So trainieren Suchhunde im Harz für den Ernstfall

Flächenhündin Fine freut sich ganz besonders, wenn sie im Wald ihr Ziel findet. Denn das bedeutet, es gibt Würstchen. Foto: Raksch
Ob im Wald oder im Ort: Die Suchhundestaffel Nordharz trainiert darauf hin, verschwundene Menschen zu finden. In wenigen Tagen stehen ihre Eignungsprüfungen an. Die GZ zeigt, wie die felligen Spürnasen für den Ernstfall trainieren.
Clausthal-Zellerfeld. Im Waldstück am Einersberger Blick raschelt es im Unterholz. Hündin Ava flitzt durch das ausgewiesene Suchgebiet, die Nase hoch in den Wind gereckt. Das Szenario: In Clausthal-Zellerfeld gelten drei Personen als vermisst, darunter eine Frau in Biker-Montur. Der Australian Cattledog hat 30 Minuten Zeit, alle drei im mehrere Hektar großen Waldstück aufzuspüren. Was wie ein Ernstfall wirkt, ist diesmal nur eine Übung.
Denn jeden Sonntag trainieren die Ehrenamtlichen mit ihren Hunden Flächensuche oder Mantrailing. Die oberste Direktive: „Die Hunde sollen Spaß daran haben“, sagt Vorsitzender Thomas Reinert. Für sie sei es ein großes Spiel, die Nase einzusetzen und sich auszupowern. Zudem machen Leckerlis oder Spielzeuge jede gefundene Person zum Highlight – und sie trainieren damit Fähigkeiten, die im Ernstfall verschwundenen, verwirrten oder verunfallten Menschen helfen können.
Spezialisierte Spürnasen

Auf Kommando sprintet die Flächenhündin Ava in die gewünschte Richtung los und schnüffelt im Suchgebiet nach Menschen. Foto: Raksch
Bei der Übung in Clausthal-Zellerfeld tritt Spürnase Ava als Erste an, und zwar mit ihrer Hundeführerin und einem Suchgruppenhelfer. Anhand der gegebenen Informationen entwickeln sie spontan eine Strategie – auch wenn der Hund die Pläne dann meist wieder über den Haufen werfe, sagt Hippauf mit einem Augenzwinkern. Über Funk geben sie die Daten an die Einsatzleitung weiter, per GPS-Tracker verfolgen sie die Vierbeinerin bei ihrer Suche. Zur Ausrüstung gehören zudem Helme, Warnwesten und Glöckchen, damit sich Hund und Mensch besser orten können.
Verschiedene Szenarien
Die versteckten Vermissten machen es den Hunden nicht leicht, teils liegen sie mit Tarnkleidung tief im Gebüsch. Ava findet sie trotzdem recht schnell. In diesem Szenario ist die Motorradfahrerin ohnmächtig. Hundeführerin und Suchgruppenhelfer müssen jetzt schnell reagieren und erste Hilfe leisten. Auch etwa der Umgang mit verwirrten Leuten gehört zur Ausbildung dazu. „Was wir aber nicht machen ist, Straftäter suchen“, sagt Vorsitzender Reinert. Das sei Aufgabe der Polizei.

Ava findet in diesem Szenario eine ohnmächtige Motorradfahrerin. Jetzt muss das Team erste Hilfe leisten. Foto: Raksch
Dass Suchhunde auch im Seniorenalter noch sichtlich Spaß an dieser Arbeit haben, zeigt unter anderem der zwölfjährige Arrak. Er ist sehr erfahren als Suchhund und hat auch schon Einsätze hinter sich. Zur kommenden Prüfung wird er altersbedingt nicht mehr antreten. Bei den Trainings sucht er aber weiter – nur eben gemächlich und mit einem kleineren Radius.
Mantrailer-Hunde

Flächenhund Arrak schnuppert aufgrund seines Alters in einem kleineren Gebiet. Foto: Raksch
Straßenkreuzungen, Windverwehungen und Hügel würden die Suche oft besonders knifflig machen. Der Hundehalter müsse den Hund lesen lernen, um gegebenenfalls im richtigen Moment Impulse geben zu können.
Zwei bis drei Jahre Ausbildung

Mantrailer kommen eher in urbanen Gebieten zum Einsatz und werden an der Schleppleine geführt. Foto: Raksch
Bis auf einige Hunde aus Qualzuchten sei für das Training grundsätzlich jeder Hund geeignet. Natürlich müsse das Tier für das Flächentraining aber auch problemlos frei laufen können, sagt Reinert.
Die Ausbildung dauert in beiden Disziplinen je nach Veranlagung zwei bis drei Jahre. Neben der Suche an sich gehören auch das Funken, erste Hilfe, Geländekunde, Trainings mit anderen Suchhundestaffeln und Manöver wie Abseilen und Arbeit unter Tage zum Programm. Für die Übungen treffen sich die Mitglieder unter anderem auch in Goslar, im Granetal, in Wildemann, Langelsheim und vielen anderen Gebieten, die ihnen zur Verfügung gestellt werden.

Schweißhund Bruno ist das jüngste vierbeinige Mitglied der Nordharzer Suchhundestaffel. In kleinen Schritten führt ihn Trainerin Lisa-Marie Rieck an das Mantrailing heran. Foto: Raksch
Nach der Ausbildung werden die Hunde in regelmäßigen Abständen nach den Richtlinien des Bundesverbands zertifizierter Rettungshundestaffeln geprüft. Mantrailer müssen zusätzlich von der Polizei gesichtet werden. Und dann dürfen sie auf Einsätzen Leben retten.
Mitmachen erwünscht
Damit die Hunde möglichst abwechslungsreich trainieren können, braucht die Suchhundestaffel übrigens ständig neue „Vermisste“. Denn die Tiere sollen sich nicht an bestimmte Gerüche gewöhnen.
Wer also Lust hat, sich mal von einer Hundenase erschnuppern zu lassen, oder sogar mit dem eigenen Hund einzusteigen, ist laut Verein sowohl bei den Flächen- als auch bei den Mantrailerhunden immer willkommen. Ansprechpartner Thomas Reinert ist telefonisch erreichbar unter 01605/297950 oder per Mail unter suchhundestaffel-nordharz@gmx.de.
Darum sitzt der Verein jetzt in Clausthal-Zellerfeld
Wie jüngst berichtet, hat die Suchhundestaffel Nordharz ihren Hauptsitz von Goslar nach Clausthal-Zellerfeld verlegt. Aber wie kommt das eigentlich? Und was hat das für Auswirkungen? Um es kurz zu machen: für das Training und das Einsatzgebiet eigentlich keine. Sie sind weiterhin für den Landkreis Goslar zuständig, teils aber auch darüber hinaus aktiv.
Der Vorsitzende des Vereins habe aus persönlichen Gründen sein Amt niedergelegt. Gemäß der Satzung habe Staffelleiter Thomas Reinert die Aufgaben des Vorsitzenden nun kommissarisch übernommen, um einen geregelten und kontinuierlichen Übergang zu gewährleisten, erklärt er. Und damit habe der Verein seinen Hauptsitz eben vorerst auf dessen Wohnadresse verlegt. Das könne sich allerdings mit den Neuwahlen des Vorstands im Frühjahr auch wieder ändern.
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Hündin Juna findet in diesem Übungs-Szenario eine verwirrte Frau im Wald. Während Halterin und Flächenhunde-Trainerin Melanie Hippauf (l.) die Spürnase belohnt, versorgt ihr Trupphelfer die Gesuchte. Foto: Raksch