Goslar. Hinaus aus dem Knast in die weite Welt? Ja, aber mit viel Humor und mehrfach tiefem Augenzwinkern. Als das CvD-Gymnasium am Donnerstagnachmittag seine erste Abiturienten-Generation mit 59 Absolventen aus dem neuen Schulzentrum Goldene Aue entließ, spielte neben jeder Menge Auszeichnungen und guten Wünschen auch der spartanische Charme des neuen Domizils wiederholt eine Rolle.

Wo anfangen und wo aufhören? An erster Stelle stehen – klar – die Abiturienten als Hauptpersonen. Laura Kinzel und Amalia Saupe führten als erprobte Moderatorinnen ihr Publikum mit Witz und Herzlichkeit plaudernd durch die fast dreistündige Feier bei sommerlicher Schwüle. Nur gut, dass die jungen Gastgeber vorab noch kühle Wasserflaschen an Eltern und Freunde ausgegeben hatten.

Starke Grüße vom Landkreis

Amy Deetz und Donjeta Krasnici betrachteten die vergangenen acht CvD-Jahre durch die Schülerbrille und sahen viel Positives und Personen, ohne die das CvD nicht das CvD gewesen wäre – von der inzwischen im Ruhestand weilenden Sekretariatsstütze Angelika Tauchert bis hin zum neuen Oberstufenkoordinator Bernd Flügge. Krasnici nutzte die Gunst der Bühnenstunde noch für ein Selfie mit allen. Aber war da nicht noch was mit dem Landkreis und einem anfänglichen Fetenverbotsversuch gewesen? Geschenkt. Außerdem hatte Michael Conzen, der als Fachbereichsleiter für Bildung und Kultur Landrat Dr. Alexander Saipa vom Schulträger vertrat, eine starke Antwort mitgebracht. Nach einem Dankeschön für den gnädigen Umgang mit dem Landkreis an Deetz räumte er ein, dass im neuen Schulzentrum „ein bisschen Farbe wohl nicht geschadet hätte“. Und überdies wollten die Menschen beim Schulträger auch „gar nicht als verbeamtete Dementoren Partys verbieten“. Seine Zusage: „Wir wollen das künftig besser machen.“ Sein Wunsch und sein Lob: „Wir brauchen eine Generation, die sich einmischt und den Mund aufmacht.“ Und zwar mit Intellekt und Energie – „keine Berufsnörgler“.

Farbe ins Schulleben gebracht

CvD-Direktor Martin Ehrenberg verabschiedete sich von lauter „Charakteren und Persönlichkeiten“, einem „umsichtigen und aufgeschlossenen Jahrgang“, der Improvisationstalent besessen habe, aber auch wusste, wann Lernen und Leistung angesagt gewesen sei. „Und ihr habt nie andere verantwortlich gemacht“, erkannte er an. Wichtig in einer Welt, in der Freiheit und Verantwortung warteten. Nicht nur bei Ehrenberg fiel das Wort Chaos in Verbindung mit jenen jungen Menschen, die das CvD jetzt verlassen und hoffentlich nicht vergessen. Aber sie hätten den „grauen Wänden des Lebens auch Farbe“ verliehen – und wohl auch dem neuen Schulzentrum, das nach und nach sein klinisches Knast-Ambiente im bunten Schulalltag verliert. Und was war mit jener halbvollen Weinflasche, die vor Ehrenberg auf dem Podium stand und die das Lehrpersonal Mitte März während der Mottowoche einkassiert hatte? Ging zusammen mit einer vollen Flasche unberührt an Schüler Nick Farnan zurück – mit der Ehrenberg-Ansage, dass es eine weitere „wirklich trinkbare“ Flasche Wein gebe, wenn das Präsent ein Jahr lang unangebrochen bliebe. Die Zeit läuft ...

Was hatte die Feier noch zu bieten? Musikalische Highlights der Chöre in verschiedenen Zusammensetzungen mit dem Abitur-Lied „Proud“. Eine Lehrerrede, in der der von den Schülern gewählte CvD-Vize Holger Ritzke diverse Rollen spielte und mit trockenem Humor punktete. Gute Wünsche und viele Preise, die Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD), Barbara Reuss für die Dohmianer und Colin Schönfelder für den Elternverein übergaben.

Für die besten Abiturnoten gab es aus der „Glückauf“-Spende der Stadt „Greif´s-dir“-Gutscheine für Jolina Habich (1,6) sowie Lukas Laudenbach und Richard Vodegel (jeweils 1,3).

Für erstklassige Leistungen in Mathematik und Physik ehrte Mathelehrer Sebastian Skorzinski Lukas Laudenbach und Jolina Habich, die obendrein noch den Zontapreis einheimste.

Eine Stelle in der Bücherei

Für ihr soziales Engagement erhielten Elias Gierling, Laura Kinzel, Leni Schöning und Donjeta Krasnici die Auszeichnung des Elternvereins. Die Dohmianer hatten zu ähnlichen Aspekten Amy Deetz und Chantal Fichtner auf dem Schirm. Der Reuss-Forderung, Fichtners Engagement in der Schülerbücherei eine vertragliche Grundlage zu geben, wurde übrigens prompt entsprochen – Bürokratie kann offenkundig auch schnell sein.

Kunst hat in Goslar einen besonderen Stellenwert. Leistungskurslehrerin Karin Kniep überreichte den Mönchehaus-Preis an Greta Rühe und Amalia Saupe, die auch sportlich als Leichtathletin und Fußballerin glänzen konnte.

Aus den Händen von Sportlehrer Markus Handke nahm sie den Pierre-de-Coubertin-Preis in Empfang. Kein Zweifel: Wenn zudem die kanadischen Gastgeber Saupe während eines Auslandsjahres mit Preisen krönen, nimmt die Anerkennung sogar internationale Ausmaße an.

Nadine Borchers bedankte sich bei Finn Weißenborn für sein schullebenlanges Engagement in der Sanitäter-AG. Und es geht weiter: Bei den Maltesern lässt er sich zum Ausbilder schulen. Ja, das Lernen hört nie auf – egal wo.