Baukosten: Goslarer Stadthalle knackt 20-Millionen-Euro-Marke
Das Kaiserpfalz-Quartier wird während der Weihnachtsmarkt-Zeit als provisorischer Parkplatz genutzt. Welche Zukunft das Areal hat, ist ungewiss. Foto: Roß
Im geheimen Pfalzquartier-Workshop kommen neue Zahlen auf den Tisch. Nach GZ-Informationen sind mehrere Millionen Euro Baukosten hinzugekommen.
Goslar. Mit einem überwiegend positiven Fazit blicken die Teilnehmer aus Politik und Verwaltung auf den Pfalzquartier-Workshop vom Samstag. In geheimer Runde hat die Rathausspitze aktuelle Zahlen zur Stadthalle vorgelegt. Wie die GZ aus Teilnehmerkreisen erfuhr, dürften die kalkulierten Baukosten mittlerweile die 20-Millionen-Euro-Grenze knacken. Wobei mancher aus der Runde auch diese Größenordnung noch für unrealistisch hält, weil ein möglicher Spatenstich noch Jahre entfernt liege. Offiziell will die Zahl niemand bestätigen oder dementieren.
Vorlage in dieser Woche
Auch Erster Stadtrat Dirk Becker hält sich bedeckt. Er verweist auf eine Beschlussvorlage, die die Verwaltung noch in dieser Woche veröffentlichen will und die der Goslarer Rat am 16. Dezember beschließen soll.
Umstrittenes Projekt
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Demnach will die Stadt im ersten Quartal 2026 ein Markterkundungsverfahren starten, um einen neuen Investor für das Pfalzquartier zu finden. Das Baurecht für ein neues Hotel sowie eine Stadthalle hat der Rat bereits in der vergangenen Woche geschaffen. Laut Becker werden in der Vorlage verschiedene Szenarien beschrieben, wie ein privates Investment ins Pfalzquartier zustande kommen könnte. Zuletzt hatte Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) im GZ-Interview erklärt, dass ein Investor auch ohne Beteiligung der Stadt die Halle bauen könnte. Ob das jemand will?
Architektenentwürfe stehen zur Debatte
Auch die Entwürfe des Stararchitekten Nieto Sobejano für Hotel und Halle stehen zur Debatte. Zwar wäre eine Fortführung der Tessner-Pläne die schnellste Variante, hatte Schwerdtner in der GZ erklärt. Jedoch müsste ein neues Projekt nicht zwingend „diesen Standard“ haben. Ähnlich drückte sich SPD-Fraktionschef Martin Mahnkopf auf der jüngsten Ratssitzung aus. Man sei offen für andere Investorenvorschläge, „auch was das Preisvolumen angeht“.
Zoff um Stadthalle
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Geht man von den kolportierten 20 Millionen Euro Baukosten aus, dann liegt die Summe etwa drei Millionen Euro über der Kalkulation, die die Verwaltung vergangenes Jahr im Rahmen des Bürgerentscheids vorgelegt hat, der ein städtisches Investment in eine neue Stadthalle verhindern wollte. Das Ansinnen scheiterte jedoch.
Die Zahlen zur Halle
Das niedersächsische Wirtschaftsministerium hatte damals Fördermittel von 3,2 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Hinzu kommt der Zuschuss der Tessner-Stiftung in Höhe von 6,5 Millionen Euro. Auch wenn Hans-Joachim Tessner als Investor mittlerweile aus dem Pfalzquartier-Projekt ausgestiegen ist, will er an der Finanzspritze festhalten, ebenso an einem Beitrag zu den späteren Betriebskosten: jährlich 200.000 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren. Tessner hatte zugesagt, dass die Gesamtsumme von 10,5 Millionen Euro auch in einem Rutsch in den Bau der Halle gesteckt werden könnte.
Urte Schwerdtner im GZ-Interview
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Der städtische Anteil am Hallenbau wurde damals auf 7,4 Millionen Euro hochgerechnet, die ausschließlich aus Krediten bezahlt werden sollten. Die Kreditkosten waren mit weiteren 5,1 Millionen Euro angesetzt. Wenn die Tessner-Betriebshilfe in einem Rutsch als zusätzlicher Bauzuschuss betrachtet wird, kann man vier Millionen Euro wieder abziehen. Bliebe für die Stadt Goslar ein Eigenanteil von 8,5 Millionen Euro. Die Betriebskosten hatte die Verwaltung damals bei rund 515.000 Euro pro Jahr angesetzt – so weit die Zahlen aus 2024.
Die steigenden Baupreise
Noch ein Aspekt zu steigenden Baupreisen: Alle Mehrkosten, die nach der Konzept-Verabschiedung durch den Rat und der Vergabe an einen Generalunternehmer entstanden wären, hätte die Tessner-Stiftung zahlen müssen. Von diesem Gedanken kann man sich nun erst einmal verabschieden, ein neuer Investor muss her. Der könnte zunächst von der Vorarbeit der Tessner-Gruppe profitieren. Die bisherige Planung im Wert von vier Millionen Euro werde man einem neuen Geldgeber zur Verfügung stellen, hieß es vonseiten der Goslarer Immobilienfirma.
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