Photovoltaik-Anlagen: Hallendächer für Stromproduktion gesucht
Noch werden die einzelnen Photovoltaik-Module auf das Hallendach gesetzt, wie Mario Hebestriet (l.) und Robert Holitschke zeigen. Foto: Eggers
Strom per Sonne produzieren und dann mithilfe künstlicher Intelligenz teuer verkaufen: Die Braunlager Unternehmer Robert Holitschke und Mario Hebestriet sind dabei, ein Geschäftsmodell zu entwickeln und stellten das Projekt jetzt vor.
Braunlage. Die künstliche Intelligenz (KI) ist in vielen Bereichen auf dem Vormarsch. Die beiden Braunlager Unternehmer Mario Hebestriet und Robert Holitschke wollen sie nutzen, um mit Strom Geld zu verdienen. Dabei denken sie auch darüber nach, eine Genossenschaft zu gründen und stellten das Projekt am Dienstag Bürgermeister Wolfgang Langer vor.
Auf den Dächern der beiden Hallen von Mario Hebestriets Getränkegroßhandel in der Straße „Am Brandhai“ werden derzeit 400 bis 500 Photovoltaik-Module montiert. Insgesamt soll eine 1000 Quadratmeter große Fläche für die Stromproduktion mit der Sonne genutzt werden. Im Vergleich zum Nordharz, wo ganze Felder mit Photovoltaik-Modulen belegt werden, klingt das erst einmal nicht viel. Doch die beiden Unternehmer betonen, dass es die größte KI-gesteuerte Anlage im Oberharz sei.
100-Megawattstunden-Speicher
Doch warum wird KI benötigt? „Die künstliche Intelligenz steuert die Stromzufuhr zu den Energieanbietern“, berichtet Robert Holitschke. Er betreibt zusammen mit seinem Vater Martin Holitschke die Firma „Holicom“, die neben Photovoltaik-Anlagen hauptsächlich im IT-Bereich (IT steht für Informationstechnik) tätig ist. Zusammen mit Mario Hebestriet wollen sie den Strom, der auf den beiden Dächern entsteht, in Akkus speichern.

Fünf Megawatt Strom können auf diesem Akku gespeichert werden, den Robert Holitschke (l.) und Mario Hebestriet (r.) heben. Erst einmal 20 dieser 60 Kilogramm schweren Speichergeräte wollen sich die Unternehmer kaufen, die am Dienstag zusammen mit Martin Holitschke (2.v.l.) ihr Projekt Bürgermeister Wolfgang Langer vorstellen. Foto: Eggers
Die künstliche Intelligenz steuert nun die Abgabe an die Energieversorger aus dem Akku. Bei Hebestriet in Braunlage beispielsweise sei ein Speichergerät mit 100 Megawattstunden geplant, in dem 20 Anlagen mit jeweils fünf Megawattstunden Speicher aufeinander gestapelt werden. „Dabei wollen wir den Strom natürlich zu den Zeiten abgeben, zu denen viel benötigt wird und der Preis hoch ist“, erklärt Robert Holitschke. Diese Aufgabe übernehme KI, kündigt er an. Der Holicom-Geschäftsführer hofft so, um die 20 bis 25 Cent, ja vielleicht sogar 30 Cent pro Kilowattstunde zu erhalten.

Auf dem Dach der Firma Hebestriet entsteht derzeit eine Photovoltaik-Anlage. Foto: Eggers
„Nur, wir müssen den Bau einer Anlage ausschreiben“, erklärt das Stadtoberhaupt die gesetzlichen Vorgaben.
Stromtankstelle
Hebestriet und Holitschke, die die Firma „H2 PV-Energy“ gegründet haben, suchen deshalb Unternehmen, Gewerbebetriebe, aber auch andere Eigentümer großer Dachflächen, die Interesse daran haben, eine Genossenschaft ins Leben zu rufen. Ein Anteil für die Mitgliedschaft könnten beispielsweise die Bereitstellung einer großen Dachfläche für die Stromproduktion, aber auch finanzielle Mittel sein.
Dabei sei die Sonne nicht zwingend nötig, um den künftigen 100-Megawattstunden-Akku mit Strom zu füllen. „Wir können uns auch vorstellen, günstigen Strom zuzukaufen, den wir dann KI-gesteuert wieder teuer verkaufen“, sagt Holitschke. So soll Strom während der entsprechenden Zeiten so um die 10 Cent kosten. Und die Braunlager müssen den Strom ja auch nicht zwingend an die Energieversorger verkaufen.
„Wir können ja auch Stromtankstellen errichten“, kündigt der Unternehmer an. An Autobahnen werde jetzt schon teilweise 1 Euro für die Kilowattstunde verlangt, wenn die Autofahrer ihre Elektrofahrzeuge auftanken wollen. Schon mit der Hälfte ließe sich Geld verdienen. Und bei Bedarf könne der Speicher-Akku problemlos vergrößert werden.
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