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Architekten stellen Pläne vor

GZ Plus IconBurgberg: So soll der neue Harzburg-Turm aussehen

Alt trifft modern: So könnte der neue Harzburg-Turm laut Planern einmal aussehen.

Alt trifft modern: So könnte der neue Harzburg-Turm laut Planern einmal aussehen. Foto: Büro Max Dudler

Der Förderverein Historischer Burgberg möchte mithilfe von Spenden einen Teil der alten Harzburg wieder aufbauen und hat sich dafür die Dienste des Schweizer Star-Architekten Max Dudler gesichert. Der hat jetzt seine Entwürfe vorgestellt.

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Von Christoph Exner
Freitag, 27.06.2025, 19:45 Uhr

Bad Harzburg. Noch bis Donnerstagabend hatte der Förderverein Historischer Burgberg ein gut gehütetes Geheimnis aus seinen Plänen für den Wiederaufbau des Harzburg-Turms gemacht, für den man keinen Geringeren als den Schweizer Star-Architekten Max Dudler hatte gewinnen können (die GZ berichtete). Nun ist die Katze aus dem Sack. Dudler und seine Teamleiterin Silke Meier zu Evenhausen stellten den Entwurf im Saal des Bündheimer Schlosses vor. Rund 80 Interessierte waren gekommen.

Vorweg: Der Turm, der dort eines Tages entstehen könnte, hat nichts mit der Art Turm zu tun, wie er beispielsweise auf Torfhaus steht. Der dient Touristen mit seiner Rutsche und Aussichtsplattform bekanntlich eher zur Unterhaltung. Diese Befürchtung kursierte zuletzt bereits in den sozialen Netzwerken. Natürlich sollen Besucher auch auf dem Harzburg-Turm die Aussicht genießen können, vor allem geht es aber darum, dort in einer Ausstellung etwas über die Geschichte des Burgbergs und seiner alten Festungsanlage, die mit ihnen verbundenen Geschehnisse und die anderen Burgen im Harz zu erfahren. Es handle sich um „einen Ort voller Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden“, unterstrich der Vorsitzende des Fördervereins, Dirk Junicke.

Pulverturm bleibt sichtbar

Mit dem Schweizer Max Dudler habe der Verein „ganz oben ins Architektenregal“ gegriffen, schwärmte er. Dieser hat beispielsweise den Anbau ans Hambacher Schloss entworfen, die Wiege der Demokratie in Deutschland. Dudlers modern gestaltete Erweiterung trifft dort auf den historischen Bestand. So soll das auch in Bad Harzburg passieren.
Architekt Max Dudler und seine Teamleiterin Silke Meier zu Evenhausen stellen im Schloss die Pläne für den Harzburg-Turm vor.

Architekt Max Dudler und seine Teamleiterin Silke Meier zu Evenhausen stellen im Schloss die Pläne für den Harzburg-Turm vor. Foto: Exner

Man wolle und könne die alte Harzburg nicht wieder komplett aufbauen, erklärte Architektin Meier zu Evenhausen, doch man könne sie neu interpretieren und der Stadt auf diese Weise ein Stück Geschichte zurückgeben. Zur Grundlage genommen haben sich die Planer die älteste bekannte Zeichnung der Harzburg aus dem Jahr 1574. Anhand dieser sollen ein Teil des alten Mauerverlaufs hinter der Gaststätte „Aussichtsreich“ aufgegriffen, und die Reste des alten Pulverturms, die noch heute zu sehen sind, überbaut werden. Allerdings so, dass man das alte Mauerwerk auch später noch sieht. Zum anderen werde das historische Gemäuer aus statischen Gründen nicht als Fundament genutzt, sondern lediglich umfasst, erklärte die Fachfrau.

Brunnen rückt in den Fokus

Der neue Turm werde eine Höhe von 25 bis 27 Metern haben. Innen zähle er sieben Geschosse, die über einen Aufzug sowie über Stufen erreicht werden können, wobei es je eine Treppe für den Auf- und eine für den Abstieg gibt. Auf jeder Etage finden sich verschiedene Ausstellungsthemen. Ganz oben auf der Turmspitze ist ein Pavillon aus Holz und Glas geplant sowie eine Aussichtsplattform, von der aus das ganze Gelände, die Stadt und der Vorharz überblickt werden können.

Auch links neben dem Turm in Höhe der ersten Etage soll sich eine Aussichtsplattform befinden, in der auch der berühmte Burgbrunnen einen prominenten Platz finden soll, durch den Burgherr Heinrich IV. einst vor den Sachsen geflohen sein soll.
Grau markiert der Umriss der alten Harzburg, schwarz die heute bestehenden Gebäude. Rot markiert ist der Teil, der neu entstehen, beziehungsweise wiederhergestellt werden soll.

Grau markiert der Umriss der alten Harzburg, schwarz die heute bestehenden Gebäude. Rot markiert ist der Teil, der neu entstehen, beziehungsweise wiederhergestellt werden soll. Foto: Büro Max Dudler

Der Turm soll aus Natursteinen bestehen, die aus Deutschland stammen. Auch die Innenräume würden burgtypisch gestaltet, voraussichtlich bestünden sie aus Beton mit einer Steintextur. Die Originalsteine der Harzburg können heute übrigens nicht mehr verwendet werden, sie bilden unter anderem die Mauern des Schlosses, der Schlosskirche und des Langen Stalls im Gestüt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die alte Harzburg nämlich als Steinbruch genutzt.

„Oben Qualität, unten Rummel“

Die Entwürfe hätten etwas „Wehrhaftes, aber auch etwas Einladendes“, ordnete Meier zu Evenhausen ein. Kritik gab es allerdings aus dem Publikum, unter anderem an der Form der Türen und Fenster, die ausnahmslos eckig gehalten sind. Ebenso an fehlenden Zinnen, die einen Burgturm zumindest in der allgemeinen Vorstellung ausmachen.

Rundungen und andere Formen seien nicht grundsätzlich ausgeschlossen, entgegnete Architekt Dudler, aber sie sollten nur dort eingesetzt werden, wo sie thematisch sinnvoll sind. Was die Zinnen angehe: Es fänden sich Tausende alter Burgtürme, von denen keiner über solche verfüge. „Wir dürfen nicht historisieren, sonst verlieren wir den Geist des Ortes“, betonte Dudler. Stattdessen wolle man das Dagewesene aufgreifen und daraus etwas Modernes und Zeitloses schaffen, einen „Ort der Kommunikation“.

Gestellt wurde auch die Frage nach der Erreichbarkeit des Harzburg-Turms: An manchen Tagen seien die Schlangen vor der Bergbahn-Talstation schließlich schon jetzt etliche Meter lang, hieß es aus dem Publikum. Junicke gab zu: Die Bergbahn werde und könne nicht schneller fahren und eine zweite würde natürlich auch nicht gebaut. Auch gebe es künftig kein Busshuttle oder Ähnliches auf den Burgberg. Im Grunde bleibe alles so wie es ist, lediglich die Wanderwege auf den Burgberg hinauf könnten vielleicht noch besser ausgeschildert werden. Gleichzeitig unterstrich er aber auch den Unterschied zwischen den Angeboten auf dem Gipfel und am Fuß des Burgbergs: „Oben gibt es Qualität, unten Rummel.“

Idee kommt sehr gut an

Unter dem Strich traf die Idee am Donnerstag jedoch nahezu ausschließlich auf Zustimmung. Junicke hatte um Handzeichen gebeten, um ein erstes Stimmungsbild einzuholen, wem der Entwurf gefällt: Nicht mal eine Handvoll der Anwesenden ließen ihren Arm unten.
Aus gut 25 Metern Höhe soll sich eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Harzvorland, aber auch auf die alte Burganlage bieten.

Aus gut 25 Metern Höhe soll sich eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Harzvorland, aber auch auf die alte Burganlage bieten. Foto: Büro Max Dudler

Auch Landkreis und Denkmalbehörde hätten sich bereits grundsätzlich offen gegenüber dem Projekt gezeigt. Voraussetzung sei jedoch, dass vorher noch einmal genau geschaut werde, welche mittelalterlichen Überbleibsel sich womöglich noch unterhalb der geplanten Anlage befinden. Das müsse aus statischen Gründen aber sowieso gemacht werden, erklärte Junicke.

Architekt Dudler war sich bereits während der Präsentation sicher: „Wir bauen das“, verkündete er und erntete dafür Applaus. Doch aktuell gibt es für das Projekt noch gar keinen Finanzierungsplan. Lediglich eine Idee. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren und mit Kosten von mindestens sieben Millionen Euro. Dazu kommen weitere Kosten für besagtes Bodengutachten. Klar ist: Der Förderverein Historischer Burgberg kann das nicht allein stemmen. Deshalb hofft er auf die Spendenbereitschaft der Bad Harzburger. Dass so ein Projekt aus der Mitte der Bevölkerung heraus realisiert werden könne, hätten schließlich auch schon die Sanierung der Lutherkirche oder der Bau des Jungbrunnens gezeigt, blickte Junicke zurück. Der kostete allerdings nur rund 250.000 Euro.

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