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Stadtrat entscheidet

GZ Plus IconStreit um Prahljust: Zwei Investoren buhlen um den Campingplatz

Das Bild zeigt das Hauptgebäude des Campingplatzes Prahljust. Zwei Schilder weisen den Weg zur Anmeldung. Es handelt sich um einen verkehrsberuhigten Bereich.

Finale Runde im Streit um den Campingplatz Prahljust? Die Politik entscheidet am Donnerstag, welcher der zwei Interessenten die Anlage kauft. Foto: Neuendorf

Der Stadtrat entscheidet am Donnerstag, wer den Campingplatz Prahljust kaufen darf. Zwei Investoren legen Angebote vor. Doch endet damit der langjährige Streit wirklich?

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Von Corinna Knoke
Dienstag, 02.12.2025, 18:00 Uhr

Buntenbock. Der langwierige Streit um den Campingplatz Prahljust könnte am Donnerstag, 4. Dezember, in die entscheidende Phase gehen. Dann trifft sich der Stadtrat zu seiner letzten Sitzung in diesem Jahr und entscheidet, wer die städtischen Flächen des Platzes kaufen soll – oder ob zunächst gar nicht weiterverhandelt wird. Zwei Unternehmen stehen zur Wahl: die Überland-Immobilien-Gesellschaft aus Berlin und die Ahoi-Bullis-Campervermietung-Gesellschaft aus Hamburg. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr in der Stadthalle.

Eigentlich sollte der Campingplatz an die bisherigen Pächter, die Familie Landers, verkauft werden. Sie wollten die Flächen für zwei Millionen Euro übernehmen. Doch die Finanzierung platzte, weil die Bank keinen Kredit gewährte. Daraufhin schrieb die Stadt, so Kämmerer Michael Strübig, die damaligen Interessenten erneut an und fragte nach, ob weiterhin Kaufbereitschaft besteht. Sowohl Überland als auch Ahoi bestätigten dies und legten ihre aktualisierten Konditionen vor. Sie sind in der Ratsvorlage öffentlich einsehbar.

HINTERGRUND

Seit über einem Jahr ist die Zukunft des Platzes Thema hitziger Debatten. Camper hatten aus Sorge um ihre Stellplätze eine Onlinekampagne gestartet und eine Interessengemeinschaft gegründet, die mittlerweile mehr als 4000 Unterschriften gesammelt hat. Der Campingplatz Prahljust liegt teils auf Flächen im Besitz der Familie Landers, teils auf städtischen Flächen. Die Stadt hatte beschlossen, den im September 2025 auslaufenden Pachtvertrag mit Familie Landers nicht zu verlängern, sondern die Fläche zu verkaufen.

In einem Interessenbekundungsverfahren im vorigen Jahr hatte die Überland-Camping-Gruppe aus Berlin 1,8 Millionen Euro für die zehn Hektar große Fläche geboten, die Landers nur 1 Million Euro. Erst das spätere Angebot von 2 Millionen brachte die Familie wieder ins Spiel. Trotz der einstimmigen Ratsentscheidung im September blieb das Verhältnis zwischen Landers und einigen Ratsmitgliedern zerrüttet. Manche befürchteten bereits, dass die Bank den Kredit nicht gewährt. Aus diesem Grund sind jetzt mit der Überland und der Ahoi wieder zwei mögliche Investoren im Rennen, die sich am Interessenbekundungsverfahren beteiligt haben.

Beide Firmen wollen den Campingplatz weiterentwickeln, ihre Pläne unterscheiden sich aber deutlich. Überland bietet mit rund 1,86 Millionen Euro nicht nur den höheren Kaufpreis, sondern hat auch bereits einen überarbeiteten Vertragsentwurf sowie eine Finanzierungsbestätigung vorgelegt. Die Berliner planen Investitionen von rund 5 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren und verfolgen ein deutliches Ausbauziel. Dazu gehört auch die Modernisierung zentraler Bereiche, wie die Ertüchtigung des Hallenbads. Es ist sogar die Rede davon, beim Erhalt des Bergwerksmuseums zu unterstützen. Wenn der Ausbau des Campingplatzes auf mehr als 600 Stellplätze gelingt, will Überland zudem weitere 500.000 Euro investieren.

Überland fordert Räumung des Geländes

Voraussetzung für all das ist allerdings, dass das Gelände bis zum 31. März 2026 vollständig geräumt wird, um schnell mit den Arbeiten beginnen zu können. Laut dem Allgemeinen Vertreter der Bürgermeisterin liegt diese Aufgabe bei den Landers als aktuellen Pächtern. Viele Dauercamper haben ihre Parzellen bereits verlassen, andere sind aktuell dabei. Wie berichtet, haben die Landers allen Gästen Sonderkündigungen mit einer Räumungsaufforderung zum Jahresende geschickt.

Zurückhaltender wirkt das Angebot von Ahoi. Der Kaufpreis beträgt 1,6 Millionen Euro. Der Investitionsrahmen ist mit einer Million Euro in den kommenden drei Jahren ebenfalls kleiner als bei Überland. Wenn der Campingplatz auf mehr als 600 Stellplätze wachsen soll, wollen die Hamburger noch weitere 400.000 Euro investieren. Eine Finanzierungsbestätigung fehlt bei ihnen bislang genauso wie ein ausformulierter Vertragsentwurf. Ahoi verzichtet allerdings auf eine Räumungsfrist und würde den Platz spätestens zum 1. April 2026 übernehmen – also inklusive der verbliebenen (Dauer-)Camper. Das Unternehmen möchte den Campingplatz schrittweise weiterentwickeln, ohne sofortige große Umbauprojekte, die eine Schließung nötig machten.

Stadt fühlt sich finanziell abgesichert

Nach Angaben der Stadtverwaltung haben sich beide Interessenten mit den Landers auf eine gemeinsame Lösung verständigt. Was das konkret heißt, kann Strübig allerdings nicht sagen. Offen bleibt vor allem die Frage, ob die bisherigen Pächter bereit wären, auch ihre eigenen Flächen zu verkaufen. Das sind Grundstücksteile, ohne die wegen der dortigen Infrastruktur kein Campingbetrieb möglich wäre. Bereits vor einigen Wochen hatte die GZ dazu bei der Familie nachgefragt, aber keine Antwort erhalten. Eine erneute Anfrage blieb ebenfalls unbeantwortet.

Zum Vertrag selbst gehört eine sogenannte Erlösabschöpfungsklausel. Diese soll dem Kämmerer zufolge verhindern, dass ein Investor den Platz kauft, ihn kurz modernisiert und anschließend mit viel Gewinn weiterverkauft. Sollte das doch passieren, würde die Stadt einen Teil des Mehrerlöses erhalten. Gleichzeitig soll im Vertrag festgeschrieben werden, dass das Areal in den kommenden Jahren als Campingplatz weiter betrieben wird. Das sei der Stadt besonders wichtig, betont Strübig.

Finanziell abgesichert sieht sich die Stadt auch für den Fall, dass der Käufer nicht so viel Geld investiert, wie zugesagt. Dann würde der fehlende Betrag vollständig in die Stadtkasse fließen. Weil beide Interessenten diese Regel akzeptierten, geht Strübig aber davon aus, dass sie auch wirklich investieren wollen.

Werden die Verhandlungen abgebrochen?

Bei der Wahl des Investors hält sich die Stadtverwaltung zurück. Ihre Aufgabe sei es, die Fakten aufzubereiten und der Politik eine Entscheidungsgrundlage zu liefern, sagt Strübig. Emotionen spielten dabei keine Rolle. Mit beiden Interessenten habe er zuletzt „gute und konstruktive Gespräche“ geführt, betont der Kämmerer. Möglich sei zwar auch, dass der Rat entscheidet, mit keinem der beiden Anbieter zu verhandeln. Doch das hält Strübig für eher unwahrscheinlich.

Die Überland hat in der Vergangenheit bereits mehrere Campingplätze übernommen, zuletzt in Hooksiel (Landkreis Friesland). Die Ahoi hat sich spezialisiert auf die Vermietung von Wohnmobilen, den Betrieb und die Entwicklung von Campingplätzen, Gastronomie sowie von Lebensmittelgeschäften.

HINTERGRUND

Seit über einem Jahr ist die Zukunft des Platzes Thema hitziger Debatten. Camper hatten aus Sorge um ihre Stellplätze eine Onlinekampagne gestartet und eine Interessengemeinschaft gegründet, die mittlerweile mehr als 4000 Unterschriften gesammelt hat. Der Campingplatz Prahljust liegt teils auf Flächen im Besitz der Familie Landers, teils auf städtischen Flächen. Die Stadt hatte beschlossen, den im September 2025 auslaufenden Pachtvertrag mit Familie Landers nicht zu verlängern, sondern die Fläche zu verkaufen.

In einem Interessenbekundungsverfahren im vorigen Jahr hatte die Überland-Camping-Gruppe aus Berlin 1,8 Millionen Euro für die zehn Hektar große Fläche geboten, die Landers nur 1 Million Euro. Erst das spätere Angebot von 2 Millionen brachte die Familie wieder ins Spiel. Trotz der einstimmigen Ratsentscheidung im September blieb das Verhältnis zwischen Landers und einigen Ratsmitgliedern zerrüttet. Manche befürchteten bereits, dass die Bank den Kredit nicht gewährt. Aus diesem Grund sind jetzt mit der Überland und der Ahoi wieder zwei mögliche Investoren im Rennen, die sich am Interessenbekundungsverfahren beteiligt haben.

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