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Konsequenz aus Bombendrohung

GZ Plus IconAb sofort ist das Goslarer Schulzentrum Goldene Aue abgeschlossen

Schülerinnen und Schüler stehen im Sommer vor dem Eingang des riesigen Schulzentrums Goldene Aue.

Geschlossene Gesellschaft: Das Schulzentrum Goldene Aue zieht Lehren unter anderem aus dem Amokalarm im September und ist nur noch zu bestimmten Öffnungszeiten zugänglich. Foto: Heine (Archiv)

Das Schulzentrum Goldene Aue bleibt jetzt die meiste Zeit des Tages abgeschlossen. Eine Erkenntnis aus dem Amokalarm im September. Aber es gibt auch andere Gründe.

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Von Frank Heine
Mittwoch, 19.11.2025, 10:00 Uhr

Goslar. Die Türen bleiben zu – jedenfalls die meiste Zeit des Tages. Die Realschule Goldene Aue und das Christian-von-Dohm-Gymnasium (CvD) reagieren mit Schließzeiten für das gemeinsam genutzte Schulzentrum Goldene Aue auf neue Sicherheitsherausforderungen, wie sie sich unter anderem aus Erkenntnissen zum Amokalarm beziehungsweise zur Bombendrohung vom 16. September ergeben. Das Problem selbst gärt aber viel länger.

„Der Amokalarm war der Aufhänger, aber die Situation war uns auch schon im alten Gebäude ein Dorn im Auge“, sagt Holger Ritzke, kommissarischer Schulleiter des CvD-Gymnasiums. Was er meint: „Es herrscht zu viel Transitverkehr von Schülern, die hier gar nicht hingehören.“ Aber auch fremde Erwachsene seien (zu) häufig im Gebäude anzutreffen. „Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, wenn das Gebäude nicht von jedem zu betreten ist“, betont Ritzke.

DIREKTORENSUCHE FÜRS CVD-GYMNASIUM

Für die Stelle des Direktors am Goslarer CvD-Gymnasium sind Bewerbungen eingegangen. Sprecher Ulrich Schubert nutzte den Plural und bestätigte für das Kultusministerium, dass die Frist für die Suche nach einem Nachfolger für Martin Ehrenberg Ende Oktober ausgelaufen ist.

Holger Ritze ist kommissarischer Schulleiter des CvD-Gymnasiums.

Holger Ritzke Foto: Heine Archiv

„Jetzt folgt eine Sichtung der Unterlagen und Prüfung unter anderem der grundsätzlichen Bewerbungsfähigkeiten“, schreibt Schubert. Nach aktuellem Stand sei eine nochmalige Ausschreibung nicht erforderlich. Nach der Vorprüfung folge das eigentliche Auswahlverfahren. „Unser Ziel ist es, die Stelle schnellstmöglich wiederzubesetzen“, heißt es weiter.

Nach nicht offiziell bestätigten GZ-Informationen ist aber genau eine Bewerbung eingegangen – und die stammt von Ehrenbergs Ex-Vize und gegenwärtigen kommissarischen Schulleiter Holger Ritzke. Das Auswahlverfahren soll demnach noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Sollte Ritzke neuer fester Chef werden, muss sich das CvD-Gymnasium eine(n) neue(n) Vize suchen. Der Langelsheimer Ritzke bekleidet seinen Stellvertreter-Posten seit Frühjahr 2019, als er die Nachfolge von Dr. Jutta Nowack übernahm. Er ist 49 Jahre alt, Vater von drei Kindern, Lehrer für Sport und Biologie und war 2013 vom Seesener Jacobson-Gymnasium als neuer Oberstufenleiter nach Goslar gewechselt. Dort hat er unter anderem die Technik AG ins Leben gerufen.

Größe als Herausforderung

„Das neue Schulzentrum ist noch viel größer und ausgedehnter als vorher“, gibt Realschulrektorin Ulrike Eilers zu bedenken. Etwa mit abgetrennten Clustern, die pädagogisch sinnvoll, aus Sicherheitsaspekten aber auch herausfordernd(er) seien. Schon während des Einsatzes am 16. September hatte auch die Polizei auf Größe und Unübersichtlichkeit des Schulzentrums hingewiesen. „Wir denken, dass die positiven Aspekte überwiegen“, erklärt Eilers. Es sei ja auch nicht verkehrt, wenn Schüler zu Pünktlichkeit erzogen würden. Und wenn etwa wegen Schneefall viele Schüler später kämen, handelten die Schulen selbstverständlich flexibel.

Schreiben an Eltern und Schüler

In einem gemeinsamen Schreiben haben Ritzke und Eilers deshalb Schüler und Eltern am 12. November über den neuen Kurs informiert. „Gemeinsam mit verschiedenen Gremien und Experten haben wir entschieden, aufgrund der Vorkommnisse in den letzten Wochen die Öffnungszeiten des Haupteinganges anzupassen.“ Montags bis freitags ist dort jetzt zwischen 7.35 und 8.05 Uhr, 8.30 und 8.40 Uhr, 9.20 und 9.50 Uhr, 11.15 und 11.40 Uhr, 13 und 14 Uhr sowie 15.15 und 15.20 Uhr offen. Bei Verspätungen müssen sich Schülerinnen und Schüler per Telefon im entsprechenden Schulsekretariat melden. „Bis jetzt sind bei uns noch keine Beschwerden eingegangen“, sagt Ritzke und wertet dies als Signal, dass das Vorhaben akzeptiert werde.

Nach Auskunft von Landkreis-Sprecher Maximilian Strache ist das Abschließen des Gebäudes auch das Ergebnis eines Gespräches, das in der Vorwoche mit Schulleitungen und dem Landkreis als Schulträger bei der Polizei geführt worden sei. Dabei habe die Polizei „die Möglichkeit des Verschließens des Schulgebäudes als Maßnahme erläutert“. Sie ist demnach nicht in Stein gemeißelt und soll nach einigen Wochen gemeinsam evaluiert werden. Beide Schulleitungen hätten die Beobachtung gemacht, dass sich viele schulfremde Personen im Gebäude und auf dem Gelände aufhielten.

„Reine Vorsichtsmaßnahme“

„Es handelt sich daher auch um eine Vorsichtsmaßnahme“, teilt Strache mit. Selbstverständlich ließen sich alle Türen von innen öffnen, sodass sich in einer Gefahrensituation alle im Gebäude befindlichen Personen in Sicherheit bringen könnten. Nach Straches Kenntnis ist das Schulzentrum Goldene Aue die einzige Schuleinrichtung unter Landkreis-Regie, die zu Unterrichtszeiten zwischendurch abgeschlossen wird.

Welche weiteren Schlüsse wurden aus der Amoklage gegeben? Neben internen Formaten hätten die Akteure im Gespräch der Vorwoche die Abläufe und Geschehnisse rekapituliert und die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe besprochen. Das dort zu erarbeitende Konzept soll eine Blaupause für andere Schulen werden.

Täter nicht strafmündig

Mit dem CvD-Gymnasium und seinen 813 Schülern sowie der Realschule Goldene Aue und 628 Schülern sind zwei der drei größten allgemeinbildenden Schulen im Landkreis im Schulzentrum untergebracht. Sie kommen zusammen auf 1441 Schüler, die dort unterrichtet werden. Am 16. September hatte ein Realschüler mit einer Bombendrohung für einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Wie berichtet wird er strafrechtlich nicht belangt, weil er zur Tatzeit noch keine 14 Jahre alt und somit strafunmündig war.

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