Erinnerungen ans Jahr 2015

Altenauer Heimatfest bringt zerstrittene Kumpel zusammen

Standesgemäß fährt das Herzogenpaar in der Kutsche vor – blöd nur, wenn während des Umzugs die Deichsel bricht. Foto: Dieter Klein

Nach zehn Jahren Pause kehrt das Heimatfest Altenau zurück – und mit ihm viele Geschichten von zerstrittenen Freunden, kaputten Kutschen und luftigen Kostümen. Doch nicht alle Erinnerungen sind lustig. Manche könnten so aber nur in Altenau passieren.

Von Corinna Knoke Sonntag, 06.07.2025, 04:00 Uhr

Altenau. Auch wenn das Heimatfest in Altenau zehn Jahre pausierte, schlummern in vielen Köpfen noch lebhafte Erinnerungen. Die GZ hat unterhaltsame Geschichten ausgegraben.

Tobias Moock erinnert sich noch genau, wie er sich 2015 im Festzelt mit seinem besten Freund wieder versöhnt hat. Die beiden waren zerstritten, weil sie sich in dieselbe Frau verguckt hatten. „Mein Kumpel hat sie dann erobert.“ Die Freundschaft war erstmal auf Eis. Beim Heimatfest aber machte der Kumpel den ersten Schritt. Im Festzelt und mit einem Getränk in der Hand haben sich beide wieder versöhnt. Und für die Neugierigen: Mit der Frau ist er heute nicht mehr zusammen.

Erinnerungen an das Altenauer Heimatfest 2015: Die schönsten Bilder

Schnaps gegen das Bibbern

Jutta Obst bekommt fast wieder Gänsehaut, wenn sie an den Festumzug vor zehn Jahren denkt. Die Sozialdemokratin lief damals für den Ortsrat Altenau-Schulenberg mit. „Ich hatte richtig blöde Sachen an. Es war so kalt“, sagt sie. Aber immerhin: Sie hat dafür gesorgt, dass alle Frauen des Ortsrates wenigstens eine Blume in der Hand hielten. Die Altenauerin verteilte also einen kleiner Farbtupfer gegen die Kälte.

So schön die selbst genähten Kleider auch sind, sie schützen Anke Kail (r.) nicht vor der Kälte. Foto: Privat

Ein ähnliches Klagelied über das Wetter kann auch Anke Kail singen. Weil sie und ihre Schwägerin nur ein mittelalterliches Kleid trugen, machte ihnen der Wind ganz schön zu schaffen. Glücklicherweise waren die Schulenberger zur Stelle, der Eingemeindung im Jahr 2015 sei Dank. Als Landsknechte verkleidet, hatten sie Kümmelschnaps dabei. Der hat offenbar sehr gut geschmeckt und von innen gewärmt. „Plötzlich war uns gar nicht mehr so kalt“, lacht Kail. Genäht hatte die mittelalterlichen Kleider übrigens die Schwester der Schwägerin – mit viel Liebe, aber wenig Futter gegen die Kälte.

Beim Heimatfest geht es mitunter feuchtfröhlich zu. Foto: Dieter Klein

Tobias Moock hat noch eine zweite Anekdote parat, ebenfalls zum Thema Alkohol. Der Festwirt staunte nicht schlecht: „Ich hätte nicht gedacht, dass Altenau so feiern kann.“ Das Bier im Festzelt war aus. Doch Nachschub kam kurzerhand vom Nahversorger gegenüber. So konnte es feuchtfröhlich weitergehen.

Im Festzelt beweist Altenau, wie gut es feiern kann. Da geht schon einmal das Bier zur Neige. Foto: Herde/Archiv

Pleiten und Pannen beim Umzug

Bernd Pichler, auch in diesem Jahr wieder für die Organisation des Umzugs zuständig, erinnert sich an zwei Begebenheiten, die unter dem Motto „Das hätte böse enden können“ stehen. Traditionell fährt das verkleidete Herzogenpaar beim Festumzug in einer Kutsche. Doch 2015 brach laut Pichler plötzlich die Deichsel, die Zug- und Lenkvorrichtung des Gefährts. „Ich wollte in dem Moment nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn die Pferde durchgegangen wären.“ Zum Glück konnte der Kopfführer das Tier schnell beruhigen. Das Herzogenpaar musste zwar im Regen zu Fuß weiterlaufen, aber Schlimmeres blieb aus.

So manch einer würdigt beim Heimatfest auch seinen Lieblingsfußballverein. Im Hintergrund ist die Ehrenpforte zu sehen, die vor zehn Jahren zu Boden gekracht ist. Foto: Dieter Klein

Auch die Ehrenpforte, die über der Breiten Straße gespannt war, machte Probleme. In der Nacht vor dem Umzug stürzte sie plötzlich ab. Glück im Unglück: Niemand wurde verletzt, auch das Rohrgestell blieb heil. Nachdem die Straße schnell wieder freigeräumt war, suchte man nach der Ursache. Ein Seil war aus der Verankerung in der Hausfassade gerissen. Keine Angst, das kann in diesem Jahr nicht mehr passieren: Die Organisatoren haben den Sicherungsmechanismus verstärkt.

Musik-Chaos im Vereinsheim

Ganz andere Erinnerungen haben Hella Mrozek und Rainer Eikemeyer: Sie gewannen beim Heimatfest eine Reise nach Glücksburg. Eikemeyer, Vorsitzender des Altenauer Harzklubs, hatte beim Kreuzworträtsel das richtige Lösungswort parat und wurde ausgelost. Das Paar verbrachte daraufhin ein paar Tage in der nördlichsten Stadt Deutschlands. Mrozek schwärmt noch heute von der familiären Stimmung. Für sie ist das Heimatfest eine Veranstaltung, bei der man immer jemanden trifft, den man lange nicht gesehen hat.

Rainer Eikemeyer (2.v.l.) gewinnt beim Heimatfest 2015 eine Reise nach Glücksburg. Foto: Dieter Klein

Dass zu viele alte Bekannte unter gewissen Umständen für Stress sorgen können, weiß Rüdiger Kail. Der Vorsitzende des Heimatbundes Oberharz erzählt von einer Premiere im Jahr 2015. Seine Gruppe hatte zum ersten Mal während der Festwoche zu einem Hüttenabend ins Vereinsheim in der Großen Oker eingeladen. Eigentlich ist das Häuschen für 60, 70 Menschen ausgelegt. Auf einmal standen laut Kail aber mindestens 120 Leute auf der Matte, wenn nicht sogar 150. „Damit hatte keiner gerechnet.“ Die Besucher drängten sich zwischen Vereinsheim, Grillplatz und Straße. Die Stimmung war bestens, doch die fünfköpfige Musikgruppe hatte ihre liebe Mühe. Sie spielte zunächst drinnen, wurde draußen aber kaum gehört. Also wechselten die Musiker kurzerhand vor die Tür, woraufhin sich drinnen einige beschwerten, weil sie nun nichts mehr mitbekamen. So pendelte die Band im Laufe des Abends regelmäßig zwischen Innen- und Außenbereich hin und her und kam dabei ordentlich ins Schwitzen.

Der Heimatbund ist auch immer beim Umzug dabei, auch wenn er sich 2015 erst einmal von seinem Hüttenabend erholen musste. Foto: Dieter Klein

Ob Schnaps, Versöhnungen oder plötzlich leere Bierfässer – das Altenauer Heimatfest hat viele Geschichten geschrieben. Und wer weiß: Vielleicht kommen in diesem Jahr ja ein paar neue dazu.