Grenz-Besucherzentrum: Für Stapelburg sieht es gut aus
Der „Blick in die Vergangenheit“ gibt einen Eindruck davon wieder, wie die Ansicht Stapelburgs aus Richtung Westen zu Zeiten der deutsch-deutschen Teilung war. Der Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen wurde bereits im Dezember 1989 abgerissen. Foto: Gereke
Bekommt Stapelburg den Zuschlag für das geplante Grenz-Besucherzentrum? Vieles spricht derzeit dafür, einschließlich einer Machbarkeitsstudie. Konkurrenz gibt es nur noch mit Hötensleben. Aber es gibt auch leichte Kritik am Projekt.
Stapelburg/Eckertal. Mit einem Besucherzentrum möchte das Land Sachsen-Anhalt einen Einstieg zum Grünen Band, dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Bundesrepublik und DDR, errichten. Es soll das Interesse sowohl an der Natur sowie dem Natur- und Klimaschutz wecken, aber auch die Erinnerung an das Grenzregime einer breiten Öffentlichkeit nahebringen. Eine Entscheidung darüber, wo ein solches Gebäude gebaut werden soll, wird noch für dieses Jahr erwartet. Im Augenblick sieht es danach aus, als könnte Stapelburg den Zuschlag erhalten. Am Dienstag machten sich CDU-Landtagsabgeordneter Alexander Räuscher und der Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur von Sachsen-Anhalt, Johannes Beleites, gemeinsam mit dem Grenzerkreis und dem Heimatverein Abbenrode persönlich ein Bild vor Ort.
Schon als die innerdeutsche Grenze noch bestand, gab es auf der anderen Seite der Ecker, in Eckertal, eine Aussichtsplattform, von der aus in den Osten geschaut werden konnte. Noch heute finden sich am Rand Stapelburgs Reste der früheren Grenzbefestigung. Und in den vergangen Jahren sind auf Initiative des Grenzerkreises Informationstafeln errichtet worden, die an Teilung und Grenzöffnung erinnern.
Konkurrenz mit Hötensleben
Trotzdem: Dafür, dass in Stapelburg und Eckertal in den ersten Tagen nach der Grenzöffnung Geschichte geschrieben wurde – es war eines der ersten Schlupflöcher von Ost nach West, weshalb man unter anderem nur binnen weniger Tage einen Radweg nach Bad Harzburg baute – wirken die beiden Orte noch immer zu unterrepräsentiert. Umso mehr würden sich Grenzerkreis und viele andere Vereine freuen, wenn das Besucherzentrum eben dort errichtet würde.
Konkurrenz hat Stapelburg im Augenblick aber noch durch Hötensleben. Es sind von allen Bewerbern die letzten verbliebenen Standortkandidaten, bestätigte am Dienstag Alexander Räuscher. Insgesamt hatten sich neun Standorte mit 14 Objekten beworben – darunter aus dem Raum Harz/Nordharz Schierke (mit Tourist-Info, Schule und Brocken), Ilsenburg (Kloster/Schloss), Abbenrode (Kaserne der ehemaligen Grenzkompanie), Hessen (mit Schloss und ehemaliger Grenztruppen-Kaserne).

Lothar Engler vom Grenzerkreis Abbenrode (kariertes Hemd) zeigt eine der vom Verein initiierten Informationstafeln und berichtet von der Grenzöffnung. Unter anderem dabei: der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Räuscher (rechts) und der Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Johannes Beleites (mit Hut). Foto: Exner
„Lücken schließen“
Stapelburg wäre als Standort am besten geeignet. Zu diesem Ergebnis ist auch schon eine Machbarkeitsstudie gekommen. Die Ortschaft läge derzeit nach Punkten vorne, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Räuscher. Ein abschließendes Votum stünde jedoch nach wie vor aus. Es solle noch in diesem Jahr vollzogen werden.
Eher kritisch sieht ein solches Besucherzentrum derweil Johannes Beleites: „Das Grüne Band ist eine Linie“, sagt dieser. Ein solches Zentrum sei, wie der Name schon impliziert, ein Punkt, auf den sich alles konzentriert. Ihm gehe es darum, die touristische Infrastruktur entlang des gesamten Grünen Bands zu fördern und nicht nur in einzelnen Orten, betonte Beleites.
Es sollten erst einmal alle Lücken entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze geschlossen werden: Noch immer gebe es Orte, an denen Menschen getötet worden sind beim Versuch, den Eisernen Vorhang zu überwinden, woran allerdings bis heute nichts erinnert. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, machte Beleites am Dienstag deutlich, sämtliche dieser Todesorte entsprechend zu kennzeichnen, gewissermaßen „nach dem Stolperstein-Prinzip“. Und diese Kennzeichnung solle einheitlich erfolgen, etwa in Form von QR-Codes, die über eine App entsprechende Hintergrundinformationen zum jeweiligen Grenzopfer liefern.Teilweise gibt es solche Anwendungen schon. Beleites hätte allerdings gerne alles gebündelt in einem einzelnen Medium, und das am besten auch mehrsprachig.