Eltern entsetzt: Messer auf dem Adventsmarkt an Kinder verteilt
Der Adventsmarkt auf dem Innenhof der TU Clausthal ist für seine familiäre Atmosphäre bekannt. Umso größer ist das Entsetzen über mehrere Messer in einer Spielzeugkiste, die Kinder mit nach Hause nahmen. Foto: Neuendorf/Privat
Scharfe Messer in einer Spielzeugkiste auf dem TU-Adventsmarkt sorgen für Entsetzen. Ein Vater erstattet Anzeige bei der Polizei, die nun ermittelt.
Clausthal-Zellerfeld. Schreck im Kinderzimmer: Als ein Familienvater in Clausthal-Zellerfeld am Sonntag seinem Sohn beim Spielen zusieht, entdeckt er, dass sein Kind mit einem kleinen Messer mit scharfer Klinge hantiert. Schnell wird klar: Das Fundstück stammt aus einer Spielzeugkiste auf dem Adventsmarkt im Innenhof der TU Clausthal und ist kein Einzelfall. Auch andere Kinder nahmen ähnliche Gegenstände mit nach Hause. Der Vater erstattet Anzeige bei der Polizei. Nun wird geklärt, wie solche Messer überhaupt dorthin gelangen konnten.
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Der Vater, der nicht namentlich genannt werden möchte, beschreibt den Moment im Kinderzimmer als Schock. Der Adventszauber, der von Clausthaler Vereinen für den guten Zweck veranstaltet wird, sei bewusst familienfreundlich gestaltet. Es habe ein spezielles Kinderprogramm gegeben. Und dass sich die Mädchen und Jungen kleine Geschenke aussuchen durften, habe der Vater zunächst als nette Idee empfunden. Doch bei solchen „Miniaturwaffen“ hört für ihn der Spaß auf. Konkret handelt es sich um ein sogenanntes Karambit-Messer im Miniaturformat – mit stark gebogener, krallenförmiger Klinge, Fingerring am Griffende und passender Hülle. Von Eltern aus dem Freundeskreis seines Sohnes habe er erfahren, dass auch bei deren Kindern solche oder ähnliche Messer plötzlich auftauchten.
Sorge und Ärger sind groß
Besonders beunruhigt den Vater der Gedanke, was hätte passieren können. Was, wenn die Kinder die Messer mit in die Schule genommen hätten? Er wolle sich gar nicht ausmalen, wie schnell dabei jemand hätte verletzt werden können. Aus Sorge und Ärger habe er sich deshalb am Sonntagabend entschlossen, zur Polizei zu gehen.
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Gegenüber der GZ nannte der Vater nicht konkret, aus welcher Spielzeugkiste die Messer stammen. Nach Recherchen der GZ handelte es sich um eine Kiste am Stand des Vereins Bürger helfen Bürgern. Dort konnten Kinder aus Butterkeksen kleine Lebkuchenhäuser bauen und diese mit Zuckerguss verzieren. Als Belohnung durften sie anschließend in eine Kiste greifen, die mit Stiften, Bastelmaterial, Spielzeug und weiterem Krimskrams gefüllt war. Darunter befanden sich offenbar auch diese Messer.
Wie kommen die Messer in die Kiste?
Was sagt der Verein aus Clausthal-Zellerfeld dazu? Andrea Duit-Reith aus dem Vorstand von Bürger helfen Bürgern betont, der Verein habe nichts von den Messern in der Kiste gewusst. Sie selbst habe erst am Sonntagabend über Facebook davon erfahren. Ein entsprechender Beitrag sei nach etwa einer halben Stunde aber wieder gelöscht worden. Dass so etwas nicht passieren dürfe, sei ihr vollkommen klar, sagt sie. Die Messer seien jedoch nicht absichtlich in die Kiste gelangt. Ein zunächst kursierendes Gerücht, ein Fremder habe sie dort platziert, habe sich schnell als falsch erwiesen.

Mehrere Kinder bringen solche Miniaturmesser nach dem Adventsmarktbesuch mit nach Hause. Foto: Privat
Tatsächlich handele es sich um ein Set aus sechs kleinen Messern, Äxten und Beilen aus dem Fundus des Vereins. Diese würden als Anschauungsobjekte in Waldpädagogikkursen genutzt. Kindern solle dort vermittelt werden, dass solche Gegenstände gefährlich seien und nicht unbeaufsichtigt benutzt werden dürfen. Wie die in Plastik verpackten Messer dennoch in der Spielzeugkiste landen konnten, könne sich Andrea Duit-Reith nicht erklären. Normalerweise gebe es zwei getrennte Kisten – eine für die Waldpädagogik, eine für Bastelangebote. „Ich habe richtig Magenschmerzen bekommen, als ich davon gehört habe“, sagt Duit-Reith. Sie bedauere den Vorfall sehr und habe keine Erklärung dafür, warum ihr oder ihren Vereinskollegen nicht früher aufgefallen sei, was sich in der Kiste befand.
Anzeige bei der Polizei
Für die Zukunft kündigt sie an, im Verein interne Abläufe zu überarbeiten. Inhalte von irgendwelchen Kisten sollen künftig anhand von Listen doppelt und dreifach kontrolliert werden. Den Ärger der Eltern könne sie gut nachvollziehen, sagt sie, und wolle ihn nicht kleinreden. Dennoch hätte sich Duit-Reith gewünscht, dass zunächst das Gespräch mit dem Verein gesucht worden wäre, bevor sich die Debatte in sozialen Netzwerken hochschaukelte und die Polizei eingeschaltet wurde.
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Marcus Killig, stellvertretender Kommissariatsleiter, bestätigt gegenüber der GZ, dass der Vater zwei Gegenstände bei der Polizei abgegeben hat. Killig spricht von einem Minimesser mit einer etwa drei Zentimeter langen Klinge, das durchaus scharf sei und nicht in Kinderhände gehöre. Die Polizei prüfe nun gemeinsam mit dem Landkreis Goslar, ob das Überlassen solcher Messer an unter 18-Jährige waffenrechtlich als Ordnungswidrigkeit einzustufen sei. Sollte dies der Fall sein, habe der betroffene Verein Gelegenheit, den Sachverhalt auf dem Kommissariat zu erklären. Eine abschließende Bewertung lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor.
Konsequenzen für den Verein?
Auch Marco Hellmold, der für die Studentenverbindung Corps Montania als Hauptorganisator des Adventsmarkts verantwortlich ist, zeigt sich fassungslos. Der Vorfall sei „das Ungünstigste, was hätte passieren können“, sagt er. Seiner Ansicht nach sei an mehreren Stellen etwas schiefgelaufen. Selbst wenn die Messer aus Versehen in die Kiste gelangt seien, hätte dem Verein spätestens vor Ort auffallen müssen, was die Kinder dort herausnahmen.
Hellmold verweist auf die strengen Vorgaben, die für den Markt sonst gelten. So sei etwa bei den vom Weihnachtsmann verteilten Süßigkeiten genau darauf geachtet worden, dass diese wegen möglicher Allergien keine Nüsse enthielten. Umso bedauerlicher sei es, dass nun ein negativer Eindruck von einer eigentlich gut angenommenen und positiven Veranstaltung zurückbleibe. Es gehe darum, für den guten Zweck und für die Vereinskassen Geld zu sammeln. Einen solchen Fauxpas könne man sich nicht leisten. Er befürchtet zudem, dass auch die TU Clausthal Schaden nehmen könnte, die den Markt unterstützt und den Platz zur Verfügung gestellt habe.
Noch seien nicht alle Fragen geklärt, sagt Hellmold. Deshalb solle es eine Nachbesprechung geben. Dabei werde auch über mögliche Konsequenzen für den Verein gesprochen. Bereits jetzt würden Stimmen laut, Bürger helfen Bürgern im kommenden Jahr nicht erneut auf dem Adventsmarkt zuzulassen. Hellmold macht deutlich: Er erwarte überzeugende Lösungen und klare Zusagen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole. Andernfalls bleibe nur der Ausschluss am nächsten Adventszauber – auch, um andere beteiligte Vereine zu schützen.
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