Jüdischer Gedenkstein: Streit zwischen Verwaltung und Politik
145 Grabsteine stehen auf dem jüdischen Friedhof an der Glockengießerstraße – und (noch) der städtische Gedenkstein, den die Goslarer Politik jetzt ins Zentrum der Stadt rücken will. Foto: Epping (Archiv)
Sitzungsunterbrechung im Rat und die Vertrauensfrage: Warum trifft sich die Verwaltung mit dem Landesvorsitzenden der jüdischen Gemeinden ohne Vorab-Info an die Politik?
Jüdische Kulturtage
Gedenken an Goslarer Juden: Stein soll mitten in die Stadt rücken
Die Jakobikirche ist der Favorit
Der Vorschlag einer Ratsmehrheit lautete: Der Stein soll vor die Jakobikirche oder alternativ in Rathausnähe rücken – jedenfalls sollte er „vom versteckt gelegenen Standort auf dem jüdischen Friedhof an einen deutlich sichtbaren Platz in der Innenstadt versetzt werden“. Nach einer Ortsbegehung mit Michael Fürst, dem Präsidenten des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, die am 2. Dezember mit den Fachdienstleitern Dr. Falk Lauterbach (Kultureinrichtungen) und Mathias Brand (Tiefbau) erfolgte, stand plötzlich der Moritz-von-Sachsen-Platz – ein Vorschlag der Verwaltung – ganz oben auf der Standortliste. Und das, obwohl Fürst vorher die Politik-Pläne befürwortet hatte. Was wurde dem Mann eingeredet? Dieser Verdacht stand wohl hinter dem Vorstoß, der Rehse sichtbar aufs Gemüt schlug. Er bekam Rückendeckung von Elke Brummer (SPD), die zum einen den Standort nicht als Innenstadt verstand und zum anderen den Namen Moritz von Sachsen „nicht mit Judenfreundlichkeit“ assoziierte, indem sie wohl auf den namensgleichen Herzog und Kurfürsten ein Jahrhundert vorher anspielte, der 1543 per Edikt die Juden aus seinen Landen verbannte.Interview mit Goslarer Zeitzeugen
Walter Levy (103): „Wie verhindert ihr, dass es wieder passiert?“
„Wir wollen uns nicht verkämpfen“
Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) eilte ans Rednerpult, um die Wogen zu glätten. Sie sprach von einem üblichen Arbeitstreffen, bei dem Fürst verschiedene Standorte gezeigt worden seien. Er habe vor den politisch favorisierten Standorten gewarnt: Sie seien unpassend und Vandalismus von vornherein zu befürchten – so die Verwaltung. „Aber wir wollen uns nicht verkämpfen“, bot sie ein Streichen des Punktes an, der nur erklären sollte, wie es zum neuen Vorschlag gekommen sei. „Es hat uns schon gestört, dass Gespräche hinter unserem Rücken geführt werden, und hätten es begrüßt, dabei zu sein, um unsere Argumente vortragen zu können“, entgegnete Rehse, bevor der Rat einstimmig für den alten Vorschlag votierte.
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