Jagdsaison im Harz beginnt: Forst hat auch Wildschweine im Visier
Die Landesforsten starten ihre herbstliche Jagdsaison und haben dabei besonders Wildschweine im Visier. Foto: Büttner/dpa (Symbolfoto)
Zunehmende Wildschweinschäden sorgen im Oberharz für Diskussionen. Die Landesforsten starten ihre jährliche Herbstjagd, um unter anderem die Population an Schwarzwild zu regulieren und Wälder sowie landwirtschaftliche Flächen zu schützen.
Oberharz. Wildschweine hinterlassen derzeit vielerorts im Harz deutliche Spuren: Sie wühlen Felder auf, durchpflügen Gärten und richten Schäden in Ortschaften an. Besonders in Clausthal-Zellerfeld sorgt das Thema für Diskussionen, doch betroffen ist der gesamte Harz. Nun beginnt die herbstliche Jagdsaison der Niedersächsischen Landesforsten, die unter anderem den Bestand an Wildschweinen reduzieren soll.
Uneinigkeiten über Zahlen
Wildschweine im Oberharz: Wie viele Tiere sind es denn nun?
„Die Jagd im Herbst und Winter ist ein wesentlicher Baustein unseres Jagdkonzeptes, nicht nur im Harz“, erklärt Dr. Hans-Martin Hauskeller, der bei den Landesforsten für Waldbau und Jagd verantwortlich ist. Ziel der groß angelegten Bewegungsjagden in den vier Harzer Forstämtern sei es, einen Großteil der jährlichen Jagdstrecke zu erreichen und gleichzeitig die Wiederbewaldung zu sichern.
„Nur mit angepassten Wildbeständen kann es uns gelingen, klimastabile Bergmischwälder zu entwickeln“, so Hauskeller. Neben Rot- und Rehwild gehe es dabei auch um die Reduzierung der Wildschweinpopulation – aus Gründen des Seuchenschutzes, aber vor allem, um Schäden in land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie in Ortschaften zu vermeiden.
Schutz der Setzlinge im Wald
Die herbstlichen Bewegungsjagden ergänzen damit laut den Landesforsten die Ansitzjagd, die im Frühjahr und Spätsommer stattfindet. Dabei sitzen Jägerinnen und Jäger auf Hochsitzen und warten auf das Wild. Diese Jagdart konzentrieren die Landesforsten vor allem auf Flächen, in denen sie Setzlinge gepflanzt haben, die vor dem Verbiss durch das Rotwild geschützt werden müssen. In Ortsnähe erlegen die Landesforsten bei der Ansitzjagd dagegen vor allem Wildschweine.
Lebendfallen gefordert
Wildschweinplage: Nun rufen die Oberharzer das Land zur Hilfe
Bei den Bewegungsjagden wiederum suchen Treiber und Hunde das Wild, um es in Bewegung zu bringen. Den im Wald verteilten Jägern bietet sich dann eher die Chance, Wild zu erlegen. Diesen verlange die Jagd hohe Disziplin und großes Können ab, wie Hauskeller darstellt: „Neben der Sicherheit aller Beteiligten und des Straßenverkehrs steht der Tierschutz an erster Stelle.“ Dazu gehören sowohl die nachgewiesene Schießfertigkeit der Jäger als auch die verantwortungsvolle Auswahl der zu erlegenden Tiere.
Die Landesforsten rechnen in diesem Jahr mit überdurchschnittlich hohen Abschusszahlen beim Schwarzwild. „Durch die Bewegungsjagden wollen wir die Population insgesamt regulieren“, sagt Hauskeller. „Ergänzt durch die verstärkte Jagd in Ortsnähe leisten wir einen Beitrag dazu, Schäden in den Ortschaften zu reduzieren.“
Wie viele Wildschweine sind es nun?
Wie berichtet, bleibt es jedoch schwierig, den tatsächlichen Wildschweinbestand im Oberharz genau zu bestimmen. Die Tiere sind mobil, leben in Rotten und wechseln häufig ihre Gebiete. Zudem beeinflussen Witterung und Krankheiten die Bestände von Jahr zu Jahr. Eine genaue Zählung gibt es nicht, denn flächendeckende Kameras oder Markierungen einzelner Tiere fehlen. Entsprechend gehen die Schätzungen weit auseinander: Während Clausthal-Zellerfelds Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) zuletzt von bis zu 5000 Wildschweinen in der Berg- und Universitätsstadt sprach, halten Landesforsten und Jägerschaft Goslar diese Zahl für deutlich zu hoch. Sie gehen eher von rund einem Zehntel aus.
Mit Beginn der Jagdsaison kann es nun jedenfalls bis in den Januar hinein zu vorübergehenden Sperrungen von Straßen und Waldwegen oder zu Geschwindigkeitsbegrenzungen kommen. Die Landesforsten bitten die Bevölkerung dafür um Verständnis und betonen, dass die Jagden notwendig seien, um Wälder, Felder und Ortschaften langfristig im Gleichgewicht zu halten.
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