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Blick in die Vergangenheit

GZ Plus IconSeit wann wird an der Skiwiese am Rathaus Wintersport betrieben?

Um 1960 erklärt ein Skilehrer den Urlaubern, wie sie den Hang an der Skiwiese am Rathaus hinunterkommen.

Um 1960 erklärt ein Skilehrer den Urlaubern, wie sie den Hang an der Skiwiese am Rathaus hinunterkommen. Foto: Archiv Kühnhold

Wer die Werbung von vor 70 Jahren sieht, schmunzelt über den Begriff „unverwüstliches Kunststoffseil“, aber so startete der Skilift-Betrieb an der Skiwiese in Braunlage. Die GZ hat einmal in die Geschichte der beiden stadtnahen Pisten geblickt.

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Von Michael Eggers
Sonntag, 10.08.2025, 08:00 Uhr

Braunlage. Aktuell sind die Skilifte an der Rathaus-Skiwiese und am Hasselkopf in der Diskussion. Die Braunlage-Tourismus-Gesellschaft sicht einen neuen Pächter für die Skiwiese am Rathaus, den sie mit Thomas Rust schon am Hasselkopf gefunden hat. Doch wie fing der Skibetrieb auf diesen Hängen an? Die GZ hat mit dem Zeitzeugen Hannes Westphal und mit Jörg Kühnhold, dem Vorsitzenden der Museumsgesellschaft, darüber gesprochen.

Der Bereich an der heutigen Skiwiese am Rathaus hieß früher Raume und ist, wie die Spuren im Schnee dieser Postkarte aus dem Januar 1923 zeigen, schon damals von Skifahrern genutzt worden.

Der Bereich an der heutigen Skiwiese am Rathaus hieß früher Raume und ist, wie die Spuren im Schnee dieser Postkarte aus dem Januar 1923 zeigen, schon damals von Skifahrern genutzt worden. Foto: Archiv Kühnhold

Das Skilaufen im Harz ist eng mit dem am 8. Dezember 1838 in Fürstenberg/Weser geborenen Forstmann und Heimatforscher Arthur Ulrichs verbunden, das wissen vor allem in Braunlage viele Bürger. Aber wann gab es den ersten Skilift? So ganz sicher ist sich Jörg Kühnhold nicht. Der erste Skilift, ein sogenannter Kurzlift, hat 1955 auf der Skiwiese gestanden, das sei sicher. Wann er aber aufgestellt worden ist, steht nicht fest. Vermutlich lief 1952 zu den Deutschen Nordischen Skimeisterschaften in Braunlage aber ein mobiler Lift. Für diesen Lift jedenfalls ist in dem Programmheft zu dem Wettbewerb Werbung gemacht worden, berichtet Jörg Kühnhold.

Unter Flutlicht fahren

Dieser erste Lift stand im oberen Bereich in der Nähe zur Bismarckstraße. Anfang der 1970er Jahre sei dann der heutige Lift gebaut worden. Bis Anfang der 1980-er Jahre waren dann beide Lifte gleichzeitig in Betrieb.

Gern erinnert sich Hannes Westphal an die Zeit zurück, als er als Kind in der Neuen Straße gewohnt hat. „Da sind wir viel auf der Skiwiese gewesen“, sagt der ehemalige Ratsherr und Veranstaltungsleiter, der auch Jahrzehnte Vorstandsmitglied des Wintersportvereins war.

Noch 1972 befindet sich der Skilift der Skiwiese am Rathaus im hinteren Bereich Richtung Bismarckstraße. Vorne sind wie im Bild zu sehen, Skiwanderer, Schlittenfahrer und Passanten unterwegs.

Noch 1972 befindet sich der Skilift der Skiwiese am Rathaus im hinteren Bereich Richtung Bismarckstraße. Vorne sind wie im Bild zu sehen, Skiwanderer, Schlittenfahrer und Passanten unterwegs. Foto: Archiv-Kühnhold

Eine besondere Attraktion sei dann der sogenannte Nachtskilauf gewesen. Von 1967 an konnte meist mittwochs, freitags und samstags unter Flutlicht auch abends Ski gelaufen werden. Gerade auch die Braunlager, die sich sonst ab und an auch despektierlich über das Gefälle der Skiabfahrt äußerten, kamen gern. Im Grunde bis zur Corona-Krise war der Nachtskilauf auch wegen des kleinen Kiosks direkt an der Strecke sowie den nahen Gaststätten „Puppe’s“ und „Jasper“ einer der Treffpunkte schlechthin im Winter.

Hannes Westphal hat zudem in seinen Unterlagen gefunden, dass 1969 ein neuer Skilift am Hasselkopf aufgestellt worden ist. Ob es der erste oder ein Nachfolgemodell war, da ist er sich nicht mehr ganz sicher, jedenfalls ist Westphal auch diesen Hang gern und viel auf Skiern hinuntergefahren. „Wir haben zu der Zeit in der Straße ,Am Brandhai‘ gewohnt“, berichtet er.

Schon 1910 in den Reiseführern

Die Skigebiete Rathaus-Skiwiese und Hasselkopf waren aber stets eher etwas für Anfänger und Übende, führt Jörg Kühnhold weiter aus. Die erfahrenen Skiläufer sind auch heute noch am Wurmberg unterwegs, an dem 1968 die ersten beiden Skischlepplifte gebaut wurden, der Doppelbügellift am Kaffeehorst und als Verlängerung der Pendellift am Hexenritt.

Bis heute ist der in der Nähe der Stadtmitte von Braunlage liegende Skilift der Skiwiese am Rathaus auch bei Einheimischen wegen des sogenannten Nachtskilaufs sehr beliebt.

Bis heute ist der in der Nähe der Stadtmitte von Braunlage liegende Skilift der Skiwiese am Rathaus auch bei Einheimischen wegen des sogenannten Nachtskilaufs sehr beliebt. Foto: Archiv Kühnhold

Der alpine Skilauf am Hasselkopf und der Skiwiese am Rathaus, die zu der Zeit als „Skihang am Raume“ bezeichnet wurde, ist allerdings schon älter. Bereits 1910 werden beide Hänge in einem Reiseführer erwähnt. Jedoch gab es zu der Zeit noch keine Lifte, die Wintersportler mussten also die Pisten zunächst hinauflaufen, um hinunterfahren zu können.
Bei schönem Wetter ist auch schon in den 1950-er Jahren jede Menge an der Skiwiese los. Damals steht das Rathaus in der Herzog-Johann-Albrecht-Straße noch nicht, die Stadtverwaltung ist in einem Haus in der Herzog-Wilhelm-Straße.

Bei schönem Wetter ist auch schon in den 1950-er Jahren jede Menge an der Skiwiese los. Damals steht das Rathaus in der Herzog-Johann-Albrecht-Straße noch nicht, die Stadtverwaltung ist in einem Haus in der Herzog-Wilhelm-Straße. Foto: Archiv-Kühnhold

Das Skilaufen in Braunlage selbst ist hingegen noch älter. Als 1883 ein Wintersturm für viel Windbruch in den Wäldern sorgte, sollte der damalige Oberförster Ulrichs auf Anweisung der Blankenburger Forstbehörde die Schäden ermitteln. Wegen der hohen Schneelage war es jedoch gar nicht so leicht, in den Wald zu gelangen. Da erinnerte er sich an einen Zeitungsartikel, der von einer Celler Ausstellung berichtete und in dem Skier – genannt Gleitbretter – aus Norwegen abgebildet waren. Nach dieser Vorlage ließ er sich von dem Braunlager Stellmacher Schlösser ein Paar Holzskier herstellen.

Ältester Wintersportverein

Als der Handwerker diese Bretter, die übrigens die ersten Skier im Harz waren, zu Ulrichs Zufriedenheit gefertigt hatte, schnallte sich der Oberförster die Skier mit einer einfachen Riemenbindung unter die Schuhe. So konnte er die tief verschneiten Wälder befahren und die Sturmschäden ermitteln.

Ulrichs erkannte, dass mit dem Skifahren eine neue Wintersportart entstehen würde. Deshalb wurde auf seinen Vorschlag hin, 1890 in Braunlage das Schulfach „Skifahren“ eingeführt. Diese Wintersportart nahm danach einen rasanten Aufschwung. Schon 1892 wurde der Skiclub Braunlage, der älteste heute in Deutschland noch existierende Wintersportverein, gegründet. Ulrichs war Gründungsmitglied. 1896 erfolgte auf dem Brocken dann die Gründung des Oberharzer Skiclubs, dem späteren Harzer Skiverband.

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