Mitten im Trubel: GZ-Volontärin erkundet Oberharzer Bücherbasar
Bücher zum Schnäppchenpreis in der Stadtbibliothek: GZ-Volontärin Hanna Schlimme (2.v.l.) ist mittendrin. Foto: Neuendorf
Beim Oberharzer Bücherbasar kämpft sich GZ-Volontärin Hanna Schlimme durch Kisten, Körbe und Menschenmassen. Welche Schätze landen in ihrer Tüte?
Clausthal-Zellerfeld. Vor dem Eingang zur Stadtbibliothek herrscht reges Treiben. Kinder laufen zwischen wartenden Menschen hin und her – zwei Schlangen haben sich gebildet. Die Erwachsenen unterhalten sich angeregt, in den Händen halten sie große Körbe oder raschelnde Einkaufstüten.
Denn Bücher, Spiele, CDs und Zeitschriften gibt es dort zwei Wochen lang zum Schnäppchenpreis zwischen 20 Cent und einem Euro. Einmal im Jahr veranstaltet die Stadtbibliothek diesen Bücherbasar – angeboten werden aussortierte Medien aus dem eigenen Bestand und Spenden. Bis zum 28. November läuft der Basar in diesem Jahr, immer zu den regulären Öffnungszeiten der Bibliothek. Als GZ-Volontärin und Bücherliebhaberin war ich beim Eröffnungstag dabei und habe mich mit ins Getümmel gestürzt.
Schon 20 Minuten vor der Eröffnung stehe ich gemeinsam mit rund 30 Bücherliebhabern vor der Tür und warte, dass es losgeht. Foto: Neuendorf
Schon 20 Minuten vor Beginn stehen die ersten Besucher vor der Bibliothek und warten, dass es endlich losgeht. Unter ihnen Elsa Vorberg. „Ich komme schon seit Jahren hierher und stöbere gerne in Bibliotheken“, erzählt sie. Heute ist sie auf der Suche nach Kinderbüchern für ihren Enkel. Vorberg lobt die gute Organisation der Bibliothek und die große Auswahl an Zeitschriften und Zeitungen.

Elsa Vorberg (l.) ist auf der Suche nach Kinderbüchern für ihren Enkel und wird prompt fündig. Foto: Neuendorf
Später verlässt sie, glücklich über ihre Ausbeute, mit einem vollen Einkaufskorb die Bibliothek – und hat auch für sich noch das ein oder andere Buch gefunden.
Kinderbücher und Zeitschriften sind beliebt
Auch ich reihe mich in die Schlange ein, gespannt, welche Schätze mich erwarten. Pünktlich um 14 Uhr öffnet Bibliotheksleiterin Claudia Holtkamp die Tür. Die rund 30 Menschen strömen aufgeregt ins Warme, die Kinder schlängeln sich zwischen den Erwachsenen hindurch. Während einige zielstrebig die Kisten mit den Romanen ansteuern und die kleinen Besucher zu den Kinderbüchern rennen, bleiben einige im Vorraum bei den Zeitschriften stehen. „Die Zeitungen und Magazine aus dem Vorjahr verkaufen wir für 20 Cent“, erklärt Holtkamp. Und schon nach wenigen Minuten verlassen die ersten den Laden, mit einem riesigen Stapel Zeitschriften unter dem Arm.
Drinnen angekommen, muss ich mich erst einmal orientieren, unschlüssig, wo ich zuerst hingehen soll. Überall in dem Raum verteilt stehen Kisten voller Bücher, CDs und DVDs – sogar Brettspiele füllen die Regale.

In aller Ruhe stöbern die vielen Besucher am Eröffnungstag in den vollen Bücherkisten. Foto: Neuendorf
Mein Blick fällt auf drei voll beladene Tische. An einem prangt ein Schild mit der Aufschrift „Romane“. Ich fange an, in den Kartons zu stöbern. Buch für Buch, Kiste für Kiste lasse ich meinen Blick über das Angebot schweifen. Ich ziehe willkürlich eines aus der Kiste und halte ein Buch in der Hand, das ich schon lange einmal lesen wollte. „Die Nebel von Avalon“, über 1000 Seiten dick, ist damit der erste Artikel in meinem Korb.
„Wir haben 125 Kisten mit Büchern im Angebot, die habe ich heute früh extra noch gezählt“, berichtet Holtkamp grinsend. Dazu Spiele, Elektronik und sogar zwei Tonie-Boxen.
Die Bibliothek ist an diesem Freitagnachmittag voller Menschen. Während einige ruhig in den Kisten stöbern, sind andere sichtlich aufgeregt und reden durcheinander. Einige knien auf dem Boden, andere schleppen ihre vollen Taschen hinaus. Der Geruch von älteren Büchern liegt in der Luft. Mit jeder Minute steigt die Temperatur in der Bibliothek.
Klassiker, Buchreihen und überraschende Fundstücke
Nach meinem ersten Fund stöbere ich noch etwas weiter in den Kisten mit den Romanen. Auch unter dem Tisch tummeln sich die Kisten. Zwischen Füßen, vollen Körben und tobenden Kindern hocke ich auf dem Boden vor den Kartons – und finde einen Thriller, der als zweites Buch in meinen Korb wandert.
Immer noch am gleichen Tisch treffe ich auf Angela Rieke. Sie ist auf der Suche nach historischen Romanen. Und obwohl ihr Korb bereits bis oben hin voll ist, erklärt sie: „Die Auswahl war leider nicht so groß, wie ich dachte.“
Von dem Angebot überwältigt gehe ich weiter und lande gegenüber den Schließfächern, wo die Kisten den Fußboden und die Fensterbänke füllen. Ein Blick nach links und die nächsten vier Bücher – eine komplette Fantasy-Reihe – landen in meinem Korb.

Auch auf dem Fußboden stehen die vollen Bücherkisten. Foto: Neuendorf
In der Hocke lasse ich meinen Blick über die Kisten schweifen. Klassiker wie „1984“ von George Orwell liegen neben Werken von Ken Follett, Krimis von Jussi Adler-Olsen oder neueren Werken wie „Die Geschichte der Bienen“ – das ebenfalls in meinem Korb landet.
Schon nach 20 Minuten sind in einigen Kartons erste Lücken erkennbar. Während einige die Bücher an der Kasse bunkern, nehmen andere eines der Schließfächer in Anspruch, um weiterhin die Hände freizuhaben.

Auch mein Korb füllt sich nach und nach: Neben Krimis, Thrillern und bekannten Romanen verstecken sich einige Schätze in den Kisten. Beispielsweise: Loriot's großer Ratgeber. Foto: Neuendorf
Eine Kiste weiter erwartet mich ein unerwartetes Fundstück. „Loriots großer Ratgeber“, voll mit kleinen Bildern und witzigen Anekdoten. Nun kann auch ich meinen Korb schon kaum mehr tragen.
Freudenschrei über ein bestimmtes Buch
Weiter in die Kisten vertieft, ertönt hinter mir plötzlich ein kurzer Freudenschrei. Unter dem Tisch mit den Kinderbüchern befinden sich weitere Kisten mit Jugendliteratur. Neben zwei vollen Einkaufskörben hocken die beiden Jugendlichen Caro und Lior. Caro hält ein Buch in der Hand und ist sichtlich begeistert über ihren Fund. „Elfenkrone“ von Holly Black, der erste Teil einer Reihe, die gerade in den sozialen Netzwerken gelobt wird.

Bei vielen Besuchern stapeln sich die Bücher in den Körben schon nach wenigen Minuten. Foto: Schlimme
Eigentlich liest Caro am liebsten Thriller, das Buch legt sie trotzdem in ihren Korb. Gemeinsam mit Lior ist sie bereits zum zweiten Mal bei dem Bücherbasar.

Bibliotheksleiterin Claudia Holtkamp zieht bereits nach dem Eröffnungstag ein positives Fazit. Foto: Neuendorf
Obwohl ich längst noch nicht alle Kisten durchstöbert habe, gehe ich nach rund einer Stunde mit meinem vollen, schweren Korb zur Kasse. Acht Bücher, darunter nur ein Taschenbuch und sieben Hardcover-Bände, nehme ich von diesem Besuch mit und bezahle dafür zehn Euro.

Acht Bücher habe ich am Ende mit nach Hause genommen. Foto: Neuendorf
Bibliotheksleiterin Claudia Holtkamp ist zufrieden über den Eröffnungstag. „Heute sind sehr viele Besucher gekommen und mit vollen Tüten gegangen.“ Von den Einnahmen werden später neue Artikel angeschafft. Was genau, steht noch nicht fest.
Ich verlasse schließlich die Bibliothek, den schweren Stapel Bücher auf dem Arm, zufrieden über meine Einkäufe und trotzdem mit der leichten Angst, etwas übersehen zu haben.
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