Anlage zur Asphaltaufbereitung: Was kommt da auf Bad Harzburg zu?
Dort, wo vor mehr als einem Jahr die alten Hüttenhallen abgerissen wurden, soll die neue RiA-Anlage entstehen. Foto: Schlegel/GZ-Archiv
Die Industriepark und Verwertungszentrum GmbH (IVH), Tochter der Bettels-Gruppe, möchte eine Anlage zur Asphaltaufbereitung errichten. Geplant ist sie auf dem ehemaligen Hüttengelände zwischen Harlingerode und Oker. Doch worum handelt es sich genau?
Harlingerode. Die Industriepark und Verwertungszentrum Harz GmbH (IVH) beziehungsweise die Bettels-Gruppe plant auf dem ehemaligen Hüttengelände zwischen Harlingerode und Oker eine Aufbereitungsanlage für schadstoffhaltige Straßenaufbrüche, kurz RiA. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, sie wäre deutschlandweit die erste ihrer Art. Doch was hat es mit dieser Anlage eigentlich auf sich und welche Auswirkungen hat diese auf Anwohner?
In Deutschland wird teerhaltiger Straßenaufbruch bislang auf Deponien gelagert oder zur Aufbereitung ins Ausland transportiert, wo dann der wiedergewonnene Rohstoff auch bleibt, er geht also quasi verloren. Das, so schreibt die IVH, widerspreche dem Prinzip, dass Abfälle möglichst da behandelt werden sollen, wo sie anfallen. Asphalt besteht zu etwa 95 Prozent aus einem wertvollen Rohstoff: Gestein. Wird dieses in der Aufbereitungsanlage herausgelöst, muss dafür weniger neues in Steinbrüchen abgebaut werden. Die fünf Prozent Bitumen-Anteil – davon 0,2 Prozent teerhaltig – werden thermisch entsorgt. Die Wärme, die dabei entsteht, kann genutzt werden. Das genaue Verfahren hat die IVH auf der Webseite www.ria-h.de dokumentiert.
Dort werden auch diverse häufig gestellte Fragen beantwortet, unter anderem die spannende, ob die Anlage Emissionen verursacht: „Der zu RiA angelieferte zu behandelnde Straßenaufbruch wird in einer geschlossenen Vorbereitungshalle abgeladen und dort zwischengelagert. Diese ist mit Staubabsaugvorrichtungen ausgestattet, die eventuell auftretende Staubemissionen direkt der Behandlungstrommel der Anlage zuführen, sodass diese nicht nach außen dringen können.“ Die Abluft sei dadurch deutlich reiner als zum Beispiel jene aus einem privaten Kamin oder Holzofen.
Bis zu 135.000 Tonnen pro Jahr
Bundesweit fallen jährlich bei Straßenbauarbeiten drei Millionen Tonnen besagten Abfalls an, in Niedersachsen allein 700.000 Tonnen. Ein Teil (rund 100.000 Tonnen) wird im Ausland, in den Niederlanden recycelt. 80.000 bis 150.000 Tonnen werden in Deponien eingebaut, dort beispielsweise für Straßen und Wege. Bis zu 500.000 Tonnen werden auf Deponien beseitigt. Seit Januar 2024 gibt es aber ein Verbot, Abfälle zu deponieren, wenn sie verwertet werden können. Und genau das möchte die IVH respektive die Bettels-Gruppe tun und dazu deutschlandweit Anlagen wie die in Harlingerode errichten.
Mit der Pilotanlage können nach IVH-Angaben bis zu 135.000 Tonnen teerhaltiger Straßenaufbruch pro Jahr so aufbereitet werden, dass die darin enthaltenen teerstämmigen, besonders schädlichen Schadstoffe bei Temperaturen zwischen 550 und 630 Grad Celsius in Verbindung mit der thermischen Abgasreinigung bei 850 Grad vollständig entfernt und zerstört werden.
Kosten von 27 Millionen Euro
135.000 Tonnen pro Jahr sind natürlich eine Hausnummer, sie werden mit vier bis sechs Lkw pro Stunde angeliefert – laut IVH aber nur während der „Geschäftszeiten“ von 7 bis 17 Uhr werktags. In diesem Zusammenhang setzt das Unternehmen auf die mögliche Westumgehung, also eine neue Umgehungsstraße für Harlingerode, an die eine neue Werkszufahrt angeschlossen würde. Die Anlage soll einen Einzugsbereich von rund 150 Kilometern haben.
Für das Projekt erhält die IVH vier Millionen Euro Fördergeld aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums. Insgesamt soll die Anlage rund 27 Millionen Euro kosten, 20 Millionen für die RiA und weitere 7 Millionen Euro für die dazugehörige Infrastruktur. Begrüßt werden die Förderung und das Projekt unter anderem vom Kreisverband Goslar von Bündnis 90/die Grünen, wie dieser im Herbst in einer Pressemitteilung bekannt gab. Bereits im Mai 2024 hatte eine sehr gut besuchte Informationsveranstaltung zum Projekt im Harlingeröder Freizeitzentrum stattgefunden.
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