische Mitarbeiter, die als Ansprechpartner für die Beschäftigten zur Verfügung stehen, außerdem halte der Arbeitgeber entsprechende Sozialräume vor. Die Mitarbeiter bekämen ein Taschengeld ausbezahlt, erklärt der Weddinger. Die Höfe erhalten für jeden Mitarbeiter mit Behinderung einen Zuschuss in Höhe von 90 Prozent der Summe, die die Lebenshilfe für einen entsprechenden Arbeitsplatz erhalten würde. Das System sei für die Höfe dadurch insgesamt kostenneutral.
Drei Preise – 80 Bewerbungen
Es war das dritte Mal, dass der Preis vergeben wurde. Ausgezeichnet wurden auf dem Sommerempfang zum 80-jährigen Bestehen der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen (LAG FW) drei niedersächsische Sozialprojekte. An der Feierstunde nahmen rund 180 Gäste aus Politik, Wirtschaft und freier Wohlfahrt teil. Beworben hatten sich laut der LAG-Vorsitzenden Kerstin Tack landesweit rund 80 Projekte. Die Entscheidung sei der Jury nicht leicht gefallen.
Preisträger in der Kategorie „Sozial am Arbeitsplatz“ wurde die Solidargemeinschaft für Arbeitnehmer der Raiffeisen Agil Leese eG. Der Verein unterstützt seine Mitglieder bei Unfällen, Krankheit oder Berufsunfähigkeit schnell und unbürokratisch. Preisträger in der Kategorie „Sozial für das Gemeinwesen“ wurde der Hannover Marktplatz. Hier treffen gemeinnützige Organisationen und Unternehmen in einem innovativen Speed-Dating-Format aufeinander. Im vergangenen Jahr entstanden so über 80 nachhaltige Partnerschaften. Alma gewann in der dritten Kategorie, „Mehrwert durch Vielfalt“. Tack hob hervor, das Netzwerk ermögliche „Menschen mit Behinderung die aktive Teilhabe an Tätigkeiten wie Gemüseanbau, Kartoffelernte oder Verkauf auf landwirtschaftlichen Betrieben“.
Sinnstiftende Tätigkeiten
Der Ansatz der Genossenschaft zeige: „Wenn wir die Unterstützung vor Ort organisieren, können Menschen mit Behinderung viele sinnstiftende Tätigkeiten in der Landwirtschaft hervorragend übernehmen. Und diese helfenden Hände werden in Anbetracht des Fachkräftemangels dringend gebraucht“, so Rebecca Kleinheitz, Mit-Vorstand von Vollheyde bei Alma. „Die Auszeichnung ermutigt uns, noch mehr landwirtschaftliche Betriebe für Teilhabe zu gewinnen, denn echte Inklusion funktioniert.“
Auch der Schirmherr des Preises, der niedersächsische Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne, hob in seiner Laudatio hervor: „Diese Auszeichnung macht gelebte Inklusion sichtbar, und belohnt die Menschen, die hinter den Projekten stehen.“ Es vertrage sich nicht mit seinem Demokratieverständnis, wenn Menschen ausgeschlossen werden. Die Genossenschaft sei „ein herausragendes Beispiel für gelebte Inklusion“ und verfolge „mit großer Konsequenz und Herzblut ein klares Ziel: Menschen mit Beeinträchtigungen die Teilhabe am regulären Arbeitsleben zu ermöglichen“. Vor allem entstünden durch Alma „Arbeitsplätze, die nicht nur sinnvoll und tragfähig sind, sondern vor allem geprägt von echter Partnerschaft auf Augenhöhe“. Das Besondere: „Die Betriebe erhalten fachliche und praktische Unterstützung, die Menschen mit Beeinträchtigung werden zu wertvollen Kolleginnen und Kollegen in regulären Teams. Dieses Projekt zeigt uns ganz konkret, wie eine inklusive Arbeitswelt aussehen kann: Es ist gerade kein Sonderweg, sondern ein gemeinsamer Weg. Indem es Menschen eine Perspektive gibt, Räume für Entwicklung schafft und Würde erfahrbar macht.“ Solche Projekte seien „Leuchttürme eines sozialen Miteinanders und wichtige Wegweiser für andere Unternehmen und Initiativen“.
Ein Preisgeld gibt es nicht, der Preis ist für die Ausgezeichneten aber durch die Öffentlichkeitswirksamkeit wichtig, erklärt Vollheyde. Unter anderem entstand so ein Imagefilm für die Genossenschaft. Und die Veranstaltung der LAG sei ein großartiges Erlebnis gewesen.
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