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Historische Entscheidung steht an

GZ Plus IconWie realistisch ist der Traum vom millionenschweren Burgbergturm?

So soll der neue Burgbergturm aussehen.

So soll der neue Burgbergturm aussehen. Foto: Büro Max Dudler

Am 11. November fällt auf dem Burgberg eine Entscheidung, die Geschichte schreiben könnte: Soll ein neuer Burgturm für sieben Millionen Euro gebaut werden? Wie ist die Stimmung im Verein? Wo soll das Geld herkommen? Wann könnte der Turm fertig sein?

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Von Holger Schlegel
Sonntag, 26.10.2025, 16:00 Uhr

Bad Harzburg. Ein passenderes Datum für eine Entscheidung mit enormer Tragweite für den Burgberg kann es eigentlich nicht geben: Am 11. November, dem Geburtstag Kaiser Heinrichs IV, wird der Förderverein Historischer Burgberg während seiner Mitgliederversammlung auf dem Burgberg entscheiden, ob das Mega-Projekt „Neuer Burgturm“ auf den Weg gebracht wird. Im Vorfeld hat der Vereinsvorsitzende Dirk Junicke der GZ erklärt, wie die Chancen stehen, dass das Millionen-Projekt eines Tages realisiert wird und warum der Weg dorthin so lang und kompliziert werden wird.

Die Vorarbeit

Der Förderverein hat bereits ein Signal gesetzt: Der renommierte Architekt Max Dudler wurde beauftragt, einen Entwurf für eine Vergrößerung des Pulverturms zu erarbeiten, die Pläne waren auf einer öffentlichen Veranstaltung im Sommer vorgestellt worden (die GZ berichtete). Kostenvolumen: fünf Millionen Euro allein für den Turm, noch einmal zwei Millionen für eine sich in Richtung Brunnen anschließende Erweiterung samt Terrasse.

Die Entscheidung, Dudler zu beauftragen, sei seinerzeit einstimmig gefallen, so Dirk Junicke. Allein das ist in den Augen Junickes ein Signal, dass der Förderverein das Projekt will. Er betont aber auch: „Die Mitglieder sind natürlich frei in ihrer Entscheidung.“
Architekt Max Dudler und seine Teamleiterin Silke Meier zu Evenhausen stellen im Schloss die Pläne für den Harzburg-Turm vor.

Architekt Max Dudler und seine Teamleiterin Silke Meier zu Evenhausen stellen im Schloss die Pläne für den Harzburg-Turm vor. Foto: Exner

Der Plan Dudlers stoße jetzt, wo er vorliegt, vielleicht auch im Verein nicht bei jedem auf Zustimmung. Aber immerhin hat der Verein dafür einen fünfstelligen Betrag bezahlt. Und nach dem Motto, „wer A sagt, dürfte wohl auch B sagen“, ist der Vorsitzende hoffnungsvoll, dass die Versammlung am 11. November das Projekt auf die nächste Stufe hebt.

Wie geht es weiter?

Um bei der „wer A sagt...“-Metapher zu bleiben: Mit einem B ist es nicht getan. „Da folgt noch das ganze Alphabet“, weiß Junicke. C wäre dann beispielsweise das Gespräch mit den Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetrieben (KTW). Die sind Grundeigentümer. Signale, dass die KTW dem Plan wohlwollend gegenüber stehen, gäbe es. Mehr aber auch nicht. Wobei: „Wir erwarten auch kein Geld“, da macht sich Dirk Junicke keine Illusionen. Aber die wichtige Unterstützung sei bereits signalisiert worden. Darüber entscheiden müssen natürlich die Aufsichtsgremien der KTW.

Das Burgbergplateu aus der Luft gesehen: Der Turm würde auf den Pulverturm (in der Mitte zu sehen) gebaut, der Anbau würde in Richtung Brunnen (auf dem Bild unterhalb des Turmes) verlaufen.

Das Burgbergplateu aus der Luft gesehen: Der Turm würde auf den Pulverturm (in der Mitte zu sehen) gebaut, der Anbau würde in Richtung Brunnen (auf dem Bild unterhalb des Turmes) verlaufen. Foto: Neuendorf

Entscheiden muss anschließend auch noch der Stadtrat. Denn für die Fläche, auf der gebaut werden soll, gibt keinen Bebauungsplan, der müsste erst aufgestellt werden.

Was ist mit dem Denkmalschutz?

Und dann wird gebaut? Noch lange nicht. Ein Bauantrag muss gestellt werden, auch das ist ein weiterer Zeitfaktor. Und auch wenn das Projekt, respektive der Dudler-Entwurf, bereits mit der Denkmalpflege abgestimmt ist, sind archäologische Voruntersuchungen nötig. Denn das Gelände, auf dem ja in grauer Vorzeit gleich mehrere Burgen nacheinander standen, ist extrem sensibel. Da baut man nicht mal eben einen Turm darauf, nachher finden sich im Boden doch noch Reste alter Kaiser und Ritter.

Wer soll das bezahlen?

Allein diese archäologischen Untersuchungen kosten laut Junicke rund 100.000 Euro. Deshalb wird dann in dieser Phase auch des letzten Endes entscheidende Frage spannend, wie das Projekt überhaupt finanziert werden soll. Darüber, so Junicke, wolle man sich aber erst Gedanken machen, wenn alle Genehmigungen vorliegen. Nicht, dass irgendwann Zeitdruck ins Spiel komme, weil beispielsweise Fördergeldbescheide auslaufen.

Die Aussicht vom Bauwerk in den Harz wäre imposant.

Die Aussicht vom Bauwerk in den Harz wäre imposant. Foto: Büro Max Dudler

Der Verein an sich könne und werde natürlich nicht als Bauherr auftreten, wenngleich es natürlich „sein Projekt“ ist. Aktuell wird die Gründung einer gemeinnützigen GmbH favorisiert, die dann Bauherr wäre. Ein Hauptbaustein der Finanzierung wären natürlich Spenden. Das allerdings in einer bisher nie dagewesenen Dimension. Zur Erinnerung: Die Rede ist von insgesamt sieben Millionen Euro, wobei Junicke sagt, man würde erst den Turm (fünf Millionen) bauen, um dann zu schauen, inwieweit sich der Anbau (zwei Millionen) realisieren lasse.

Wie ist der Zeitplan?

Bauprojekte dieser Größenordnung lassen sich nicht innerhalb von zwölf Monaten realisieren, das weiß Dirk Junicke sehr wohl. Beim Burgbergturm kommen natürlich noch die vielen Besonderheiten dazu, von der Finanzierung bis hin zum Bauen auf sensiblem Untergrund. Der Verein kalkuliere zwar nicht in Jahrzehnten, wohl aber in Jahren. Doch der Vorteil sei, „dass wir keinen Zeitdruck haben“, so Junicke.

Und wie ist die Stimmung?

Als der Plan im Sommer via GZ veröffentlicht wurde, erntete der Förderverein dafür nicht nur tosenden Applaus. Aber alles in allem gibt es nach Junickes Erfahrungen doch sehr, sehr viel Zustimmung, was allein eine spontane Umfrage während der Präsentation im Bündheimer Schloss untermauert habe.

Und im Förderverein selbst gäbe es einige Indizien dafür, dass die Mitglieder der Sache positiv gegenüberstehen. Alles in allem sei die Mitgliederversammlung am 11. November eine der wichtigsten in der Geschichte des Vereins. Denn die Weichenstellung würde eine Entwicklung auf dem Burgberg in Gang setzen, die ihn und eigentlich die ganze Stadt grundlegend neu prägen würde.

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