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19-Jährige für ein Jahr in Sambia

GZ Plus IconDie Hahndorferin Amalia Saupe trainiert ein Mädchenteam in Afrika

Die Vorfreude ist groß: Im Trikot des Regie führenden Sportvereins ASV Göttingen posiert Amalia Saupe noch einmal in der Goslarer Altstadt, bevor es für ein Jahr nach Sambia in Afrika geht.

Die Vorfreude ist groß: Im Trikot des Regie führenden Sportvereins ASV Göttingen posiert Amalia Saupe noch einmal in der Goslarer Altstadt, bevor es für ein Jahr nach Sambia in Afrika geht. Foto: Heine

Sonst läuft sie für die Bezirksliga-Damen des SV Hahndorf auf, die jetzt ein Jahr lang auf sie verzichten müssen: Amalia Saupe, die gerade ihr CvD-Abitur gemacht hat, trainiert und hilft in Sambia. Den GZ-Lesern will sie regelmäßig berichten.

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Von Frank Heine
Donnerstag, 04.09.2025, 08:00 Uhr
Sie ist dann mal weg. Nicht wie Kult-Komiker Hape Kerkeling zum Pilgern, sondern eher wie David Beckham zum Kicken. Amalia Saupe ist 19 Jahre alt, wohnt in Hahndorf, hat Ende Juni ihr Abitur am Goslarer CvD-Gymnasium bestanden und betreut demnächst in Livingstone Grundschulkinder im Sportunterricht sowie eine Fußball-Mädchenmannschaft. Livingstone ist übrigens nach der Hauptstadt Lusaka die zweitgrößte Stadt in Sambia auf dem afrikanischen Kontinent und von Goslar ziemlich genau 7900 Kilometer entfernt – Luftlinie versteht sich.
Im Hahndorfer Trikot: Ihre Bezirksliga-Damen müssen in dieser Saison nach nur zwei Spielen leider auf Amalia Saupe verzichten.

Im Hahndorfer Trikot: Ihre Bezirksliga-Damen müssen in dieser Saison nach nur zwei Spielen leider auf Amalia Saupe verzichten. Foto: Privat

Der Flieger hebt heute um 18.30 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen ab. Über Paris und Johannesburg in Südafrika geht es weiter in den Süden Sambias. Ein Jahr lang wird Saupe nahe der nach Missionar und Afrikaforscher David Livingstone benannten Stadt leben, die am Sambesi etwa acht Kilometer nördlich der Victoria Falls und rund 900 Meter über Meeresspiegel liegt. Rund 180.000 Einwohner zählt die City, sie grenzt an den 66 Quadratkilometer großen Mosi oa Tunya-Nationalpark. Das sind andere Zahlen, als sie aus Hahndorf gewöhnt ist.

Aufgeregt? „Nein, gar nicht, aber das kommt bei mir immer etwas später, die Vorfreude ist jedenfalls riesengroß“, sagt Saupe. Was erwartet sie in Sambia? Aktuell Temperaturen von 30 Grad Celsius, die aber auch auf bis zu 38 Grad Celsius steigen können. Nichts, was Saupe schreckt, da sei der sehr hohe UV-Index eher zu beachten. Die lebt zusammen mit Mitstreiter Mark aus Berlin in einem kleinen Dorf in einer Zweier-WG. „Die Toilette ist draußen und besteht aus einem Loch, geduscht wird aus Kanistern“, erzählt sie – alles kein Problem.
Die Kraft des Sports: Das offizielle Motto des Austausches prangt auf der Rückseite des neuen Shirts.

Die Kraft des Sports: Das offizielle Motto des Austausches prangt auf der Rückseite des neuen Shirts. Foto: Privat

Vorbereitung im Oberharz

Amalia aus Hahndorf und Mark aus Berlin haben sich im vergangenen Monat auf einem einwöchigen Vorbereitungsseminar in Clausthal-Zellerfeld kennengelernt. Sie sind erst der zweite Freiwilligen-Trupp am Standort und möchten die Arbeit ihrer Vorgänger gut weiterführen. An der Nukumi Primary School und der Muchinga Primary School helfen sie aus. Ab Ende September starten die Fußball-Mädchen in die Liga. Saupe trainiert ihr Team jeden Tag plus ein Spiel am Samstag – ein stolzes Programm. Auch das kann die junge Frau nicht schrecken. Sie selbst spielt beim SV Hahndorf in der Bezirksliga, hat Erfahrung als Coach einer Nachwuchsmannschaft und hat jüngst bei der Abi-Entlassung des CvD-Gymnasiums aus der Hand von Sportlehrer Markus Handke den Pierre-de-Coubertin-Preis in Empfang genommen – für gute Leistungen und besonderes Engagement. Neben Fußball sind Turnen und Leichtathletik ihre sportlichen Leidenschaften. Während eines Auslandsjahres in Kanada – Amalia Saupe kommt rum auf der Welt – wurde sie sogar zur Sportlerin des Jahres an ihrer Schule gewählt – und das, obwohl in dieser Zeit das Kreuzband riss. „Sport has the power to unite“ lautet das offizielle Motto für ihren Aufenthalt in Afrika. Es ziert sogar die neue Sportkleidung der jungen Deutschen.
Vielseitig talentiert und engagiert: Sportlehrer Markus Handke ehrt Amalia Saupe bei der CvD-Abiturentlassfeier mit dem Pierre-de-Coubertin-Preis.

Vielseitig talentiert und engagiert: Sportlehrer Markus Handke ehrt Amalia Saupe bei der CvD-Abiturentlassfeier mit dem Pierre-de-Coubertin-Preis. Foto: Heine (Archiv)

Warum Sambia? Politiklehrer Dominic Haase stieß sie und ihren Mitschüler Ole Labs, der aktuell schon in Uganda unterwegs ist, mit der Nase auf den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „Weltwärts“. Wer zwischen 18 und höchstens 28 Jahre alt ist, reist zwischen sechs und 24 Monaten in ein Land des Globalen Südens: „Weltwärts“ gibt es seit 2008 und ist in dieser Region am Göttinger Sportverein ASC angedockt. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gewährt finanzielle Förderung und staatliche Absicherung.

„Ich freue mich mega auf die Arbeit mit den Kindern“, sagt Saupe. Sie möchte unbedingt einmal Perspektiven wechseln und eigene Erfahrungen sammeln.

Letzte Einheiten daheim: Bald trainiert Amalia Saupe in Sambia eine Mädchenmannschaft.

Letzte Einheiten daheim: Bald trainiert Amalia Saupe in Sambia eine Mädchenmannschaft. Foto: Privat

Was ist mit den Vorurteilen von Generationen, die auf Afrika (herab-)blicken? „Ich will wissen, wie es wirklich ist – was die Menschen denken, was sie tun, welche Probleme sie haben“, sagt die kommunikationsfreudige Saupe. Zusammen mit Freundin Laura Kinzel hat sie nicht nur die CvD-Abiturfeier, sondern schon etliche Veranstaltungen vorher moderiert.

Was ist los mit und in Sambia?

Was spuckt der KI-Kumpel im Internet aus, wenn man zu Sambias politischer Lage fragt? Die präsidentielle Republik gelte als überwiegend stabil und habe nach friedlichen Wahlen 2021 einen Machtwechsel erlebt, seitdem Hakainde Hichilema Präsident sei. Das Land stehe jedoch vor großen Herausforderungen wie extremer Armut, sozialer Ungleichheit, den Folgen des Klimawandels und einer hohen Staatsverschuldung. Obwohl die Regierung einen Reformkurs verfolge, seien die Auswirkungen der autoritären Vergangenheit und die komplexe humanitäre Situation weiterhin spürbar.
Kunst kann sie: Fachlehrerin Karin Kniep übergibt bei der CvD-Abiturentlassfeier den Mönchehaus-Preis an Greta Rühe und Amalia Saupe.

Kunst kann sie: Fachlehrerin Karin Kniep übergibt bei der CvD-Abiturentlassfeier den Mönchehaus-Preis an Greta Rühe und Amalia Saupe. Foto: Heine (Archiv)

Amalia Saupe will die Lage für sich erkunden. Und sie will den GZ-Lesern – so der Plan – zwischendurch immer wieder einmal in Schrift und Bild berichten. Was sie erlebt. Was sie bewegt. Was sie beeindruckt. Was sie vielleicht auch erschreckt. Nach Hause kommen will sie zwischendurch übrigens nicht. Ihre Familie – neben ihren Eltern hat Amalia noch eine 15-jährige Schwester, die auch das CvD-Gymnasium besucht und viel Sport treibt – hat sich vorgenommen, sie eventuell in den Osterferien 2026 zu besuchen. „Das würde prima passen – genau nach den Regenfällen, und wir hätten eine Woche noch in der Schule und eine Woche, um uns das Land anzugucken“, schaut Amalia Saupe weit voraus. Aber das alles ist Zukunftsmusik. Heute startet das Abenteuer Afrika erst.

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