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Kein Investor für Indoor-Angebot

GZ Plus IconKurhaus-Zukunft: Plötzlich ist das Schwimmbad wieder im Gespräch

Lange ist es her: Das Schwimmen im Kurmittelhaus hatte zweifelsohne seinen Charme.

Lange ist es her: Das Schwimmen im Kurmittelhaus hatte zweifelsohne seinen Charme. Foto: Kusian-Müller (Archiv)

Seit 2022 laufen die Bemühungen, für ein attraktives Freizeit-Angebot im Kur- und Kurmittelhaus mitten in Hahnenklee einen Investor zu begeistern. Der Erfolg ist gleich null. Plötzlich gibt es wieder Überlegungen, das Hallenbad wiederzubeleben.

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Von Frank Heine
Sonntag, 10.11.2024, 04:00 Uhr

Hahnenklee. Geht die Reise wieder zurück auf Los – und zwar auf ein ganz frühes Los, als noch Wasser im Hahnenkleer Schwimmbecken war? Nach monatelanger Suche nach einem Investor für ein Indoor-Freizeitangebot herrscht Frust im Kurort, weil das Ergebnis gleich null war. Niemand kann sich dafür begeistern, aus Kur- und Kurmittelhaus ein Kletterparadies zu machen. Was soll jetzt passieren? Die Goslarer Verwaltung ist mit Prüfungen beauftragt, ob der 2008 unter Oberbürgermeister Henning Binnewies (SPD) aus Kostengründen eingestellte Schwimmbadbetrieb wieder aufgenommen oder die Immobilie ausgeschrieben werden soll.

Was der Lenkungsgruppe zuletzt präsentiert wurde, ist in der Tat ernüchternd: Für die Indoor-Pläne hatte die Stadt Goslar den Markt erkundet, ob jemand ein Interesse an einer „überwiegend touristischen Nachnutzung der Kureinrichtungen“ habe. Laut Verwaltung führte die Initiative „zu keinem umsetzbaren Ergebnis“. Anschließend sollten potenzielle Investoren überwiegend aus der Region direkt angesprochen werden. Bei 14 Kontakten gab es acht Absagen und viermal keine Reaktion. Nur zwei Adressen gingen auf die Offerte ein. Bei beiden bestehe aber keine Aussicht auf eine ganzheitliche Entwicklung der Häuser, erklärt Stadt-Sprecherin Daniela Siegl.

Technik aus den 1980ern

Was nun? Nach zwei Besichtigungen in unterschiedlicher personeller Besetzung kann sich Ortsbürgermeister Heinrich Wilgenbus (CDU) für eine Wiederauferstehung des Schwimmbades eher nicht begeistern – schon allein der alten Technik wegen. Heizung und Dämmung stammten aus den Anfangsjahren Mitte der 1980er, dazu könne nicht einfach ein Schalter umgelegt werden und das Baden losgehen, als wären keine 16 Jahre Pause dazwischen gewesen. „Ich halte das für unrealistisch“, sagt Wilgenbus, glaubt an Investitionsbedarf im siebenstelligen Bereich und sieht momentan nur ein großes Fragezeichen. Auf der anderen Seite sei klar, dass die Stadt in Vorleistung treten müsse. Ein Indoor-Angebot ohne Gastronomie sei eben auch nicht vorstellbar.

Kein Geld, kein Wasser: Das Hallenbad wird 2008 aus Sparzwängen trockengelegt.

Kein Geld, kein Wasser: Das Hallenbad wird 2008 aus Sparzwängen trockengelegt. Foto: Privat (Archiv)

„Für das Bad ist der Zug längst abgefahren“, sagt auch Fraktionsvorsitzende Dr. Petra Haumann (CDU). Sie sei sprachlos gewesen, als sie von solch „populistischen Äußerungen“ gehört habe. Sie wünscht sich für die nächsten Wochen und Monate deshalb „konstruktive Vorschläge“ in der Debatte um die Zukunft der zentral gelegenen Häuser.

Aber wie lange bleibt überhaupt Zeit für die Lösungssuche? Im Ortsrat hatte Fraktionschef Jörg Klockgether (SPD) zuletzt mindestens einen Anstrich für das Kurmittelhaus angemahnt. Materialien wie Holz brauchen eben auch Pflege. „Die Entwicklung ist enttäuschend“, räumt Robert Vallespir (SPD) frei heraus ein. Die Sozialdemokraten hatten sich vom Indoor-Angebot und der Investorensuche mehr versprochen. „Das Ganze gestaltet sich schwierig“, sagt der stellvertretende Ortsbürgermeister. Wie sich die SPD positioniert? „Wir haben noch nicht abschließend beraten, ich will da nicht vorgreifen“, sagt Vallespir.

Bad ein „echter Gewinn“

FDP-Ortsratsherr Heinrich Wiebe macht wiederum keinen Hehl daraus, dass er ein Fan der Schwimmbad-Pläne ist. Anders als Wilgenbus glaubt er, mit Investitionen im niedrigen sechsstelligen Bereich auszukommen. Und er rechnet vor: „In Hahnenklee gibt es 20 Hallenbäder, acht bis zehn davon sind in Betrieb, aber keins ist öffentlich.“ Man dürfe nicht nur die Hotels im Blick haben, sondern auch auf die vielen Ferienwohnungen schauen, die durchaus im Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich lägen. Für deren Nutzer und natürlich für die Einheimischen wäre ein „normales Bewegungsbad“ ein echter Gewinn. Da existierten durchaus Erwartungshaltungen. „Wir reden ja nicht von einem luxuriösen Erlebnisbad“, sagt Wiebe. Und nicht zu vergessen: „Ich insistiere auf den Erhalt des Paul-Lincke-Saales im Kurhaus.“ Hahnenklee habe ja nie wie andere Stadtteile ein Dorfgemeinschaftshaus oder eine Sporthalle gehabt. Wie auch immer: Die nächste Runde wird am 16. Januar eingeläutet, wenn die Lenkungsgruppe zum nächsten Treffen geladen ist.

Es geht nicht nur ums Kurmittelhaus: Das Kurhaus gegenüber ist mit im Paket.

Es geht nicht nur ums Kurmittelhaus: Das Kurhaus gegenüber ist mit im Paket. Foto: Epping (Archiv)

Zur Vorgeschichte: Nach dem Ende der Gespräche über einen Hotelneubau der Hildesheimer Lüder-Gruppe am Großen Kranicher Teich hatte das Beratungsunternehmen Wolfsburg Consult GmbH geprüft, ob das ursprünglich für den Ortseingang geplante Indoor-Freizeitangebot nebst begleitenden Angeboten im Kur- und Kurmittelhaus abgebildet werden könnte. Die „Machbarkeitsstudie zur Revitalisierung der Kureinrichtungen“ wies nach, dass dies mit entsprechenden Umbauten realistisch möglich ist.

Zwei Jahre alte Studie

Das Gutachten lag bereits im Herbst 2022 vor. In ihrer Bestandsanalyse kamen die Experten zu dem Schluss, dass eine „gut erhaltene Gebäudesubstanz“ vorliege und die Strukturen für Indoor-Freizeitangebote gut geeignet seien. Gelobt wird die zentrale Lage direkt am Kurpark – ein „perfekter Standort für Gastronomie mit Blick auf den See“. Das hatte sich auch schon einmal anders angehört, als noch die Hotel-Pläne an dieser Stelle favorisiert und vorangetrieben wurden. In einer Kostenschätzung wird eine Sanierung übrigens auf knapp 6,3 Millionen Euro brutto taxiert (Kurhaus 1,58 Millionen, Kurmittelhaus knapp drei Millionen, Café knapp 776.000 Euro – alles netto). Ein Neubau käme – nach Prognose aus dem Juli 2022 – auf rund 6,9 Millionen Euro.

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