Wolfram Haeseler kandidiert für Clausthal-Zellerfeld
Wolfram Haeseler hat sich für die Bürgermeisterwahl in Clausthal-Zellerfeld aufgestellt. Foto: Privat
Vier Jahre nach einem Scherz wird es ernst: Der Grüne Wolfram Haeseler wirft als Erster seinen Hut in den Ring für das Bürgermeisteramt von Clausthal-Zellerfeld.
Clausthal-Zellerfeld. Zuerst war es nur ein Satz – halb im Scherz, halb als Spitze gedacht. Ein Ratskollege hatte ihm nach einer Rede unterstellt, er wolle wohl Bürgermeister werden. Damals, kurz nach seinem Einzug in den Stadtrat, winkte Wolfram Haeseler (Bündnis 90/Die Grünen) noch ab. Heute, vier Jahre später, meint er es ernst: Der 40-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld will das Rathaus künftig führen, wenn im September 2026 ein neuer Bürgermeister gewählt wird. Damit ist Haeseler der Erste, der im Oberharz seine Kandidatur öffentlich macht.
Kommunalpolitik
Bürgermeisterwahl in Clausthal: Emmerich-Kopatsch tritt nicht an
Bei der jüngsten, nicht-öffentlichen Kreismitgliederversammlung wurde der Grünen-Politiker offiziell als Bürgermeisterkandidat aufgestellt. Für Haeseler ist der Schritt der nächste logische nach vier Jahren Ratsarbeit. Die Entscheidung von Petra Emmerich-Kopatsch (SPD), 2026 nicht mehr anzutreten, war für ihn der Auslöser, über eine eigene Kandidatur nachzudenken.
Seit vier Jahren politisch aktiv
Politisch aktiv ist Haeseler erst seit wenigen Jahren. Etwa ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl 2021 trat er den Grünen bei – überzeugt davon, dass das Parteibuch am besten zu ihm passe. „Wer im Oberharz wohnt und die Strecke zwischen Torfhaus und Altenau fährt, sieht, wie sich der Wald verändert“, sagt er. „Da wird man automatisch mit Themen wie Klimawandel und Umweltschutz konfrontiert.“ Vor vier Jahren war der Clausthaler bereits in den Bürgermeisterwahlkampf eingebunden, er unterstützte die parteilose Kandidatin Jennifer Smoch, die damals gegen die amtierende Rathauschefin antrat.
Nach dem Eintritt in den Stadtrat übernahm Haeseler bald den Fraktionsvorsitz und wurde Sprecher der Glück-Auf-Gruppe, in der sich Grüne, Kritische Bürger, Die Linke und Die PARTEI zusammengeschlossen haben. Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen beschreibt er heute als konstruktiv. „Am Anfang galten wir als Außenseiter“, erinnert er sich. „Heute werden unsere Anträge nicht mehr aus Prinzip abgelehnt.“ Als Vorsitzender des Finanzausschusses arbeitet Haeseler nach eigener Aussage eng und vertrauensvoll mit Kämmerer Michael Strübig und der Verwaltung zusammen. Sollte der Grünen-Politiker gewählt werden, wäre Strübig sein allgemeiner Vertreter.
Kontakte in den Landtag
Dass Haeseler keine Verwaltungsausbildung hat, sieht der 40-Jährige nicht als Nachteil. „Man muss als Bürgermeister im Rathaus nicht jeden Ablauf im Detail kennen, sondern in der Lage sein, ein Team mitzunehmen“, sagt der studierte Automatisierungsingenieur. Beruflich arbeitet er in Teilzeit bei DHM Prüfsysteme am Dorotheer Zechenhaus und in Teilzeit für die Grüne Landtagsabgeordnete Pippa Schneider. Dadurch habe er gute Kontakte in den niedersächsischen Landtag, die er bei Bedarf auch nutzen will. Das, so sagt er mit einem Seitenhieb, habe man sich damals auch von der amtierenden Bürgermeisterin Emmerich-Kopatsch erhofft.
Haeseler wurde im früheren Robert-Koch-Krankenhaus geboren und fühlt sich seiner Heimatstadt eng verbunden. „Ich möchte zeigen, dass Clausthal-Zellerfeld mehr zu bieten hat, als viele denken“, sagt er. Seit Jahren ist er in vielen Vereinen aktiv: als Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins Clausthal-Zellerfeld, zweiter Vorsitzender der Reservistenkameradschaft und Kurator im Verein „Glück in Dosen“, der mit gesammelten Pfanddosen vom Rockharz-Festival Projekte in der Region unterstützt. Die Arbeit im Vereinsvorstand wolle er nicht direkt mit der Leitung eines Rathauses vergleichen, auch wenn er Parallelen sieht: Teamgeist und der Wille, gemeinsam etwas zu bewegen, stünden für ihn an erster Stelle.
„Kein Bürgermeister im Kämmerlein“
Haeselers Motto für den Wahlkampf lautet: „Ich will die Gemeinschaft entscheidend voranbringen.“ Wichtig sei ihm, für alle Ortsteile gleichermaßen ansprechbar zu sein. Auch jetzt als Ratsherr hat er seine Telefonnummer und Mail-Adresse auf der Internetseite der Stadt angegeben. Wenn der Wahlkampf beginnt, will der 40-Jährige regelmäßig auf dem Clausthaler Wochenmarkt Sprechstunden anbieten. „Ich will kein Bürgermeister im Kämmerlein sein“, sagt er. Darum kann er sich vorstellen, dieses Angebot auch als Bürgermeister fortzuführen.
Konkrete Wahlkampfthemen legt Haeseler noch nicht fest. Zunächst wolle er zuhören, was die Menschen in Clausthal-Zellerfeld beschäftigt. Schon jetzt wisse er aber, dass vielen die Busverbindungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Wohnungsmarkt unter den Nägeln brennen. „Es kann nicht sein, dass jemand an der TU Clausthal oder im Rehazentrum einen Job bekommt, aber keinen Wohnraum findet“, kritisiert der Grünen-Politiker.
Der Kreissprecher der Grünen, Mathias Schlawitz, nennt Haeseler einen kommunikativen Typen: „Er spricht die Sprache der Menschen, weil er einer von ihnen ist.“ Auch wenn Haeseler ein grünes Parteibuch hat, sei er sich bewusst, dass ein Bürgermeister zur Neutralität verpflichtet ist. Die Grünen erreichten bei der vergangenen Kommunalwahl im Oberharz nur acht Prozent der Stimmen. Haeseler glaubt aber, dass die Arbeit der vergangenen vier Jahre Vertrauen geschaffen habe und das Ergebnis nächstes Jahr besser aussehe. „Am Ende ist eine Bürgermeisterwahl immer eine Personenwahl.“
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