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Innerste-Campingplatz Lautenthal

GZ Plus IconFassungslos: Großbrand zerstört Wohnmobile, Boote und Erinnerungen

Ralph Opitz, Vorsitzender des Wassersportvereins, steht vor den verbrannten Überresten auf dem Campingplatz.

In der Nacht zu Samstag wütet ein Feuer auf dem Campingplatz an der Innerstetalsperre. Ralph Opitz, Vorsitzender des Wassersportvereins, erinnert sich an die Schreckensnacht. Foto: Heinemann

Mitten in der Nacht steht plötzlich der Himmel in Flammen. Die Pächterfamilie entdeckt den Brand zufällig – und verhindert womöglich eine noch größere Katastrophe.

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Von Ronja Heinemann
Donnerstag, 20.11.2025, 19:45 Uhr

Langelsheim. Der Brand auf dem Campingplatz an der Innerstetalsperre hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Verkohlte Überreste, verschmorte Träume – und Menschen, die noch immer versuchen, das Erlebte zu fassen. Aus den Köpfen der Betroffenen geht diese Horrornacht nicht mehr heraus. Pächter Chris Tkotz und der Vorsitzende des Wassersportvereins Innerste (WSVI), Ralph Opitz, erinnern sich an Stunden, die sie wohl nie vergessen werden.

„Meine Frau bemerkte das Feuer zuerst“, erzählt Tkotz. Eigentlich wollte die dreiköpfige Familie, die im Haupthaus auf dem Campingplatz wohnt, früh in den Urlaub starten – der Wecker sollte um 3 Uhr klingeln. Doch ihr Sohn wurde bereits gegen zwei Uhr wach und wollte etwas trinken. „Er wird sonst wirklich nie nachts wach“, sagt Tkotz und schaut fassungslos auf die Ruinen. „Das war unser Glück.“
Die Flammen lassen den Himmel rot leuchten.

Die Frau von Pächter Chris Tkotz entdeckt das Feuer als Erste. Sie sah nur den rot erleuchteten Himmel. Foto: Feuerwehr

Als seine Frau ins Bad ging, sah sie den roten Himmel – und begriff sofort. Sekunden später lief der Notruf bei der Feuerwehr ein.

Zufall rettet die Nacht

„Es hätte noch viel schlimmer kommen können“, sagt der Pächter und atmet tief durch. Wären sie nicht zufällig wach gewesen, hätte niemand das Feuer entdeckt. Niemand sonst war auf dem Platz – zumindest nicht offiziell.

Und gerade das bereitet dem Pächter immer noch Gänsehaut. „Es hätte gut sein können, dass jemand in einem der Wohnmobile schläft“, sagt er. Der leere Platz sei kein Garant dafür, dass niemand dort sei. Manche Camper kämen spontan, nur um ein paar ruhige Stunden zu genießen. Ein Wohnmobil, bei dem lediglich das Vorzelt brannte, wurde sogar aufgebrochen wegen der Sorge, dass jemand darin schläft. Umso größer war die Erleichterung, als feststand: In dieser Nacht hat hier niemand geschlafen.

Auch der kräftige Regen am Abend zuvor sei ein Segen gewesen, meint Tkotz. „Hätten wir den nicht gehabt, ich will mir gar nicht ausmalen, wie es dann ausgesehen hätte.“

Schocknachricht

Für viele Camper war die Nachricht vom Brand ein Schock. Einer von ihnen wollte sofort kommen, um Erinnerungsstücke aus seinem Wohnmobil zu retten. Doch da war längst alles verloren. Manche von ihnen stehen seit 20 oder 30 Jahren mit ihren Fahrzeugen auf dem Platz – ein Lebensabschnitt, der zu Asche wurde. „Es sind nicht die finanziellen Werte, die sie so treffen“, sagt Tkotz. „Es sind die vielen Erinnerungen, Fotos, Andenken. Dinge, die man nicht ersetzen kann.“
Die Überreste des Brandes.

Viele wertvolle Erinnerungsstücke sind den Flammen zum Opfer gefallen. Foto: Heinemann

Auch Ralph Opitz, der Vorsitzende des Wassersportvereins, erinnert sich an den Anruf in dieser Nacht. „Chris sagte nur: ‚Der Campingplatz brennt.‘ Ich bin sofort los.“ Schon auf der Zufahrtsstraße konnte er kaum fahren, so dicht war der Rauch. „Da wusste ich, dass es schlimm sein muss. Aber als ich das Ausmaß gesehen habe … man fühlt sich einfach hilflos.“

Verlorene Erinnerungen

Drei Boote von Vereinsmitgliedern brannten vollständig aus. Boote, an denen nicht nur Geld, sondern auch Geschichten, Leidenschaft und gemeinsame Stunden hingen. „Die Reaktionen der Mitglieder waren sehr unterschiedlich“, erzählt Opitz. „Aber einer hatte schon richtig zu kämpfen, das hat man ihm angemerkt.“

Pro Boot könne man mit einem Schaden von etwa 1000 bis 3000 Euro rechnen. Eine Neubeschaffung könnte allerdings noch deutlich teurer werden – solche Modelle seien kaum noch erhältlich. „Zum Glück lagern wir die Segel nicht hier“, sagt Opitz. Fast wären zwei weitere Boote betroffen gewesen, darunter eines im Wert von rund 10.000 Euro. Nur der Zufall habe sie vor dem Feuer bewahrt. Zeitlich haben die Mitglieder es vorher nicht geschafft, die Boote umzulagern.
Drei verbrannte Boote.

Die drei Boote von Mitgliedern des Wassersportvereins sind verbrannt. Foto: Heinemann

Für den Verein war sofort klar: Die betroffenen Mitglieder werden nicht allein gelassen. Innerhalb des Vereins sollen Spenden gesammelt werden, um ihnen wenigstens einen Teil des Verlustes zu nehmen.

Verdacht auf Brandstiftung

Doch neben dem materiellen Schaden gibt es eine weitere Sorge, die Tkotz und Opitz nicht loslässt: der Verdacht auf Brandstiftung. „Man fragt sich, wer sowas macht – und warum“, sagt Tkotz. „Was, wenn dieser Mensch etwas gegen uns hat? Was, wenn er wiederkommt? Ich kriege diesen Gedanken nicht aus dem Kopf.“

Wie geht es nun weiter? Zunächst sollen die Betroffenen auf den Platz, um den Schaden selbst in Augenschein zu nehmen. Dann müssen Versicherungen kommen. Doch längst nicht alle sind versichert. „Jeder ist für sein Grundstück selbst verantwortlich“, erklärt der Pächter. Wer keine Versicherung hat, bleibt vermutlich auf den Kosten sitzen – möglicherweise auch der WSVI. Hoffnung macht nur eines: dass der Verursacher gefunden wird.

Auch die Aufräumarbeiten werden teuer. Schweres Gerät wird benötigt, Container, Transport. Der Containerdienst Kraus hat bereits solidarisch Hilfe zugesagt – ein Lichtblick in einer düsteren Zeit.

Eventuell muss sogar eine Schicht Erde abgetragen werden, da der Campingplatz im Trinkwassereinzugsgebiet liegt. Noch ist unklar, wie groß der Aufwand sein wird. Sicher ist nur eines: Zuerst muss der Schutt weg. Dann wird man sehen, wie es weitergeht – Schritt für Schritt, Stein für Stein.

Eine Luftaufnahme von dem Platz nach dem Brand.

Die Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Zerstörung. Foto: Neuendorf

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